Lambdasondenkalibrierung


Die vergangene Woche begann nicht gerade viel verheißend. Am Montagabend streikte erneut die Heizung. Das Pelletlager im " Bio Tech Top Light " - Kessel war leer. Ohne Moos nix los, ohne Pellets keine Wärme, ohne warme Bude gibt´s Mecker von der Finanzaufsicht und Staatsregierung. Also trollte ich mich zum wiederholten Mal in den Keller und prügelte mit beiden Fäusten auf das 5 Tonnen - Sack - Silo ein. Kurz danach befahl ich dem Kessel durch Knopf drücken auf dem Display, er möge endlich neuen Brennstoff nachziehen.

Befohlen, getan. Er zog und zog und zog über die 6 Meter lange Plaste - Saugleitung aus dem Sack die Sticks. Nach 10 Minuten verließ ich erleichtert den kalten Keller. Ich setzte mich in die noch handwarme " gute Stube " und stand nach einer Viertelstunde wieder auf, um nach dem Rechten zu hören. Beim Öffnen der Kellertür steckte ich mein ergrautes Haupt in die Tiefe der Dunkelheit und hörte angestrengt nach unten. Jaaaaaaaaaaah! Die sattsam bekannten Betriebsgeräusche des Ofens waren zu vernehmen. Alles Gut!

Ab Mittwochabend drohte mir das gleiche Heimspiel. Wieder ging es ab in den dunklen, kalten Keller. Die Anlage streikte erneut. Jedes Jahr die gleiche Sch..., jedes Jahr der gleiche Dreck?
Ich brachte den Brenner auf dem gleichen Wege wieder zum Glühen und erhielt - darüber war ich dankbar - ein warmes Arbeitszimmer etc.

Donnerstag verlief ohne Heizkessel - Störungen. Dafür sprang am Abend der " Dr. Mazda " nicht an. Die Batterie hatte ihren Heiligen Geist aufgegeben. Eigentlich waren draußen ja nicht die bitterkalten Minusgrade, so, wie wir sie aus den USA herüber gebracht bekamen, aber dennoch. Der Diesel wollte nicht und Anschieben ist nicht. Ich informierte meine bessere Hälfte, die noch in einem verspäteten DB - Zug von Tharandt saß. Die Deutsche Bahn muss auch Geld verdienen, weshalb sie ihre Güterzüge auf den Billigen - Jakob - Strecken ständig präferiert und sie durchfahren lässt, während die Regional - Milchkannen - Container zu warten haben. So einfach ist Kapitalismus!

Also: Einkaufstüten in die rechte Hand genommen und ab zum Bahnhof Dresden - Plauen. Doch der ursprüngliche Paln, in dem nahe gelegenen Supermarkt den Wocheneinkauf erledigen zu wollen, wurde bereits kurz nach den Eintreffen der verspäteten S - Bahn in Richtung Dresdner Hauptbahnhof, von meiner besseren Hälfte diskussionslos verworfen.
Sie hatte sich über den Fleischtransporter der MRB und der DB einen Erkältungsnachschlag eingefangen.

Sie war schlapp und platt, wie die Batterie unseres " Dr. Mazda ". Deshalb verschoben wir den Einkauf auf den Freitag. Der Nachbar leistete zuvor Starthilfe, der Diesel sprang an und der Einkauf konnte erledigt werden.
Dafür wurde die Erkältung bei meiner besseren Hälfte heftiger.
Schniefend, prustend und hustend, quälte sie sich über den Freitag.

Am Abend dieses halbwegs erfolgreichen Tages streikte die Heizung erneut. Dieses Mal hatte ich es nicht rechtzeitig vor dem Schlafen gehen auf dem Radar. Der Kessel heizte nicht mehr auf, die Räume blieben kalt und die beiden Kaminöfen mussten am folgenden Samstagmorgen in Gang gesetzt werden.

Nach kurzer Zeit brannten beide Öfen und gaben wenigstens für 3 Räume die gewünschte Wärme ab. Schniefend, röchelnd und niesend verbrachte meine bessere Hälfte den gesamten Vormittag auf der Wohnzimmercoach, während ich unten im kalten Keller herum werkelte. Ich schraubte am Sack - Silo eine runde Metallplatte ab, die sich im hoch trabende Techniker - Kauderwelsch Revisionsklappe nennt. Na, etwas übertrieben ist das schon. Eigentlich sollte darüber nur die Förderschnecke, die unterhalb des Sack - Silos in einem Stahlkasten eingebaut wurde, erreichbar werden. Und dieses nur bei Störungen. Eine solche lag jetzt vor.

Nachdem ich die Klappe abgeschraubt hatte, griff ich in das Innenleben und presste das dort abgelagerte Mehl der Pellets mit der Hand heraus. Hustend schob ich dieses zur Seite. Dann schraubte ich die Klappe, also den runden Deckel, wieder an den Stahlaufbau und ließ die Saugeinrichtung laufen. Der kranke Patient arbeitete zwar, er zog aber nicht genügend Pellets aus dem Behälter. Nach einer Viertelstunde gab dieser dann auf. Die rote Kontrollleuchte auf dem Display blinkte und die Laufschrift darunter meldete: " Pelletbehälter leer ".

Ich wiederholte die gleiche Prozedur und erhielt das gleiche Ergebnis. Erst beim dritten Mal war der Brennstoffbehälter am Kessel gefüllt. Ich stellte die Heizung mehrere Male aus und betätigte dazu den Hauptschalter, der oben an der Außenwand des Heizungsraums angebracht wurde. Es tat sich nichts. Die Heizung machte keinen Mucks. Kurz danach ließ sie mich aber über die Laufschrift am Display wissen " Lambakalb". Was dieses Untier zu bedeuten hat, wurde mir beinahe in jedem Betriebsjahr klarer. Nichts gutes, eben!

Dieses Meldung kann ein mittelschweres Erdbeben auf dem Online - Konto verursachen. Dann nämlich, wenn ein Fachmann, ein Servicetechniker, ein gelernter Mann der Heizungsstörungen, an diese Sache heran geht. Wir haben zwar einen Solchen einen Steinwurf von uns entfernt in der Nachbarschaft wohnen, doch der hatte bereits vor Jahren abgewunken. Davon, somit von Pelletheizungsanlagen hat er " keene " Ahnung. Da der einstige Experte auf diesem Gebiet uns vor einigen Jahren in der Kälte hat sitzen lassen, weil er für den Austausch der beiden Kohlebürsten des Brenners keine Knete verdienen konnte und in den Mails nur " dumm Tüch sabbelte ", war jetzt " selbst ist der Nicht - Fachmann " angesagt.

Ich googelte zunächst und fand einige Seiten zu dem Thema " Lambdasondenkalibrierung ", wobei mir zunächst nicht so richtig bekannt war, was es mit dieser Störungsmeldung, die aber eigentlich keine richtige war, denn das rote Signallämpchen blinkte ja nicht auf, auf sich haben könnte. Den technischen Begriff " Lamdasonde " kannte ich bereits aus jener Zeit, in der die erste PKW mit Katalysatoren auftauchten und über den Fortfall der Kfz - Steuer subventioniert wurden. Ich fuhr ab 1987 einen " Mazda 323 " mit Kat, las dann und wann von Horrormeldungen über Waldbrände, die von solchen Autos verursacht worden sein sollten und hatte aber nei das Gefühl, damit je etwas zu tun haben zu müssen.

Also eine solche Lambdasonde regelt die im Ofen das Mischverhältnis von Luft zu dem beim Verbrennen der Pellets entstehenden Kohlenmonoxydgehalt und beeinflusst damit die Brennstoffzufuhr. So weit, so unbekannt. Dann las ich den alles entscheidenden Satz eine Heizungsexperten: " Werden Pellets mit zu viel Staubanteilen in den Brennerraum eingeführt, misst die Sonde ein zu hohen Schadstoff wert und der Kessel wird nicht über eine Brennerlanze, die wie ein etwas größerer Fön aussieht, gezündet. Die Heizung streikt!

Na, toll! Und jetzt? Ohne Techniker, an einem Samstagmittag?

Ich las weiter. Der Pelletvorratsbehälter sollte dann in jedem Fall entleert und manuelle gereinigt werden. Aha! Und dann? Die Lambdasonde muss danach wieder kalibriert werden. Was heißt das? Sie ist neu einzustellen. Aber, wie, um aller Welt soll das gehen? Da komme ich nicht ran!

Ich sputete mich nach dem Mittagessen in einer nur halb - warmen Küche, die Gurke da unten im Keller wieder in Gang zu bekommen. Wieder und wieder schaltete ich die Heizungsanlage am Display ein, dann wieder aus. Auch der Hauptschalter wurde von mir malträtiert. Es tat siche einfach nichts. Dann schraubte ich das Blech zum Pelletlager am Kessel ab. Ich holte mehrere Behälter, den Staubsauger und begann die mindestens 60 Kilogramm Holzpellets aus dem Blechtank zu schippen. Überall war das Holzmehl zu sehen. Ich besorgte mir ein mittel großen Küchensieb und schüttete die Wanne, die Plasteschüssel und die beiden Eimer nach und nach in einen dritten Plasteeimer und siebte den Schmott ordentlich durch. Dann schüttete ich die entstaubten Pellets zurück in das Lager. Nach mehr als einer halben Stunde war die Reinigungsaktion beendet. Ich verschloss den Pelletbehälter am Heizkessel wieder und stellte die Anlage wieder auf Betrieb. Es tat sich - wie zuvor auch - nichts. Der vorgesehene Ablauf, dass der Kessel zunächst den Brennerrost automatisch reinigt, dann Pellets einfüllt und zuletzt zündet, funktionierte nur bis nach der Rostreinigung. Dann zeigte das " Lambdakalb " an. Das war´s!


Mittagspause. Ich grübele über eine Lösung unseres technischen Problems und male mir dabei den Eintritt eines Super - Gaus aus. Die Nachttemperaturen sinken von plus 3 bis 5 Grad auf - wie einst vor einigen Jahren im Winter selbst erlebt - minus 20 ° C ab. Der Horror!
Die Anlage friert dann ein. Die kalten Flunken bleiben und die Erkältung dabei natürlich auch.
Frustriert begab ich mich in die kalte Küche und stellte den Backofen des " Smeg " - Herdes an. Wenigstens der funktionierte und spendete alsbald ein wenig Wärme.

Nach einem kurzen Päuschen schaute ich erneut ins World Wide Web und gelangte auf ein Forum, in dem sich schlaue Laien mit noch schlaueren Halblingen aus der fremden Welt der Technik über allerlei Problem, Fehler und sonstige nicht technischen Malöre austauschen und sich dabei wechselseitig virtuell abwatschen. Aber immerhin bei all dem Gesülze dort, plötzlich kam mir die zündende Idee. Die Lambdasondenkalibrierung wurde dort mit " automatisch " angegeben. Wieso das? Ich las noch einige Minuten weiter, scrollte den ganzen Thread nach unten und konnte mir diesen technischen Ablauf nur so erklären, dass der Kessel sich, nachdem er wegen Wartungs - oder Reparaturarbeiten ausgestellt werden musste, natürlich erst wieder selbst einzurichten hatte. Ein entsprechendes elektronischen Programm sah dieses nun vor. Also: Nichts mit manueller Einstellung und so.

Es war inzwischen 15.00 Uhr, in einer halben Stunde würde mein SV Werder bei den Freiburgern im Breisgau aufzulaufen haben, sich dabei von einem miserablen Wetter im Stadion, den mauernden und holzenden Breisgauern, aber auch einer schwachen Vorstellung selbst, die drei erhofften Punkte abluchsen und dabei von einem miserablen Schiri aus der Bazi - Metropole auch noch verpfeifen lassen. Okay, Schwann drüber. Das war nix!

Dann wollte ich es aber wenigstens noch mal von der Pellet - Heizungskrücke wissen. Geladen stand ich auf und wollte nach dem 0:1 in den Heizungskeller stampfen. Ich hatte kaum die Kellertür aufgemacht, dann drangen mir wohl bekannte, ja, so heiß geliebte Geräusche entgegen, dass ich das Pleitespiel gegen die Breisgauer sehr schnell vergaß. Voller Freunde berichtete ich meiner schniefenden, hüstelnden, jammernden, bessern Hälfte von dem Erfolg des Menschen über ihm unbekannte Technik.

Nein, ich bin kein großes, technisches Genie, Auch wenn ich mich im Verlauf der vielen Lebensjahre dann und wann mit ihr versuche. Es begann mit einem " Trix " - Metallbaukasten, setzte sich über eine zusammen geschusterte Stereo - Anlage nebst Mischpult der Marke Eigenbau, das ich von einem Nachbar gekauft hatte, fort und endete selbst bei den vielfältigen Reparaturen an meinen roten, lindgrünen, gelben und marineblauen R 4 nicht. Ob die durchgerostete Auspuffanlage, die ausgelutschte Batterie oder die Kohlen der Lichtmaschine, ich versuchte mich an diesen Dingen einfach, um die Knete für die Werkstatt zu sparen. Wenn es nicht anders ging, suchte ich diese in Bückeburg dann doch auf. So auch, als der zweite R4 mal wieder nicht ansprang und ich die Handkurbel auspacken musste. Ich erklärte dem Werkstattmeister und Mitinhaber des Autohauses Sch. in Bückeburg von meinem Problem.
" Der springt manchmal nicht an, obwohl die Batterie fast neu ist. ", behauptete ich unfachmännisch.
" Das kann nicht sein, der kann ja nicht denken. ", entgegnete Kfz - Meister Sch. mir in einem süffisant, arroganten Ton.

Es stellte sich bei der Durchsicht heraus, dass die Verteilerkappe leicht gerissen war und darüber Feuchtigkeit in dieses wichtige elektrische Teil des Innenlebens dringen konnte. Dadurch funktionierte die elektrische Zündung nicht richtig. Er tauschte die Kappe aus, säuberte die Kontakte und setzte sich in den grünlichen Gartenstuhl. Dann drehte er das Zündschloss herum. Der R4 - Rödel sprang wie eine Eins an. Er wiederholte das Prozedere gut ein halbes Dutzend Mal.
" So, dass war´s! ". Dann unterschrieb er einen Werkstattzettel und entließ mich in Richtung des Büros. Dort rechnete eine kaufmännische Mitarbeitern den Betrag aus, den ich zu berappen hatte. Die Verteilerkappe kostete das Doppelte des Stundenlohns. Na, ja, dafür, dass ein Auto auch damals nicht mitdenken konnte, war das schweineteuer.

Sicherlich konnte es einst nicht Denken, aber es hätte wenigstens mir klar machen können, dass es nicht anspringen und mit mir irgendwo hinfahren will. Doch ein Mal das machen, was ich wollte und ein anderes Mal streiken, das geht gar nicht.

Und so überlegte ich mir bei solchen technischen Problemen, was sein kann und was nicht. Die Batterie unseres " Dr. Mazda " ist zwar nicht vollständig aufgeladen, aber dafür habe ich gegen die Kälte und die Feuchtigkeit jetzt eine Decke auf den Motorblock und die Batterie gelegt. Das hilft, wenn auch nicht bei einem Heizungsausfall, wenn der Pelletkessel nicht anspringen will und anzeigt, er müsse erst die " Lambdasondenkalibrierung " durchführen.



" Kanoi & KRPL " - " Hell Was´nt Built In A Day " - " Das blutige Samenkorn " - 2016:



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