Exit vom BREXIT!


Nun ist es zunächst vorbei mit dem medialen Palaver rund um den Ausstieg Großbritanniens / Englands aus dem warmen Wohnzimmer der Europäischen Union ( kurz auch BREXIT genannt ). Es ist doch tatsächlich ein viel beschriebener " Deal " zustande gekommen. Die mehr als 400 Seiten nebst Anhang umfassende Schwarte sieht so allerhand Regelungen vor, die es vielen Engländern, aber auch EU - Bürger einfacher machen sollen, die Krux der globalisierten Wirtschaft verstehen zu können.

Die Briten mären ja bereits seit mehr als 5 1/2 Jahren an dem erwünschten Ausstieg herum. Und nun soll es endlich soweit sein. Der große Wurf, der fantastische Deal, den der jetzige Premierminister Johnson seinen Wählern präsentiert, er ist indes eher eine Mogelpackung. Was einst dem Plebs als Fortschritt präsentiert wurde, nämlich ein von den angelegten EU - Fesseln befreites England, bliebt nahezu vollständig dem europäischen Handels - und Kooperationspartner erhalten.

 Was vor Jahrzehnten noch ein Teil des britischen Understatement war, schrumpft nun, so 50 und mehr Jahre später, zu einem einzigen Gang nach Canossa zusammen. Der Premier musste eine Vielzahl von Zugeständnissen machen, sonst hätte er jenen Zustand auf seine Kappe nehmen müssen, von dem der gemeine Engländer noch kurz vor Weihnachten einen eindrucksvollen Vorgeschmack erhielt. Die Grenze zum Kontinent, der ja üblicher Weise mittels des " Ärmel - Kanals " bequem erreichbar ist, war dicht. Weil " Corona " es so wollte, die Franzosen vor der neuartigen, englischen Abart der Seuche große Angst hatten, riegelten diese den Verkehr aus England ab. Zirka 10.000 LKW stauten sich zeitweise in Dover und kamen nicht mehr rechtzeitig zum Weihnachtsfest in ihre osteuropäische, aber auch deutsche Heimat. Ein Desaster aller erster Güte.

Johnson, der dritte Premier nach Cameron und May, der sich am BREXIT versuchte, stand jetzt mit leeren Händen dar. Was sollte er seinen Wähler und den übrigen Engländern empfehlen? Den Ausstieg vom Ausstieg? Niemals! Den Ausstieg ohne Abkommen, so wie er ihn über Monate predigte? Das Fiasko von Dover vor Augen, sagte er auch dazu " No "!

So setzte er sich persönlich in den Flieger nach Brüssel und verhandelte mit " Uschi ", der EU - Oberen. Die ließ ihn zappeln, aber nicht sein Gesicht verlieren. Denn wer das Abkommen genauer unter die Lupe nimmt, wird unschwer erkennen, dass nahezu alles beim Alten bleibt. England muss keine Zoll - Barrieren fürchten, wodurch die Waren auf der Insel nicht noch teurer werden würden. Und, die Fischer, die eh ein verschwindend geringen Anteil an jenem Bruttosozialprodukt Englands beitragen, müssen keine weitere, unliebsame Konkurrenz fürchten. Ihre Fangquoten bleiben nahezu gleich. Was aber die größte BREXIT - Lachnummer sein dürfte, ist jene Vereinbarung, wonach England auch weiterhin in den EU - Topf mit Namen " Horizont 2020 " einzahlt, um darüber einen großen Anteil zur Finanzierung seiner Forschungs - und Entwicklungsinstitute, insbesondere der vielen Universitäten des Landes, zurück zu bekommen. Na, bitte, wer sagt´s denn?

Thatcher´s frommer Spruch bei Eintritt in die damalige EG wurde berücksichtigt. " How can get my money back? " Aber, klar doch, die Engländer bekommen ihre eingezahlten Millionen Pfund - Tranchen in Form von Fördergeldern an ihre ansonsten nieder gehenden Wissenschaftsinstitute nahezu vollständig zurück gezahlt. Was das jetzt mit " deal or no deal " gemeinsam hat, erschließt sich dem Kontinentaleuropäer und Bürger der EU wahrlich nicht.

So darf der blasse Boris mitsamt seinen Anhängern den Austritt aus der ungeliebten EU zum Jahreswechsel feiern. Aber nur mit Mund - und Nasenbedeckung, ohne Massenauflauf sowie zu viel Alkohol.



ELLISON  -  Winter Slutch  -  1971:




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