Und wieder ist ein Unternehmen aus den WiWu - Jahren pleite?

Vor exakt einer Woche meldeten die Medien dieses:



Wieder steht ein namhaftes Unternehmen aus der Hochzeit des westdeutschen Wirtschaftsbooms ab den 1950er Jahren vor dem Aus. Das ehemalige Versandhaus KLINGEL aus dem hessischen Pforzheim ist in finanzielle Schieflage geraten. Die beantrage Insolvenz in Eigenverwaltung ( §§ 270 ff Insolvenzordnung ( InsO ).
Das Verfahren ist nur dann möglich, wenn der Schuldner, also hier die KLINGEL GmbH & Co KG, über einen Gläubigerausschuss zusammen mit den zu benennenden Hauptbeteiligten einen Sanierungsplan vorlegen kann, der im Anschluss daran bei einer einzuberufende Gläubigerversammlung zur Abstimmung eingereicht und alsdann genehmigt werden muss.

Ein durchaus kompliziertes Verfahren, was nur dann möglich ist, wenn der insolvente Betrieb / die sich als zahlungsunfähig erklärende Firma also, noch über genügend nachzuweisende wirtschaftliche Substanz verfügt.  

Ob dieses bei der doch 2.200 Mitarbeiter - vornehmlich in den weniger attraktiven und geringer bezahlen Stellen - auch Mitarbeiterinnen der Fall sein wird, dürfte zunächst in den Sternen stehen. Obwohl laut Eigenwerbung und darauf fußend publizierten Daten, das Unternehmen - das als einer der größten Arbeitgeber der Stadt Pforzheim geführt wird - der Warenhändler täglich 100.000  Pakte versendet und sich als eine Art von Mini - Global - Player verstanden haben möchte, geriet er in wirtschaftliche Schieflage. 
https://www.klingel-gruppe.de


https://de.wikipedia.org/wiki/Versandhaus_Klingel#:~:text=Der%20Hauptsitz%20des%20Unternehmens%20befindet,privaten%20Arbeitgeber%20der%20Stadt%20macht.

Nun, das ist zuvor schon anderen, als dem 100 Jahre bestehenden Unternehmen passiert. Ich erinnere mich noch genau an die sozialen Dramen rund um den einstigen Säulenheiligen des westdeutschen Wirtschaftsbooms, der " Quelle AG " in Fürth bei Nürnberg. Davor durfte bereits der Neckermann Versand die Segel streichen. Danach ging die " Karstadt - Quelle " - Konstruktion mit dem Firmennamen " Arcandor ", die dank der hervorragenden Kenntnisse und der nahezu selbstlosen Tätigkeit eines " Managers " mit dem Namen Dr. Thomas Middelhoff (  https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Middelhoff  ) in die Pleite manövriert wurde.

Doktor rer pol. Middelhoff ging dafür in den Knast und zu allem Ungemach pfändete eine Gerichtsvollzieherin in Auftrag der ( eines ) Gläubiger (s ) seinen Lieblingschronometer, den er immer währen seiner Posen zum Zwecke der eitlen Selbstdarstellung am Handgelenk zeigte. Diese Luxus - Uhr aus dem Hause " Rolex " wurde er schnell los, so wie auch sein zur Schau gestelltes Image als erfolgreiche " Arcandor " - Sanierer. Aus dem Problemfall des fusionierten Konzerns wurde alsbald ein dem Siechtum geweihter Konzern, dessen Tage - wie auch die des Folgekonstrukts " Galeria Karstadt Kaufhof " - längst gezählt sind.

Nun folgt dem schleichenden Tod jener leuchtender Sterne am Konjunktur - und Konsumhimmel dieses, unseres hoch gelobten Landes, ein weiterer mit dem Namen " KLINGEL ".

Ach, was waren das noch für schöne Zeiten, als in regelmäßigen Abständen die Kataloge dieser Versandhäuser mit den wohl bekannten Namen westdeutsche Lebensfreunde in die Millionen Haushalte getragen wurden und dort im Wege des abendlichen Selbststudiums von der, ausschließlich  für das familiäre Wohlergehen zuständigen Ehefrau, durchgeschwartet werden konnten. Namen, wie " Neckermann ", " Quelle ", " Bader ", " Wenz ", " Schöpflin ", " Schwab ", aber auch " Witt Weiden " sowie später " Heine " beglückten die Hausfrauen und Damen des Proletariats oder der sich als etwas Besseres vorkommenden Angestellten, in jenen Zeiten.

https://derwirtschaftswunderblog.wordpress.com/2016/04/27/versandhandel-und-kaufhaeuser-in-den-50er-und-60er-jahren/   

https://de.wikipedia.org/wiki/Witt_(Versandhandel)

Dann kriselte es irgendwann in den 1990ern dort gewaltig. Und so blieb einzig der schlechte Service und die überteuerten Artikel des " Otto Versand " aus der Freie Hansestadt Hamburg übrig, der dazu auch noch ein eigenes Überwachungssystem installiert hat, wonach säumige Kunden bei den angegliederten Firmen ( Bon Prix, Witt - Gruppe, Heine etc. ) keine Möglichkeit eines Rechnungskaufs eingeräumt bekommen. Auch bei einem Ratenkauf gelten dann diverse Einschränkungen ( Anzahlung ).

Da der Online - Handel in den letzten beiden Dekaden nahezu explodierte ist, dürfte es auch für den Hamburger Riesen schwierig werden sich der Konkurrenz dauerhaft zu erwehren. Zudem hat die " Corona " - Seuche, die damit verbundenen wirtschaftlichen Probleme sowie auch die aktuell hohe Inflation und die auch wegen des Krieges in der Ukraine hohen Energiekosten zu einem weiter gehenden Kaufverhalten geführt, womit die Umsätze in den Keller rauschen.

Dieses könnten die Hauptsache für das eingeleitete Insolvenzverfahren des Versandhändlers " KLINGEL " aus Pforzheim sein.   

Ob es noch eine Rettung für den 100jährigen Versandanbieter gibt, dürfte indes sehr fraglich sein.


BEYOND  -  O  -  MATIC  -  Trying To Find You  -  Time To Get Up  -  2010:



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