" Aus! Aus! Aus! " Das Spiel ist aus!
Die Nachwendejahre waren nicht für alle Deutschen ein erfolgreicher Zeitabschnitt. Für einige Millionen Arbeitnehmer bedeuteten jene Jahre eine Zäsur in ihrer eigenen Biografie. Sie wurden aus dem staatlich verordneten, dem geregelten Sein, in Ungewissheit; zumeist in die Arbeitslosigkeit geschickt.
In dieser aufgewühlten Zeit galten - so manches Mal - hemdsärmelig daher kommende Männer mit kühnen Träumen und undifferenziert dargestellten Plänen als wahre Heilsbringer, wenn sie versprachen, dazu beizutragen, die zweistelligen Arbeitslosenzahlen herunter zu drücken.
Das gelang danach nicht immer, aber zumindest zeitweise.
So auch n der von der so genannten Wende arg gebeutelten Bundesland Mecklenburg - Vorpommern, dass sich geografisch besehen, hoch im Nordosten des wieder vereinten Deutschland befindet. Zwischen der schleswig - holsteinischen Grenze vom Priwall bis zur Elbe, im südwestlichen Bereich zwischen dem Amt Neuhaus und Vieland/Tripkau sowie Hitzacker sowie im Süden an Brandenburg ( grob benannt Prignitz, Oberhavel sowie der Uckermark ) und einer knapp 78 Kilometer langen Grenze zu Polen ( Woiwodschaft Hinterpommern ) erstreckt sich das dünn besiedelte Gebiet dieses Bundeslandes.
Weil hier lediglich 1,61 Millionen registrierte Einwohnern auf immerhin 23. 211 Km² wohnen, dürfte das Land seine wirtschaftlichen Stärken in der Vermarktung von Landschaft und Natur, sprich: dem Tourismus haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mecklenburg-Vorpommern
https://www.alamy.de/fotos-bilder/mecklenburg-vorpommern-grenze.html?sortBy=relevant
Damit steht auch fest, der Besucher, der Tourist und Erholungssuchende sollte entsprechend versorgt und verpflegt werden.
Zu den DDR - Zeiten war dieses nicht immer einfach. Die Mangelwirtschaft, die Planwirtschaft, die Ökonomie des real existierenden Sozialismus konnte jenen Anspruch nur selten sicher stellen. Es gab Engpässe bei der Versorgung, zumal auch die Reisemöglichkeiten des DDR - Bürgers sehr stark beschränkt wurden. So drängten sich in den Saisonmonaten Juli und August Hunderttausende an den Ostseestränden und anderen Reisezielen, wie der Mecklenburgischen Seenplatte.
Nach der Wende hin zu einem kapitalistischen Wirtschaftssystem verbesserte sich die Versorgungslage der Reisenden dort, wenn auch nicht über Nacht. Denn zunächst blieben die sonst Ostsee affinen Deutschen aus dem ehemaligen Staatsgebiet der DDR den zuvor beliebten, heiß begehrten Reisezielen im jetzigen Bundesland Mecklenburg - Vorpommern über viele Jahre weg. dafür kamen die BRDler, die " Wessis ". Wenn auch nicht in jenen Massen.
Zu der Versorgung eines Touristen zählen zweifelsohne Backwaren. Insbesondere Brötchen, Brot aber auch Kuchen.
Und hierfür gibt es eben Bäckereien. Im Verlaufe der vielen Jahre nach der so genannten Wende, eben die Großbäckereien. Die versuchen sich mit ihren hergestellten Lebensmittel irgendwie gegenüber der Konkurrenz über Wasser zu halten. das gelingt nicht immer.
Ein Beispiel hierfür bietet die jetzt insolvente ( erneut insolvente ) Backwarenkette " Lila Bäcker " aus der mecklenburgischen Stadt Neubrandenburg.
Was einst, nämlich 1991 aus den Fragmenten ( Restbeständen des VEB Backwaren, Brotfabrik Anklam ) nach der so genannten Abwicklung noch übrig blieb, war keinesfalls konkurrenzfähig. Aus jenen Resterampe bediente sich ab 1991 der Unternehmer und mehr. Ihm gelang es, ein regionales Geflecht an Verkaufsstellen aufzubauen, dass ein Standardangebot au Backwaren aufzuweisen hatte.
Immerhin fanden bis zur letzten Insolvenz zu Beginn des Januars 2024 1.698 Mitarbeiter dort eine Anstellung. Als Umsatz meldetet das Unternehmen in 2012 eine Summe von 83 Millionen Euro.
Der Gründer der regionalen Backwarenkette Volker Schülke verunglückte am 5. August 2020 mit einem in der Schweiz gebauten und von ihm gekauften Kampfflugzeug auf der Insel Usedom tödlich. Er wurde nur 57 Jahre alt.
Ob es einen direkten oder eventuell indirekten Zusammenhang mit der von ihm zuvor hingelegten Insolvenz seines Regional - Imperiums gibt, dürfte eher im Bereich der Spekulation liegen.
Fakt ist jedoch, dass sich die, jetzt endgültig in die Pleite gerutschte Backwarenkette, seit Jahren einen eher aufgestzten Anstrich heimatlicher Verbundenheit gegeben hat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Unser_Heimatbäcker
Von der Hauptstadt bis zur See – Heimat tut einfach gut, das wissen wir und daran glauben wir. Aus diesem Grund sind unsere Rohstoffe aus der Region. Unsere Produkte werden handwerklich frisch zubereitet und mit traditionellem Fachwissen gebacken. Genuss, Qualität und ehrliche Preise haben eine Farbe.
Lila Bäcker. Lila Lecker.
Ob Industrie - Backwaren sich mit heimatlichen Gefühlen und einem Lokalkolorit vereinbaren lassen, muss indes in starken Zweifel gezogen werden.
So wird es aber dennoch eine gewisse Neuordnung des dortigen Marktes für Bäckereiwaren geben. Einige, durchaus lukrative Filialen könnten in Eigenregie fortgeführt werden; vornehmlich dort, wo aufgrund des Tourismus entsprechende Kaufkraft generiert werden kann.
Was indes besonders übel aufstößt, dürfte der Verlust jener 14,4 Millionen Euro in Gestalt einer bereits nach der ersten Pleite 2019 durch das Land Mecklenburg - Vorpommern gewährten Bürgschaft sein, die jetzt wohl greift, womit das vom Steuerzahler aufzubringende Geld endgültig verloren zu gehen scheint.
Da dürfte wohl ein bereits tot gerittener Mecklenburger aus Partei politischem Kalkül künstlich am Leben erhalten worden sein?
GERRY RAFERTY - Bakerstreet - City To City - 1978:
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