Die Inseln der Armen



Der Massentourismus hat sicherlich viele Schattierungen. Ob dieser sich deshalb nur als Schwarz oder Weiß zeigt, dürfte somit eher bezweifelt werden. Fakt ist jedoch, dass dieses gesellschaftliche Phänomen und somit auch Problem, im Zuge der Globalisierung ständig an Bedeutung zunimmt. Mit seinen damit verbundene Licht - und Schattenseiten produziert er deshalb auch Gewinner und Verlierer.

Wer von Touristen, die millionenfach Jahr für Jahr das Ausland, aber auch - und dieses zunehmend -   die inländischen Gefilde besuchen, zum überwiegenden Teil seine eigene Existenz bestreiten kann, der empfindet die, wie Schmeißfliegen einfallenden Menschen dort, als ein Segen. Die andere Seite indes zeigt den zunehmenden Massentourismus als Fluch, weil er die regionale Umwelt vernichtet, große infrastrukturelle Veränderung mit sich bringt und zudem enorme soziale Verwerfungen  hervor ruft.

Einige Mitarbeiter des WDR haben sich im Rahmen der Serie " Die Reportage " vor einiger Zeit aufgemacht und die Kehrseite des Massentourismus anhand der spanischen Inselgruppe " Kanaren " versucht aufzuzeigen.

Zu den " Kanaren " gehören geographisch besehen, die Inseln " Teneriffa ", " Fuerteventura " Gran Canaria ", " Lanzarote ", " La Palma ", " La Gomera " und " El Hierro ", die allesamt vor der nordafrikanischen Küste liegen und geographisch Afrika, biographisch Makaronesien zugeordnet werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kanarische_Inseln


Auf  der Suche nach Fakten für die 45 - minütige Geschichte zu und über die Benachteiligten des dort seit Jahrzehnten grassierenden Massentourismus, wurden die WDR - Mitarbeiter natürlich sofort fündig. Da sind es die vielen Arbeitslosen, die - zum Teil gut ausgebildet - auf den Touristeninseln keinen Job bekommen. Oder es sind die vielen Arbeitnehmer/innen, die in den Gastronomiebetrieben für einen Appel und ein Ei mehr als 60 Stunden pro Wochen wuppen müssen. Und es sind die Taxifahrer, denen das einst lukrative Geschäft mit Fahrten zu ausgewiesenen Sehenswürdigkeiten genommen wurde, weil viele Reiseveranstalter ihre eigene Busflotte auf den Inseln unterhalten, um das Geld selbst einzustreichen.

Auch die ungezählten illegalen Afrikaner, die als Fliegende Händler den Touristenmassen Textilien, Souvenirs oder Schmuck - Imitate anbieten gehören zu den Abgehängten. Ebenso jene Einheimische, die wegen der geschürten Wohnungsknappheit und den explodierenden Mieten für Wohnraum, kaum über die Runden kommen.

Sie alle zählen zu den ausgewiesenen Verlierern des Touristik - Booms, der zur Mitte der 1970er Jahre begann, als Hunderttausende aus England, den Niederlanden, aber auch Deutschland die Inseln besuchten und zirka 20 Jahre danach, sogar dauerhaft bevölkern, weil sie dem schlechten Wetter im eigenen Land den Rücken kehren möchten.

Wo es aber viele Verlierer gibt, muss es auch einige Gewinner geben, die von dem Milliardengeschäft Massentourismus sehr gut leben können. Es sind vornehmlich die Reise - und Touristikkonzerne, die Vermittlungsdienste dafür und die Immobilienbranche, die hier profitieren.

Die Reportage zeigt deutlich auf, dass aber die Armut auf den " Kanaren " zum Teil auch hausgemacht ist. Die spanische Zentralregierung in Madrid hat es seit vielen Jahren nicht verstanden, den durch den Massentourismus eingenommenen Geldstrom in die Kanäle der Einheimischen gleichmäßig zu verteilen. Und so zeigen die Kanarischen Inseln genau das, was es auf dem mehr als 1.480 Kilometer entfernten Festland auch gibt: Von dem Wohlstandskuchen profitieren nur wenige Menschen; der Rest bleibt genauso arm, wie er Generationen vor dem Einfall der Fremden auch war.     


https://www.youtube.com/watch?v=sSjkKeO1FHQ



" Sendelica " : " Master Benjamin Warned Young Albert Not To Step On The Uninsuleted Air " -  " Amina mundi " - 2014:



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?