Katja Hoyer und ihr verquerer Blick auf die Deutsche Demokratische Republik
Wenn ein Autor von oder aus der Vergangenheit berichtet, muss seine Sichtweise nicht immer der Realität entsprechen. Das mag daran liegen, dass die individuellen Erinnerungen an einen bestimmten Zeitabschnitt mit zunehmenden Alter und / oder im Laufe der Zeit verblassen sowie die eigenen Sichtweise darauf sich verändert.
Wenn eine 1985 in Guben geborene Frau ein Sachbuch über die DDR schreibt, kann dieses - naturgemäß - nur aus recherchierten Fragmenten zum Lebensalltag in diesem Staat bestehen. Weil diese den Lebensalltag aus eigenen Erfahrungen als vier - bzw. fünfjähriges Kind wohl kaum reflektieren kann, wird dieses nolens volens nur durch Schilderungen aus dem Schrifttum oder vom Hörensagen möglich sein.
So sollte denn auch das Sachbuch der 37 - oder 38jährigen Katja Hoyer mit dem Titel " Diesseits der Mauer " nicht als ein gelungener Versuch betrachtet und bewertet werden, durch den die DDR als Staat und in ihm die hier lebenden 16, 4 Millionen Menschen als Gesellschaft neu beschrieben und andersartig als bisher bekannt skizziert werden.
Das der Verlag Hoffmann & Campe selbst werbend das heraus gebrachte Buch in höheren Sphären einordnet dürfte vollkommen klar sein, denn er verkauft es schließlich:
https://hoffmann-und-campe.de/products/63884-diesseits-der-mauer
Die von Berufs wegen rezensierenden Kritiker sehen die Aussagekraft jenes 600 Seiten Wälzers der Frau Hoyer allerdings etwas differenzierter. Wenn die DDR - Geschichte neuartig beschrieben werden könnte, müssten alsdann Fakten benannt werden unter deren Zuhilfenahme dieses erfolgt.
Das sehen die Rezensenten in diesem Buch der Frau Hoyer nicht oder sie können eben Belege hierfür nicht erkennen.
Auch der sich kritisch - distanzierend mi dem Buch auseinandersetzende Beitrag der ebenfalls in den den letzten Jahren der DDR geborene Franziska Kuschel im " SPIEGEL " ( Ausgabe - Nr. 20 / 2023, S. 38 ff ) tutet in das gleiche Horn. Wenn dieses Werk einen Anspruch auf eine neuartige Interpretation der DDR - Historie erheben möchte, zeigt es sich inhaltlich als zu wenig differenziert und enthält zudem vielfältige handwerkliche Unebenheiten ( Frau Kuschel nennt diese " faktische Fehler " ).
Nun, ja, jeder Außenstehende, der das Alltagsleben des zweiten deutschen Staates ( besser und wenige wertend wäre allerdings: des anderen oder weiteren deutschen Staates ) zunächst nur in Form der Sekundärquellen wie Rundfunk, Fernsehen, Bücher und Zeitschriften, grob einordnen konnte, dem dürfte der ewig währende Streit um das " wahre " Dasein ein wenig irritieren.
Zudem sind dazu abgegebene Beiträge von Hobby - Rezensenten wenig hilfreich. Sie polarisieren nur zusätzlich.
Was für einen - angeblichen - Leser ein Sammelsurium von positiven Rückerinnerungen in den 40 Jahren des real sozialistischen Staates sind, werden für einen anderen Hobby - Kritiker wahrhaftig geschilderte Rückblenden ohne den all gegenwärtigen Doctus der " Besserwessi " - Rechthaberei einfließen zu lassen.
Eine dritte, als Synthese zu sehenden Meinung sieht jene niedergeschriebenen 600 Seiten aus der nicht gerade ereignisarmen Historie des Staates östlich der innerdeutschen Grenze irgendwo dazwischen, weil es sicherlich weder nur schlechte sowie nur positive Gegebenheiten in der DDR gab.
Mit billiger Polemik , wie sie die vermeintlichen Leser mit dem Pseudonym " Amazon Kunde " ablassen und bis hin zu dem abgesondert Schwachsinn des " xyz " lässt sich das Buch von Frau Hoyer nun wahrlich nicht erklären. Reaktionärer Müll aus den Hirnen von " Ehemaligen " oder noch immer DDRlern ist nicht geeignet, ein durchaus lesenswertes Buch ( im bezweifele dazu, dass jene hier hetzenden Schmierfinken das Buch binnen weniger Tage so durchgelesen haben, um sich eine Kritik hierzu erlauben zu können ).
https://www.amazon.de/Diesseits-Mauer-Eine-Geschichte-1949-1990/dp/3455015689
Nun, wie dem auch immer sei: Ich werde nach einer Diskussion mit meiner besseren Hälfte, der es vergönnt war, seit 36 Jahren in der untergegangenen DDR ihr eigenes Leben mehr schlecht als recht zu bestreiten, das Buch genauso lesen, wie jenes von Herrn Oschmann, dass in eine andere Richtung zielt.
Allerdings berücksichtige ich dabei, dass die Frau Hoyer qua Geburt ein Elternhaus vorfand, das sich in der Tat als systemkonform gezeigt hat. Wer als NVA - Offizier und als Lehrerin einst das DDR - Leben erfuhr, war zudem privilegiert und da trifft die uralte Weisheit zu, die da gnadenlos entlarvend erkennen lässt, das " wessen Brot ich ess´, dessen Lied ich sing " auf zu DDR - Zeiten anwendbar war.
SIMA - Breaking Down The Walls - This Is My Truth ------------------2012:
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