Die Froschschenkel von Colmar

 


Kürzlich las ich eine Meldung, in der behauptet wurde, dass innerhalb der EU jährlich Froschschenkel von mehr als 350.000 Tieren importiert werden. Der Grund dafür ist klar: Das Schlachten von heimischen Fröschen ist seit vielen Jahren verboten. Weshalb zirka 40.000 Tonnen Schenkelfleisch aus Indien, Indonesien und auch der Türkei von den EU - Mitgliedsländern eingeführt werden, um die Nachfrage befriedigen zu können.

https://www.spiegel.de/panorama/froesche-verzehr-von-froschschenkeln-in-der-eu-gefaehrdet-arten-a-c394f650-6392-4de5-8286-94b9769236cf

Zu den Hauptabnehme jener angeblichen Delikatesse zählen neben Frankreich, auch Belgien, die Schweiz sowie auch Luxemburg.

https://de.wikipedia.org/wiki/Frosch_(Lebensmittel)

Die zumeist stämmigen Hinterbeine der Amphibien gelten wegen ihres zarten Fleisches, dass dem Geschmack von Hähnchenteilen ähnelt, in diesen Ländern als ausgesprochene Delikatesse. Froschschenkel werden deshalb auf vielfältige Weise zubereitet:

https://www.kochwiki.org/wiki/Zutat:Froschschenkel

Während ich die Meldung las und dabei ein leicht angewidertes Kopfschütteln nicht vermeiden wollte, kam mir einige Erinnerungen an eine Klassenfahrt mit der Berufsaufbauschule - Fachrichtung Wirtschaft - in Stadthagen ins Gedächtnis zurück. Damals fuhren wir für zirka eine Woche nach Neustadt am Titisee, das bekanntlich in Baden - Württemberg liegt. Es war in jenem Jahr 1974. Eine Klassenfahrt brachte mich zum ersten Mal auch in ein französisches Restaurant in die Grenzstadt Colmar.

https://de.wikipedia.org/wiki/Colmar

Und in jener Speisegaststätte standen - für mich als einst eher Unbedarfte - doch tatsächlich Froschschenkel auf der Karte. Mein Mitschüler und späterer Kommilitone aus Wilhelmshaven Jürgen A. kannte sich im kulinarischen Umfeld wesentlich besser aus. Er hatte nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann - so wie ich auch - den Kriegsdienst bei der Bundeswehr angetreten; allerdings als Soldat auf Zeit für 4 Jahre und wurde zum Stabsunteroffizier ausgebildet. Während einer Reihe von damit verbundenen Lehrgängen verschlug es ihn für einige Monate an die deutsch - französische Grenze in das Saarland.

Hier waren Froschschenkel schon aufgrund der geografischen Nähe zu dem Nachbarland, in dem diese als Delikatesse geführt werden, natürlich nicht unbekannt. So konnte auch er in den Genuss kommen. 

Nun, Mitschüler Jürgen A. bestellte sich an jenem sonnigen Herbsttag in der Grenzstadt Colmar in jenem Restaurant Froschenkel und leerte dazu eine Flasche Rotwein. Die Trinkfreudigkeit, die ja beim " Bund " bekanntermaßen sehr gefördert wird, war ihm so einige Monate nach seiner Entlassung als Stabsunteroffizier nicht abhanden gekommen. A. soff weiter. Das war dem Sinn seines Schulbesuchs zur Erlangung der Fachschul - und daran anschließend, der Fachhochschulreife nicht gerade förderlich, doch gelernt war eben auch in den 1970er Jahren, schon immer gelernt. A. war bereits besoffen als er die Froschschenkel in Rotwein verspeiste.

Der sehr warme, ja eher heiße, Herbsttag, der Alkohol und sein nur mäßiges Frühstück taten dazu ihr Übriges.

Kaum hatte A. die Portion mit den Schenkeln der französischen Frösche im Magen, kamen diese schon wieder heraus. A. lief im betrunkenen Zustand zur Männertoilette und übergab sich dort. Er kotzte die Froschschenkel in würziger Knoblauchsauce und Zitrone, nebst des 3/4 Liter französischen Rotweins wieder in das Klobecken. Da schwammen dann jene knapp 80 ( zirka 24 DM ) Franc, die er  für das Mahl ausgegeben hatte, davon. 

Satt geworden ist er nicht, aber dafür ging es A. in den letzten Stunden des Tages in Colmar nicht besonders gut. Auf der Busrückfahrt schlief er wie ein Murmeltier und bekam von der durchaus reizvollen Landschaft des Elsass und des Schwarzwaldes rund um den Feldberg nichts mit.

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-07/artensterben-froschschenkel-ernaehrung-froesche-frankreich/seite-3#:~:text=Wer%20Froschschenkel%20an%20der%20Fischtheke,neun%20Euro%20pro%20Kilo%20angeboten.  

Nun, die Zeit der in den eigenen Gefilden gefangenen und bei der grausamen Zubereitung gequälten Amphibien ist längst vorbei. Wer heutzutage in Colmar Froschschenkel verspeisen möchte, erhält für einen saftigen Preis ab 21,50 € an aufwärts ( zirka 42 DM oder 130 Franc ) ein winziges Portiönchen des wie Hühnerfleisch schmeckenden Spezialität.

Nein, danke!          

Pursaflokkurinn  -  Skriftangagur  -  1979:




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