Kein Klempner von Beruf




Vor ein paar Tagen kam wieder ein Paket. Die Zusteller kennen unsere Adresse bereits genau. Es sind überwiegend junge oder jüngere Männer mit so genanntem Migrationshintergrund. Alle haben ein höfliches, ja sogar sehr freundliches Auftreten. Sie sind sicherlich dankbar, dass sie einen Job bekommen haben. Dieser dürfte in diesen " Corona " - geschwängerten Krisenzeiten auch krisensicher sein, denn der On - Line - Handel boomt. Auch bei Anbietern, die sich nicht von Banzo´s " amazon " - Imperialismus knechten lassen wollen. Jetzt, wo Weihnachten vor der Tür steht, haben die Billig - Lohn - Brigaden in dem Reich des glatzköpfigen Multi - Miliardärs aus dem Land der unbegrenzten Albträume die Arbeit nieder gelegt. Die Geknechteten verlangen von der Führungsriege des US - Amerikaners in Deutschland endlich einen anständigen Tarifvertrag. Damit sollen die unanständigen Arbeitsbedingungen zumindest anständig entlohnt werden. 

Als Sprössling aus einer Malocher -  Familie haben die streikenden Jongs un´Deerns meine volle Sympathie. Schließlich war ich ja selbst einmal Geknechteter. Das ist zwar bereits mehr als ein halben Jahrhundert lang her, aber dennoch sind so einige Erinnerungen an jene Lehrjahre, die mundartlich keine Herrenjahre sein durften, geblieben. Damals, also ab dem 1. April 1969 musste ich eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann antreten. Die Eltern wollten das so. Und die hatte das Sagen. Weil ich zuvor eher ein fauler, nicht motivierter und ängstlicher Schüler war, hatte ich es - vornehmlich wegen meiner Herkunft - nur zu einem profanen Volksschulabschluss gebracht. Was in der Konsequenz dazu führte, dass ich eben eine Lehre machen musste.

Nun, also zirka 50 Jahre später, kamen mir meine nur noch rudimentär vorhandenen Kenntnisse aus jenen 3 Nicht - Herrenjahren zu gute, denn in dem Paket, dass nicht vom Giganten " amazon " versandt worden war und auch nicht über " Hermes ", " DPD " oder " UPS " zugestellt wurde, sondern von der Post, also " DHL ", befand sich ein Wasserhahn. Exakter beschrieben: Eine Einhand - Spültisch - Mischbatterie mit schwenkbaren Braus - Auslauf, verchromt, 30 Zentimeter hoch. 

Ein Schmuckstück also, das die " Miele " - Einbauküche noch mal richtig aufwertet. Meine bessere Hälfte hatte sich diese von unserer Tochter und Vermieterin gewünscht. Die zu jenem Zeitpunkt noch installierte Küchenbatterie sah zwar auch nicht so übel aus, sie hatte jedoch den entscheidenden Nachteil, dass sie keinen Brausekopf besaß und nur eingeschränkt bewegt werden konnte.

Da stand es nun, das " DHL " - Paket, was zuvor von einem deutschen Zusteller, der mutmaßlich Festangestellter des Post - Ablegers ist, im Schweinsgalopp im Haustürbereich abgelegt worden war. Irgendwie hatte ich an diesem Freitagvormittag das Gefühl, meine bessere Hälfte wird nach dem Auspacken und dem Sichten des Armatur die Forderung erheben, dieses Schmuckstück möglichst zügig, nein, eher umgehend, montiert zu wissen. Ja, so war es denn auch.

Zunächst kam unser Schwiegersohn ins Spiel. Er könne ja, das landläufig als Wasserhahn bezeichnete gute Stück am Samstag oder Sonntag bei uns installieren. Samstag? Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Nee, Samstag geht auf gar keinen Fall, da spielt Werder gegen Mainz um Punkte gegen den Abstieg. Also, Samstag geht gerade nicht. Und Sonntag. Nee, Sonntag passt es auch nicht. Da wollen wir Joggen; zudem wird die betagte " IKEA " - Glasvitrine abgeholt. Ergo: Selbst ist der Mann

So ließ ich mich denn - voll der Freude über den Last - Minute - Sieg meiner Grün - Weißen beim letztjährigen Angstgegner Mainz 05 - am Sonntagmorgen dazu herab, den edeln Küchenspülen - Schmuck zu montieren. Was aber zunächst bedeutete, den alten Hahn, nein, die ältere Armatur zu demontieren. Gesagt, getan.

Ich holte aus dem Keller eine schon reichlich betagte Rohrzange, später noch einen Kreuzschlitzschraubendreher und legte los. Zunächst musste ich die beiden, von Fachleuten angebrachten Eckventile zudrehen. Dann kamen die Verschraubungen zu der Armatur an die Reihe. Zuletzt löste ich die Überwurfmutter an der alten Spültischbatterie. In umgedrehter Reihenfolge montierte ich nun das neue Schmuckstück.


Nach zirka einer halben Stunde, die Herausnahme und das komplizierte Einschieben der beiden Spültisch - Schubkästen nicht mit gerechnet, war der edle Designer - Wasserhahn funktionsfähig. Schnell testete ich den Warm - sowie Kaltwasserzufluss. Alles funktionierte einwandfrei.

Na, bitte, wer sagt´s denn. Gelernt ist gelernt. Schließlich hatte ich es beruflich mal mit vielen Klempnern zu tun, als diese ihre Materialien bei Altenburg einkaufen mussten, weil es weit und breit keine anderen Anbieter ( außer in Stadthagen und Minden ) gab. Heutzutage gibt es doch Baumärkte und weil diese aber oft viel zu teuer sind, kauft der Nicht - Klempner über das Internet beim Direktversandhändler ein.

In zwei Tagen ist Weihnachten. Das schönste Geschenk für meine bessere Hälfte war die Spültischarmatur mit Einhandmischer und schwenkbarem Brausekopf - Ventil. Preis? Na,ja, es war zu bezahlen. Einbaukosten? Nahe Null, weil ich ja eigentlich kein Klempner von Beruf bin. Oder etwa doch?



CANNED HEAT  -  Let´s Work Together  -  1970:


    


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