Geschichten aus der Straßenbahn - Aus der Spur geraten


Die Geschichte der Straßenbahn kennt viele Facetten. Begonnen hat sie damit, dass ein Vehikel, das Menschen transportieren sollte, dazu von einem Pferdegespann gezogen werden musste.

Regionale Besonderheiten spielen bei der Aufzählung von Entwicklungen und Ereignissen natürlich eine große Rolle. 

Für die Stadt Chemnitz, die zeitweise auch Karl - Marx - Stadt hieß, zeigte sich dieses in etwa so:


https://de.wikipedia.org/wiki/Straßenbahn_Chemnitz


Zu Zeiten des real existierenden Sozialismus, also ab 1949 bis 1990, kam der Straßenbahn - aber nicht nur dort - als Massenverkehrsmittel eine besondere Bedeutung zu. Sie sollte neben der Reichsbahn die Mobilität sicherstellen. Weswegen die technische Weiterentwicklung  - soweit überhaupt möglich - von der Staatsführung priorisiert wurde.

Dass dennoch zumeist die " letzten Krücken " auf die Schiene gesetzt werden mussten, um diesen Anspruch irgendwie aufrechtzuerhalten, dürfte wegen der planwirtschaftlichen Unzulänglichkeiten nahezu selbstredend gewesen sein.

Bei der Recherche zu diesem Blog habe ich einige sehr interessante bebilderte Seiten auftun können: 

 https://www.ebay.at/sch/i.html?isRefine=false&_nkw=straßenbahn+karl+marx+stadt

Schöne Bilder aus längst vergangenen Zeiten.

Doch es gab - so, wie es woanders auch der Fall sein dürfte - unerfreuliche Berichte und Bilder, nämlich von Unfällen mit jenen Vehikeln, deren damalige Sicherheitsstandards jeden Experten in der heutigen Zeit die nicht mehr vorhanden Haare auf dem Haupt Sträuben lassen würden.

So fand ich aus dem Wust der vorhandenen und zugänglichen Informationen ein bezeichnendes Foto aus dem Jahr 1925, das einen Unfall eines Straßenbahntriebwagen in Chemnitz festgehalten hat:

https://www.strassenbahn-chemnitz.de/pichistorisches06.html

Nun, beinahe 100 Jahre später, die Schienenfahrzeuge haben längst windschnittige und mit allerlei technischem, vor allem elektronischen Schnickschnack ausgestattete Formen angenommen, dürften Verkehrsunfälle, bei denen die Schienenfahrzeug umkippen, die absolute Ausnahme sein.

Dennoch kommt es regelmäßig zu Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern, die meistens den Vorrang eines solchen High - Tech - Gefährtes ignorieren oder gar missachten. Das Ergebnis dabei könnte durchaus tödlich sein. Tödlich allerdings nur für den zumeist bereits von der Größe her unterlegen Unfallgegner.

So berichten denn auch die lokalen sowie überregionalen Medien in schöner Regelmäßigkeit über solche Ereignisse. Beispielsweise so:

https://www.facebook.com/freiepresse/posts/274348539269415/?locale=de_DE


https://www.radiochemnitz.de/beitrag/unfall-legt-strassenbahnlinie-2-lahm-806550/


https://www.sueddeutsche.de/panorama/unfaelle-chemnitz-78-jaehrige-in-chemnitzer-strassenbahn-schwer-verletzt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-221029-99-307239

Vor einiger Zeit erzählte mir meine bessere Hälfte von einem selbst erlebten Straßenbahnunfall, der allerdings glimpflich ausging.

Damals, so Ende der 1970er Jahre, im grauen, stinkenden Karl - Marx - Stadt, lebte sie - längst von ihrem ersten Versuch rechtskräftig geschieden - in einer 2 1/2 - Zimmer Box, die sich im " Fritz - Heckert - Gebiet " befand. Der triste Alltag begann morgens ab 5.00 Uhr. Dann hieß es aufstehen, das Kind zur Krippe verfrachten und mit der zumeist pünktlich verkehrenden Straßenbahn von dort zur Arbeit zu fahren. Der Ablauf war immer der gleiche, ein getaktetes und genormtes, geregeltes Sein, in dem es nichts gab, außer einen pünktlichen Feierabend. Dann hieß es für sie in wilder Hetze von der Arbeit zur Krippe und von dort zurück in die Neubaubox zu fahren.

Auf eine jener Fahrten mit einem klappernden, quietschenden, sich kreischend in die Kurve legenden Vehikel, geschah dann etwas - eigentlich - Unmögliches. Die hoch betagte Klapperkiste hielt trotz der unter ihrem Aufbau verlaufenden Schienen nicht mehr die Spur und hüpfte oder vielleicht auch sprang aus den selbigen heraus.  

Da stand sie nun und konnte nicht mehr anders, Gott half ihr zwar nicht, dafür aber der Technische Betriebsdienst, dem es irgendwann später gelang, die neben der Spur stehende " Tatra T 3 D " wieder dort hinzu setzen, wo der Zugwagen hingeführte - auf die Schiene!

Verletzt wurde niemand. Doch alle kamen mit dem Schrecken davon. Vielleicht wollte der Triebwagen einfach heraus aus dem mausgrauen Alltag im real existierenden Sozialismus und vollzog sodann einen wahren Freudensprung?


GLADYS NIGHT & THE PIPS  -  Midnight Train To Georgia  -  Imagination  -  1973:




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