Aus, die Maus! Esprit schließt alle Filialen in Deutschland!

 



Sie zählten ab den frühen 1990er Jahren zu den Bestandteilen, der sich ständig verändernden Gesichtern vieler deutscher Innenstädte, die Filialen von " Esprit " und waren neben " Zara " oder " Bijou " irgendwo zwischen " Sinn Leffers " und " Ellesse " zu finden, nicht selten gegenüber den " Karstadt " - oder längst abgetakelten Kaufhäusern zu finden. Auch in den, nach US amerikanischen Muster aufgebauten " Shopping Malls ", die in oder bei dicht bebauten und damit bewohnen Stadtteilen angesiedelt sind, unterhielt die seit den späten 1970ern ständig wachsende Modeverkaufskette mehr oder weniger große Shops.

Die dort in genormten Regalen und eigens konstruierten Auslagen identisch beworbenen Artikel wurden einst von jungen Frauen, die jenen zuvor oktroyierten Modetrend trugen. Das Verkaufskonzept von damals war simpel: Jungen Fleisch sollte für junges Gemüse auf jung getrimmte Mode verkloppen. Diese Masche verfing tatsächlich.

In den oft zum Bersten vollgestopften Verkaufsläden tummelten sich in den Spitzenzeiten Dutzende, um dort herum zu stöbern, in den Grabbelkisten zu wühlen oder von der heranreifenden Konkurrenz einfach gesehen zu werden. Unter den Schlagworten " young fashion " stiegen dadurch die Verkaufszahlen, die Umsätze explodierten, die Gewinnen mit diesen auch.

Der ausgelagerten Zweig der amerikanischen " Esprit " - Gruppe boomte. Die Anzahl der Filialen wuchs nahezu jährlich. Im gnadenlosen Kampf um Kunden, später dann Billigpreise sowie daraus folgend Gewinne sowie Bankkredite, duellierte sich " Esprit " mit " Zara " und anderen Ketten. Der wachsende Markt erschien noch in den Nullerjahren nahezu grenzenlos. 

Doch die Industriegesellschaft - nicht nur - in Deutschland digitalisierte sich. Nach dem " Must have " eines nur " Handys " von " Nokia " bis " Motorola " mit dem so manche auf jung Getrimmte bis Schülerin unter 18 minus astronomische Mobilfunkrechnungen produzierte, die in Folge dessen, zum wirtschaftlichen Ruin ( trotz Wohnens bei Mutti ) und negativen " Schufa " - Eintrag führte, spuckten die Hersteller und ihre willfährigen Gesellen aus dem Eintopf der Elektronik - Märkte, die " Handys " mit Kamera, alsdann " Web - fähige " - Konstruktionen und schließlich ständig verbesserte Versionen jener heutzutage gängigen und allseits beliebten " iPhone " oder " Smartphones " auf den gigantischen Markt.    

Die sich langsam und mühsam, dabei ständig unter den Tücken der hierfür zu schaffenden, technischen  ächzende Voraussetzungen entwickelnde Mobilgesellschaft erfand damit die Online - Verkaufskultur. Mal schnell das Arschtaschen große Wunderding in aufgeladenen Zustand im Café´, der S - Bahn oder bei dem Glotzen irgendeiner dämlichen " Netflix " - Serie gezückt, und die Seiten der unendlich großen Zahl diverser Anbieter herunter gewischt, dann angeklickt über " Klarna " bis " PayPal " in sekundenschnelle die Bonitätskontrolle durchlaufen -  schon gekauft.

So geht Konsum heute!

Dagegen wirken die Verkaufsschuppen von " Esprit " nahezu archaisch. Ein solcher muss erst mühsam mit der S - Bahn, dem Bus oder unter Zuhilfenahme der nur halbtags arbeitenden Mama erreicht werden. Selbst das Vorbeischlendern an den Läden der langsam verödenden Innenstädte oder vom Dauer - Leerstand bedrohten " Center " macht nicht nur Mühe, sondern nervt, weil ja andere Menschen - vornehmlich gesetzteren Alters - dort unterwegs sind. Deshalb also, sofort online bestellen. 

Dieses Verhalten ist gut für die gigantische Anzahl von virtuellen Verkäufer; schlecht bis tödlich für solche Anbieter, wie " Esprit ". Die Zusatzzahlen schrumpfen, die unisono sehr dürftige Qualität der Bekleidungsstücke und sonstiger Artikel lässt noch weiter nach, damit sink die Attraktivität des Anbieters bei dem auserwählten und erwünschten Publikum.

Ergo: Der einstige Großbetrieb gerät weiter in finanzielle Schieflage. Das wird auch bei den Anteilseignern wohl der Anlass gewesen sein ( neben familiären Veränderungen / Scheidung ), dass einige sich aus dem Konzern zurückzogen und Anteile / Aktien verkauften. Ähnlich, wie " Esprit ", kämpft auch der einstige Konkurrent " Zara " seit mehr als einer Dekade, mit dem Strukturwandel der Weltmärkte. Auch hier verkauften einige Anteilseigner ihre Beteiligungen. Zu denen zählt auch der unbeliebte Allrounder " Otto " aus Hamburg. 

Nachdem die Konzernleitung " Esprit " seit zirka 2013 einen radikalen Schrumpfkurs verordnet hatte, dümpelte dieser aber auch in den Folgejahren im seichten Fahrwasser der ansonsten wilden Globalisierungszeiten herum. Die Umsätze und Gewinne brachen weltweit massiv ein. Einige Märkte mussten nicht nur deswegen aufgegeben werden. 

  
https://de.wikipedia.org/wiki/Esprit_Holdings

Nun hat es auch die 56 " Esprit " - Verkaufsstellen in Deutschland getroffen. Nach Konzernangaben schließen dieses sukzessive bis zum Ende dieses Jahres. Betroffen davon sind ungefähr 1.300 überwiegend Mitarbeiterinnen. 

Wie andere Handelsketten zuvor, hat es nun einen weiteren, vormals namhaften Anbieter von Bekleidung getroffen. Der Markt reinigt sich auch hier selbst. Das sind halt die Spielregeln im globalen Kapitalismus. Da heißt es nicht so selten: " Aus, die Maus! "


FLAMING BESS  -  Der Gefallene Stern  -  Nosce Te Ipsum  -  2013:




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