Der brüllende LNA


 


Seit mehreren Wochen quäle ich mich jetzt schon wieder mit der Installation unserer Satellitenantennenanlage herum. Ein Empfang hatte ich noch nicht. Erst machte mir das dauernde Regenwetter einen Strich durch die Rechnung; jetzt sind es eben die mir gesetzten Grenzen meines technischen Grundverständnisses, die den Flatscreen des " Sony " weiterhin dunkel belassen.

" Kein Signal " oder fehlende " Signalstärke " und " Signalqualität " in der Anzeige nerven mich weiterhin.

Ist das immer wieder Künstlerpech?

Weil sich kein Empfang einstellte, bemühte ich erneut das Internet, um zu klären, ob es nicht vielleicht sogar an den vorgenommenen Einstellungen unseres TV - Geräts liegen könnte. Ich befragte Tante Google unter anderen, was es nun mit dem LNA - Knopf auf sich habe, den ich aktiviert hatte. LNA? Was ist das eigentlich. So eine Art Filter? Oder so etwas ähnliches aus dem weiten Bereich der Elektronik?

Tatsächlich erhielt ich nach einigen Sekunden über die Suchmaschine den richtigen Hinweis. Ja, meine Vermutungen gingen in die richtig Richtung. Es handelt sich um einen Signalverstärker. Der befindet sich in dem so genannten LNB.

https://de.wikipedia.org/wiki/Low_Noise_Amplifier 

https://de.wikipedia.org/wiki/Rauscharmer_Signalumsetzer

Bevor ich dieses klären konnte, erhielt ich allerdings unter der Eingabe " LNA " eine völlig andere Begriffserklärung. Tante Google verweist hier auf die gängige Abkürzung für den " Leitender Notarzt ". LNA = Leitender Notarzt? Nie gehört!

Was wohl auch daran liegen könnte, dass ich mich mit jenem Berufsfeld nicht so genau auskenne, denn meine Anwaltstätigkeit liegt ja bereits einige Jahre zurück. Und privat sehe ich mir Arztpraxen oder Krankenhäuser lieber von außen an.

So versuchte ich bis zum Nachmittag jenes sonnigen Montags vergeblich die Satellitenschüssel zu zu bewegen, dass sie endlich ein TV - Bild auf den Flachbildschirm zaubert. 

Weil es am folgenden Dienstag wieder eine Wetteränderung geben sollte, versuchte ich es erneut. Wieder ohne Erfolg. So musste meine bessere Hälfte sich ab 21.00 Uhr zum Lesen in das Schlafzimmer begeben, damit ich das Halbfinale der Champions League genießen konnte.

Es war nicht gerade der Brüller, den ich mir erhofft hatte. Taktisches Geplänkel und nur mäßig ambitionierte Millionenstars der einstigen " Galaktischen " und der Guardiola - Ballbesitzer war da über mehr als 90 Minuten zu sehen. Nichts - die beiden Tore mal ausgenommen - was mich von der Coach hieven konnte. Etwas enttäuscht, aber vor allem müde, schlich ich eine Etage höher zum Schlafzimmer. Weil mein Schnarchen wohl mal wieder so laut war, dass meine bessere Hälfte nicht in den Schlaf kam, verzog diese sich noch ein weiteres Stockwerk nach oben in das Gästezimmer.

Dort fand sie dann auch ab Mitternacht ihre Ruhe. Allerdings nur für etwas mehr als eine Stunde. Dann wurde sie von sie von mehrfachen lauten Türenschlagen geweckt. Ein Blaulicht erhellte dem den Straßenbereich. Der Notarzt / Rettungswagen des " Bayrischen Roten Kreuz " stand vor dem Grundstück des Nachbarhauses. Stimmengewirr war das Nächste, was sie dann vernahm. Vor dem Rettungswagen waren zwei junge Frauen im vollen Arbeitsdress mit dem sattsam bekannten Notfall - Rucksack zu erkennen. Sie schoben kurz danach eine mobile Trage aus dem Fahrzeug. 

Unter ständigem Wortwechsel mit dem jüngeren Sohn des benachbarten Ehepaars, das bereits die 80 hinter sich gelassen hat, schoben die beiden Mitarbeiterinnen die Trage in das dortige Haus. Einige Minuten später kamen die Notärztin sowie die Assistentin wieder aus dem Haus. Auf der Trage rollten sie den 84jährigen Nachbarn heraus. 

Dieses Prozedere, dass wir bereits mehrmals in diesem Jahr beobachten konnten, war uns deshalb längst bekannt. Der Nachbar kam in das Freisinger Krankenhaus. Dort wurde er wohl genauer untersucht und beobachtet. Spätestens nach 2 bis 3 Tagen war er dann wieder da.

In dieser Nacht, an diesem frühen Morgen, war es indes etwas anders. Nach knapp 4 Stunden fuhr der Rettungswagen wieder vor das Nachbargrundstück. Dieses Mal stieg ein Arzt im mittleren Alter aus. Sein Assistent rollte mit ihm den auf der Bahre liegenden Nachbarn heraus. Nachdem er die Nachbarin nebst Sohn aus dem Haus geklingelt hatte, begann ein Streitgespräch, dessen Intensität von Sekunde auf Sekunde zunahm. Plötzlich brüllte der Notarzt los:

" Sie können den nicht immer in das Krankenhaus abstellen! "

Spätestens da, war die halbe Straße wieder wach. In den Nachbarhäusern wurde Licht angeknipst. Eine Nachbarin stand in der Eingangstür ihres Hauses und schaute dem Treiben von gegenüber reichlich irritiert zu. Dann beruhigte sich die Szenerie. Der Rettungswagen fuhr von dannen.

Als meine bessere Hälfte mich am frühen Morgen über jenes Erlebnisse informierte, musste ich nur mit dem Kopf schütteln.  Von so einer Unfähigkeit hatte ich seit vielen Jahren nicht mehr gehört. Wer bereits einen kranken und pflegebedürftigen Mann zu versorgen hat, kann dabei nicht ständig die Hilfe des Not - und Rettungsdienstes in Anspruch nehmen. Entweder die häusliche Pflege erfolgt mit oder ohne Pflegedienst vor Ort oder es muss sich um einen geeigneten Pflegeplatz gekümmert werden.

So sieht es zumindest aktuelle die CDU / CSU und möchte eine Gesetzesinitiative im Bundestag starten, damit die missbräuchliche Inanspruchnahme des ärztlichen Notdienstes ( es soll sich in etwa um jeden dritten Fall handeln ) eingedämmt werden kann. So sah es denn auch der brüllende Leitende Notdienstarzt an jenem Dienstagmorgen vor dem Haus der Nachbarn, die mutmaßlich die beiden jungen Damen des Roten Kreuzes in unerträglicher Weise genervt und von ihrer eigentlichen Arbeit abgehalten haben.  

 

FAT  -  House Of The Corner  -  1970:




     

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