Was hatte die DDR mit Goethe und Schiller gemeinsam?

 




Als der zweite deutsche Staat, die Deutsche Demokratische Republik, sich ab November 1989 in Wohlgefallen auflöste und dann ab dem 1. Juli 1990 durch Kohl´s Truppen aus dem " besseren " Westen kommend, sukzessive abgewickelt wurde, endete auch die Existenz der DDR Post ( Deutsche Post - DP ) am 3. Oktober 1990. Sämtliche DP - Einrichtungen verschmolzen mit der Deutsche Bundespost ( DBP ) und gingen alsdann in das Reich unter der Führung des CDU - Bundespostminister Schwarz - Schilling ein.

Sämtliche, bis zum vor dem 2. Oktober 1990 ausgebenden Briefmarken der DP verloren mit Ablauf dieses Tages ihre Gültigkeit.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Post_(DDR)#Wiedervereinigung

Die Briefmarken der DP wurden entweder eingestampft, umgetauscht oder nur noch bis zum 31.12.1991 akzeptiert. Danach hatten die DP - Postmarken nur noch nostalgischen - bzw. Sammlerwert. Das gilt auch für eine Vielzahl von Sondermarken, die von der DP im Laufe der 41 Jahre herausgegeben worden sind.

Hierzu gehört auch ein Satz, der 1982 von der DP aufgelegt und in den Umlauf gebracht werden musste. Beide Sondermarken erinnern an zwei " große " Dichter und Denker. Die beiden - weltberühmten - Männer wurden tatsächlich auch von den DDR - Regenten hofiert. Wohl auch deshalb, weil Friedrich Schiller10. November 1759 in Marbach am Neckar; † 9. Mai 1805 in Weimar), zwar seinen Geburtsort in einer Stadt im Gebiet des damaligen Klassenfeindes hatte, jedoch im thüringischen Weimar im zarten Alter von 45 Jahren verstarb. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schiller

Seine Kollege, Johann Wolfgang von Goethe, wurde wesentlich älter. Der am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geborene Goethe ( das " von " legte er sich erst später zu ), schied  - für die damaligen Verhältnisse - im nahezu biblischen Alter von 82 Jahren am 22. März 1832 auch in Weimar dahin  ( https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe ).

Beide " großen " Dichter und Denker hatten aber nicht nur dieses gemeinsam. Sowohl Schiller als auch Goethe hatten Rechtswissenschaften studiert. Schiller tat dieses an der Karlsschule bei Stuttgart; Goethe in Leipzig und Straßburg.

Dass sich die selbsternannten Herren der Speerspitze des proletarischen Klassenkampfes in Ost - Berlin ( Hauptstadt der DDR ) ausgerechnet jener - eher im bourgeoisen Umfeld anzusiedelnden " großen " Deutschen angenommen hatte, dürfte denn auch eher dem manischen Zwang jener, internationale Anerkennung zu erlangen und dem " bösen " Klassenfeind jenseits des anti - faschistischen Schutzwalls aufzeigen zu müssen, dass der Staat des real existierenden Sozialismus, denn eben der besser von Beiden ist.

Wie dem auch immer gewesen sein mag, der verspießte Mief, umwabert vom permanent vorhandenen Grauschleier, hervorgerufen durch stinkenden Auswurf von Schloten sowie von giftigen Abwässern in die Natur und Umwelt ableitenden Kombinaten, ließ die alten Herren des Politbüros nicht davon abbringen, jene aus dem Bürgertum vergangener Jahrhunderte hervor gebrachten beiden Juristen zu ehren.

Weil sie sich und die DDR nun nicht immer selbst feiern wollten und durften, machte eine solche Sondermarke zum Anlass des 150 Todestages von Goethe ( nicht aber den 225 Geburtstag Friedrich Schillers, der wäre erst 1984 gewesen ) denn auch Sinn. Schließlich lag Weimar auf dem Staatsgebiet der damaligen DDR und hier befanden sich denn auch deren beider Gräber und nicht auf dem Territorium des propagandistisch aufgepimpten Klassenfeindes aus dem imperialistisch - faschistischen Westen, der BRD nämlich.

Hinter den Kulissen der SED - Propaganda sah es indes etwas bürgerlicher und bunter aus. 

Während ich mir die aus dem Fundus der nicht gerade wenigen DDR - Reliquien hervor gekramten Sondermarken noch etwas genauer ansah, kam wieder ein Artikel aus dem einstigen Leib - und Magenmagazin " DER SPIEGEL " in Erinnerung, der sich just mit jener verlogenen Spießigkeit der vormaligen DDR - Tattergreise befasste.

Der geniale Journalist, Autor und präzise Denker und nicht selten beißende Literaturkritiker Hellmuth Karasek ( https://de.wikipedia.org/wiki/Hellmuth_Karasek ) formulierte es einst so: 


Was immer man der DDR a. D. im nachhinein vorwirft - die Mauer, den blätternden Putz, den Reisezwang ans Schwarze Meer, die jahrelange Warteschleife für den Trabi, die Fürsorge der Stasi -, stets sind die Nostalgiker des ehemaligen ersten und vermutlich letzten Arbeiter-und-Bauern-Staats auf deutschem Boden mit einem Gegenargument zur Hand: der Nische. "


- Zitatende - aus: " Honeckers Nische ", " DER SPIEGEL 33 / 1995,  https://www.spiegel.de/politik/honeckers-nische-a-4d017dee-0002-0001-0000-000009206218?context=issue

Und so betrachtete ich mir den Fund aus jenen Jahren, als es noch zwei - zumindest von den Lebensverhältnissen aus betrachtet - sehr unterschiedliche deutsche Staaten gab. Die Erinnerung ist eine wunderbare Einrichtung der Natur, die einen Menschen dazu befähigt, am Ende auf ein erfülltes Lebens zurückblicken zu können; auch wenn man ( Mann ) nur Scheiße gebaut hat.

https://www.briefmarken-sieger.de/goethe-schiller-ehrung-block-66-postfrisch-katalog-nr-2681-82-ddr/


TONY JOE WHITE  -  Clother To The Truth  -  1991:




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!