Gelsenkirchen wählte braun.
Als Sprössling aus einem Proletarierhaushalt lernte ich zu Beginn der 1960er Jahre sehr schnell, dass Kinder ihren Mund zu halten hatten, wenn Erwachsene redeten. Heutzutage scheint es eher umgedreht zu sein, Vor lauter Sorge, dass ihr vermeintlich hochbegabter Nachwuchs auf seinem Weg zu höheren _ vor allem beruflichen - Weihen sich einen blauen Fleck beim Begehen und gleichzeitigen Daddeln mit dem aller neusten Smartphone - Modell holen könnte, wird die eigen Brut bis vor den Eingangsbereich gekarrt.
Nun, seit jenen Jahren, in denen Malocher - Kinder die Volksschule bis zum - nicht unbedingt erforderlichen Abschlusszeugnis - besuchen mussten, um anschließend einen Beruf zu erlernen, ist viel Wasser die Aue, Weser und Elbe herunter geflossen. Die Welt ist längst eine andere geworden; wenngleich nicht viel besser.
Wer sich dann noch einigermaßen zurecht finden möchte, sollte, nein muss, mit der Zeit gehen.
Daran hapert es indes bei nicht wenigen Bürger, dieses, unseres inzwischen tief gespaltenen Landes. Die sozialen Verwerfungen, die es in den 1950ern bis 1970ern in dieser Form noch nicht gab, haben mittlerweile auf die politische Einstellungen Einfluss genommen. Man wählt wieder braun.
So auch in der einstigen SPD - Hochburg Gelsenkirchen.
Hier erzielten die Postfaschisten, also die AfD, satte 24,66 % der abgegebenen und gültigen Zweitstimmenbei der Bundestagswahl 2025 und wurden vor der SPD zur stärksten Partei.
https://wahl.gelsenkirchen.de/votemanager/20250223/05513000/praesentation/index.html
Zwar entsendet der Wahlkreis noch einen SPD - Bundestagsabgeordneten in das sich neu konstituierende Berliner Parlament, doch anhand der einlesbaren Einzelergebnisse zu den Wahlbezirken wird deutlich, wie hauchzart der Stimmenvorsprung des SPDlers Markus Töns ( https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Töns ) vor dem AfD - Kandidaten Friedhelm Rikowski.
Letzterer scheint offensichtlich zum Schwurbler - Flügel der Faschistenhorde rund um Dr. Weidel mit Hauptwohnsitz in der Schweiz zugehören. Denn auf eine simple Frage eines besorgten Bürgers, die da lautete:
" Sollte die AfD in die Regierung kommen, wie schnell verbessert sich die innere Sicherheit dann ? "
Antwortete der im Rentenalter politisierende Mann aus Gelsenkirchen so:
" Die Bekämpfung von Ursachen negativer Erscheinungen ist wesentlich nachhaltiger als die Konzentration auf Symptome. "
Zitiert nach:
https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/friedhelm-rikowski
Nun, ja, so kann ein nicht mehr auf dem Zenit der männlichen Schaffenskraft Lebender die dahinterstehende Grundformel " Deutschland den Deutschen! Ausländer raus! " auch ausdrücken.
Was bei den Männern aus Gelsenkirchen trotz divergierender politischer Ausrichtungen allerdings in etwa identisch sein dürfte, lässt sich kurz und knapp auf ihr Lebensalter ausrichten:
Beide sind nicht mehr taufrisch und haben das sechste Lebens bereits hinter sich gebracht.
Jo, mei, gibt´s koa jung Leid in der ehemaligen Zechenstadt?
Anscheinend nicht.
Die Stadt mit dem ehemaligen Malocher - Flair und dem " Meister der Herzen ", dem FC Schalke 04, dümpelt - wie dieser Fußballverein nun auch - in der zweiten Liga herum. Der seit den 1960ern durch das " Zechensterben " hervorgerufene Strukturwandel hat tiefe Gräben in der Stadt hinterlassen. Die Erwerbslosigkeit ist mit 13, 5 % weit über dem Bundesdurchschnitt, der so genannte Ausländeranteil liegt bei mehr als 20 %. Deren Zahl schrumpft seit 1959 beharrlich und lag 2023 bei nunmehr 265.885. Die ehemalige Zechen -und Kohlestadt verlor in 7 1/2 Dekaden mehr als 135.000 Einwohner.
Nun hat sich wohl auch dadurch das politische Klima in der Stadt verändert. Aus Rot wurde jetzt Braun. Eine Entwicklung, die bereits vor einigen Jahren prognostiziert wurde. Unter anderen in einem von Heribert Prandl, der als Autor und Kolumnist bei der " Süddeutsche Zeitung " tätig ist:
Die Ergebnissen verschiedener Kommunalwahlen sowie der Europawahl 2024 analysierten die Autoren Anika Taschke und Steven Hummel und stellten in einem Beitrag vom Juni des letzten Jahres dabei fest, dass die Erfolge der AfD aufgrund ihrer mittlerweile enormen personellen Präsens auf diesen politischen Ebenen zurückzuführen ist :
https://www.rosalux.de/news/id/52212/alles-blau-braun-im-kommunalen
Der faschistoid denkende Bürger ist längst unter uns. Dieses zeigte sich anhand der Zuwächse in sämtlichen Bundesländern. Und auch in Gelsenkirchen, wie " DER SPIEGEL " am 24. 02. 2025 berichtet:
https://www.spiegel.de/politik/gelsenkirchen-was-die-menschen-zur-afd-wahl-in-der-aermsten-stadt-deutschlands-bewegt-a-1a3fc30a-5124-456e-b677-fd8f4614d5c9?dicbo=v4-su70ZV1-1131171290-1#ref=recom-outbrain
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