Künstliche Zähne


 

Seit zirka einem halben Jahr trage auch ich sie, die Zahnprothesen. Von meinem Bestand der 32 durch die biologischen Gegebenheiten erhalten Zähne sind mir nach etwa 5 1/2 Dekaden nur noch vier übrig geblieben. Der Rest wurde von diversen Zahnklempnern sukzessive gezogen. Die einst noch 20 Zähne, die zum überwiegenden Teil eher als Ruinen oder Fragmente im Kiefer saßen, bis auf jene vier eben, im Mai dieses Jahres. Seit dem habe ich tatsächlich die in der Werbung oft verniedlicht dargestellten Dritten.

Gut, ja, gut, ich sach´ma´, ein Kleinwagen, wie es oft von Betroffenen aus sämtlichen Altersklassen - nicht selten großspurig  - behauptet wird, ist es nun wahrlich nicht geworden. Die Kosten von etwas über 500 Euro in Form der Zuzahlung blieben eher überschaubar. Doch, das ist nur die eine Seite der Medaille. 

Auf lange Sicht betrachtet, werde ich nolens volens nicht dabei herum kommen, zumindest die erhaltene Prothese im Unterkiefer durch eine kostspielige Variante austauschen zu lassen. Widrigenfalls werden mir sonst eventuell auch die noch vier erhaltenen Originale abhanden kommen. Und diese Aktion kostet dann so zirka einen gebrauchten Kleinwagen, nämlich zwischen 6.000 bis zu 8.000 Euro ( Zuzahlung, versteht sich )!

Doch zurzeit werde ich die jetzt erhaltene Prothesen - Varianten behalten. Und ob ich mich dazu entschließe, auch die Oberkiefer - Prothese durch Implantate zu ersetzen, ist noch längst kein Thema. Dieses würde dann nochmals um die 8.000 Euro kosten. Viel Geld also.

Bei meiner besseren Hälfte, die zwar regelmäßig eine Zahnärztin in Chemnitz aufgesucht hat, doch deren größtenteils noch vorhandene Zähne erhalten blieben, wird es noch kostspieliger. Die damalige Dentistin hat so ziemlich alles verpfuscht, was es zu verpfuschen gab, weil sie zudem dabei noch betrogen hat und für den Dreck, den die einstige DDR - Zahnklempnerin ablieferte, auch noch viel Deutsche Mark kassierte, wog die bittere Realität bei der Überprüfung der Zähne noch schwerer als es bei mir der Fall war. Diese Betrügerin rechnete doch tatsächlich die durchgeführten Wurzelbehandlungen gegenüber der Krankenkasse im vollen Umfang ab, obwohl sie nur einen von drei Wurzelkanälen behandelte. Statt das Amalgam aus mehreren Zahnfüllungen vollständig zu entfernen pappte diese Pfuscherin einfach neuen Zement sowie andere diverse Stoffe auf die behandelten Zähne auf. In einem der Backenzähne fand sich indes eine abgebrochene Bohrerspitze wieder.  Weil sie dafür die von der Krankenversicherung nicht übernommen Keramikfüllungen gegenüber der Patientin mit einigen Hundert DM abrechnete, beging sie damit weitere Betrugshandlungen.

Die Konsequenz aus dieser elenden Pfuscherei war, dass sich meine bessere Hälfte seit mehr als 2 Jahrzehnten mit beinahe chronischen Kopfschmerzen / einer Migräne herum plagen musste, die jetzt nach der Behandlung vollständig abklangen.

Ehrlich gesagt, wäre diese einstige Betriebsärztin aus dem damaligen Karl - Marx - Stadt nicht seit längerem im Ruhestand, ich hätte eine Klage gegen diese Berufsgratscherin vorbereitet und sie auf eine saftige Schadenersatz / Schmerzensgeldsumme  fest genagelt. So aber, hatte die späte Erkenntnis, dass jene Zahnärztin zu jenen elenden Pfuschern zählte, die zwar eine eigene Praxis führen, damit aber nicht das Schwarze unter dem Fingernagel verdienen und als ein solcher Hungerleider die Patienten verpfuschen und zudem durch nicht erbrachte Leistungen systematisch betrügen. 

In der damaligen DDR, in der auch auf dem medizinischen Gebiet der Zahnheilkunde eine absolute Mangelsituation, die Beschaffung von erforderlichem Handwerkzeug und Materialien betreffend, bestand, wurde die dortigen Dentisten " Zahnärzte des Grauens " genannt.

Nun, wir im angeblich " Goldenen Westen " hatten es dabei um ein vielfaches leichter. es gab ausreichende, insbesondere moderne Technik, genügend spezielles Material und noch mehr nieder gelassene Zahnärzte. Diese konkurrierten miteinander, so dass nicht wenige von ihnen auch wenig verdienten. Der Dentist als Millionär, der Porsche fahrend, in einem Luxus - Anwesen, mit einer viel zu jungen Partnerin / Ehefrau lebt, in der vielen Freizeit Tennis spielend, Segelnd oder großen Reisen unternehmend, sich selbst verwirklichte, war für die Mehrzahl ein cineastisches Lügenmärchen. Die Realität war und ist, dass es eben zu viele Zahnärzte gibt, die sich heutzutage nur noch als Angestellte verdingen dürfen. Zudem sind nicht gerade weniger darunter, die beinahe nichts können. Pfuscher, eben.

Um nicht wieder an solche zu gelangen, hatte ich den Gang zum Dentisten über viele - zu viele - Jahre gemieden. Das rächte sich jetzt. Die Folgen sind wie oben nachzulesen.

Aber: Ich tröste mich damit, endlich einen Zahnarzt gefunden zu haben, der sein Handwerk versteht. Und so werde ich dann / werden wir dann auch, die in den kommenden Jahren anstehenden Behandlungen mit einer gehörigen Portion Vertrauen in den akademischen Handwerker, die erforderlichen Behandlungen über uns ergehen lassen.

Schließlich hängt die Lebensqualität im gesetzteren Alter nicht nur vom Geldbeutel ab, sondern auch von dem Äußeren, damit auch den Zähnen, die bekanntlich auf die Gesundheit eines Menschen einen enormen Einfluss haben. So verstehen wir auch nicht jene Wohlstandsbürger, die zwar einen SUV in der Garage parken, eine Unzahl an Schiffsreisen buchten, nahezu sämtliche Wohltaten des Konsum orientierten Lebens eines Industrieland - Bewohners vorweisen können, aber im Mund ihres gelifteten, geschminkten Gesichts alles andere als Reichtum vorweisen können, weil dort Stumpen, Ruinen, Wracks und sonstwie verformte Zähne zu sehen sind.

Das muss nicht sein, wenn es um die Gesundheit geht, sollten die Prioritäten anders gesetzt werden. Zwar ist diese Erkenntnis bei mir spät gekommen, aber nicht zu spät. Kleinwagen hin, Schiffsreisen her, Gesundheit ist wichtiger!


SPOOKY TOOTH  -  Down River  -  The Last Puff  -  1970:





 

 


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