Der peruanische Tanzlehrer

 



Mit der Liebe im allgemeinen und der zwischen Frau und Mann im besonderen, ist das ja so eine Sache. Da kann es schon dann und wann zu erheblichen Irritationen kommen, wenn die Rollen nicht klar verteilt, die Vermögensverhältnisse und vor allem das geregelte Einkommen - trotz aller Bemühungen - in einem ungesunden Gleichgewicht bleibt.

Als vor vielen Jahren eine damalige Arbeitskollegin meiner besseren Hälfte sich - nicht unberechtigte - Sorgen um das Wohlergehen ihrer Tochter machte, war denn so manches Mal guter Rat teuer.

Die Tochter lebte in der spanischen Hauptstadt Madrid und war dort für ein deutsches Sprachinstitut tätig. Ein durchaus attraktiver, weil auch nicht so schlecht bezahlter Job.

Eines Tages lernte sie zufällig einen gut aussehenden, jungen Peruaner kennen, der dort eine lateinamerikanische Tanzschule betrieb. 

So kam zusammen, was nicht nur von der Mentalität nicht zusammen gehört. 

Die junge Dame zog zwar mit dem Tanzlehrer noch nicht zusammen, plante alsbald die Zukunft mit diesem. 

Der Peruaner wohnte deshalb weiterhin zusammen mit seiner Mutter und weiteren Geschwistern in einem, eher als Bruchbude zu bezeichnenden Haus am Rande von Madrid. 

Schon kurze Zeit nach dem Kennenlernen bat der Tanzlehrer die junge Frau, ihm aus einer vorübergehenden finanziellen Klemme zu helfen, denn seine Mutter sei plötzlich sehr krank geworden und habe nicht das Geld für eine teure ärztliche Behandlung. Da das spanische Gesundheitswesen alles andere als sozial zu bezeichnen ist, denn es sind nur Basisbehandlungen von den Kassen abgedeckt, half die Verliebte ihrem Angebeteten großzügig aus der Patsche.

Aus dem einem Male wurde eine Dauereinrichtung. Die junge Angestellte mit dem besserem Verdienst hielt sodann die gesamte Familie des Tanzlehrers finanziell über Wasser. 

Liebe macht blind? Liebe kann zeitweise die Gedanken vernebeln.

Als dann die als Melkkuh umgepolte Dame aus Deutschland überraschend schwer krank wurde, da sie sich bei einer Auslandsreise eine Virusinfektion einfing, flog das gesamte Geschäftsmodel des Peruaners nebst Anhang auf.

Weil das spanische Gesundheitswesen eben nur lückenhaften Schutz bietet, musste die junge Deutschen eine saftige Rechnung über verschiedene Behandlungen sowie Medikation dazu selbst tragen. Doch nun war auf ihrem Konto kaum Geld dafür vorhanden. Da wurde sie endlich wach.

Sie stellte den Herzallerliebsten zur Rede. Der hatte nur Ausflüchte auf ihre präzisen Fragen nach dem Verbleib des einstigen Kontoguthabens parat. Sie gab ihm spät, wohl aber nicht zu spät, den berühmten Laufpass.

Erst hiernach kam die ganze Wahrheit ans Licht. Neben der jungen Deutschen unterhielt er weitere Beziehungen zu anderen Frauen, denen er in ähnlicher Weise die Kohle aus der Tasche geleiert hatte. Der Gigolo aus dem fernen Peru, der Frauenschwarm, war beruflich eine Null. Seine Tanzschule brachte nahezu nichts ein. Er verdiente damit nicht das schwarze unterm Fingernagel. Eine Luftnummer, ein Blendwerk also, mit dem er andere Frauen angelockt und wie Weihnachtsgänse ausgenommen hatte.

Er benötigte deren Geld, um seine Großfamilie aus Peru in Spanien zu versorgen. Die hatten weder einen Job, noch bemühten sie sich darum. Nachdem das Lügengebilde in sich zusammen gebrochen war, verließ die peruanische Familie Madrid und zog zurück in die Heimat, in die Tristesse und das armselige Leben, aus dem sie zu entfliehen versucht hatte.

Merke daraus:  Drum prüfe, wer ein gemeinsames Konto eröffnet, ob der andere es ehrlich meint? Sonst kann es schnell zu einem Tanz auf dem Vulkan werden.


JETHRO TULL   -  She Said She Was A Dancer  -  Crest Of A Knave  -  1987:



STEVE WINWOOD  -  Spanisch Dancer  -  ARC Of A Diver  -  1980:


    


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