" Wollen Sie die wirklich weiter mit durchziehen? "

 




Am

19.08.21 13:51

endete ein Post von mir, den ich - warum auch immer - nicht mehr weitergeführt hatte. Vor knapp 3 Jahren schrieb ich dieses:


Die Ferienzeit ist wieder angebrochen. Nach den unzähligen Ein - und Beschränkungen, den Ge - und Verboten, dem staatlich kontrollierten Weiterleben, möchte so mancher Bürger wieder kräftig durchatmen und dann den gesamten " Corona " - Spuk hinter sich lassen. Was hilft dabei mehr, als einige Tage oder Wochen Abschalten in den Sommerferien.

Doch für eine Vielzahl von Jugendlichen gab es vor dem ersehnten Ferienbeginn noch die eher ungeliebten Zeugnisse, Unter diesen Schülern gibt es wiederum einige Zehntausend, deren Wohl oder Wehe von den Notendurchschnitt abhängt, der für den Einstieg in einer weiterführenden Schule entscheidend oder zumindest mit entscheidend ist.

Welche Gewichtung dabei der so genannte Elternwille hat, hängt dann von den Schulgesetzen der jeweiligen Bundesländer ab. Und diese sind derart verschieden, dass hier sinnbildlich von einem bunten Flickenteppich gesprochen werden muss, der sich dem Außenstehenden zeigt.

Wir in Bayern dürfen hierbei nicht mitreden. Wer nach der 4. Klasse welche Schule zu besuchen hat, entscheidet der Notendurchschnitt. Der ist aktuell mit mindestens 2,3 vorgeschrieben. Diese magische Grenze entscheidet zunächst, ob ein Schüler ein Gymnasium besuchen und sich dort mit dem Abitur versuchen darf. Eine weitere Durchschnittsnote wurde mit 2,5 für den Übertritt von der Grund - zur Realschule fest gelegt.

Alles, was darüber liegt, wandert in die " Mittelschule " ab, die nichts anderes als die Hauptschule oder vormals die Volksschule darstellt. Darunter oder neutraler formuliert: Danach existiert nur noch die Förderschule. Eine Einrichtung für Kinder mit Lernbehinderungen ( gleich welcher Art ).

Und just dahin wollten einst die Grundschullehrerinnen der Einrichtung an der Johann - Schmid - Straße in Unterschleißheim die mittlere Enkeltochter verfrachten.

Diese hat seit der Geburt einen schwerwiegenden Augenfehler, die erst nach der Einschulung fest gestellt werden konnte. Sicherlich sind solche einschneidenden, körperlichen Behinderungen im Verlaufe der Jahre ausgleichbar, doch da ist es bei dem hiesigen - beinahe undurchlässigen - Schulsystem längst zu spät. Nachdem dieser Makel endlich als Ursache für die auffällige Lernschwäche erkannt worden war, musste die Odyssee zunächst eine andere Richtung nehmen. Die Enkeltochter hatte alsbald eine Brille zu tragen, deren Gläser - eigentlich - die Stärke von Sicherheitsglas ausmachen würden, bekäme sie jene 08 / 15 -  Krankenkassen - Variante auf die Nase gesetzt. Die Augenärzte gaben zudem die Empfehlung, die Sehstärke bei der Enkeltochter im Abstand von zirka einem halben Jahr überprüfen zu lassen, weil sich diese verändere.

Gesagt getan. Tatsächlich verbesserte sich das Sehvermögen bei dem Kind im Verlaufe der Jahre erheblich. Womit aber auch beinahe jedes halbe Jahr eine neue, in etwa 800 Euro teure Brille fällig wurde.


Dann verließ mich die Motivation, dieses sehr unrühmliche Thema fortzuführen. 

Jetzt versuche ich diesen Post zu Ende zu bringen. Es hat sich in mittlerweile einiges getan. Da wäre zunächst das Grundübel zu erwähnen, dass für die oben benannten Schwierigkeiten der Enkeltochter sorgte, der angeborene Sehfehler. Er ist durch die intensiven Hilfestellungen der aufgesuchten Augenärzte, Optikern sowie von mehr als 10 gekauften Brillen - bzw. Brillengläser nahezu beseitigt worden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf mindestens 10.000 Euro. Hierbei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die gesetzliche Krankenkasse lediglich 20 Euro je Brillenglas Zuschuss bewilligte, weil die Erkrankung nicht in dem Leistungskatalog gelistet ist.

Inzwischen trägt die Enkeltochter Kontaktlinsen mit nur leichter Korrekturstärke. Sie kann damit dem Unterricht problemlos folgen und ist bei den dort und zuhause gestellten Aufgaben nicht mehr gehandicapt. 

So, wie beide Geschwister, besucht die Enkelin die " Bavarian International School " ( https://de.wikipedia.org/wiki/Bavarian_International_School ) im nahe gelegenen Ort Haimhausen. Eine Privatschule also, die für drei Kindern dann eben mal knapp 50.000 Euro kostet.

Steuerlich gilt dabei folgendes: 

Immerhin: Besucht Dein Kind eine Privatschule oder eine Schule in freier Trägerschaft, kannst Du 30 Prozent des Schulgeldes, höchstens aber 5.000 Euro jährlich von der Steuer absetzen. Insofern ist das absetzbare Schulgeld bei 16.667 Euro im Jahr gedeckelt.

Okay, dass sich derartig hohe Beschulungskosten nur wenige Eltern leisten können ist selbstredend. Doch der gezeigte Schulalltag in Unterschleißheim, dann Oberschleißheim, die knallharte Realität hier zeichnete ein Bild, auf dem folgendes erkennbar wurde:

- Entscheidend für den Besuch einer weiterführenden Schule ist in Bayern zumeist der Familienname.

- Die Eltern haben bei der Entscheidungsfindung hierfür keinerlei Mitspracherecht.

- Die immer und überall hoch gehaltene " Durchlässigkeit " des bayrischen Schulsystems ist ein        Papiertiger, denn einen theoretischen, in den Vorschriften benannten Übergang in eine höhere Schule, wird allenfalls von einem verschwindend kleinen Prozentsatz aller Schüler eines Jahrgangs geschafft.

- Es fehlen Gesamtschulen, weil die überall herrschende CSU diese aus ideologisch vorgegebenen Gründen nach wie vor ablehnt. Stattdessen wir an dem tradierten, dreigleisigen Schulsystem herum gedoktert. Womit weder die durch die ethnische Herkunft bedingten Nachteile beseitigt, noch die erwünschte Chancengleichheit gewährleistet wird.

- Auch in Oberbayern, so in den beiden bereits genannten Gemeinden / Städten ist in den Schulen Bildungsgerechtigkeit erkennbar. Wer eine ausländische und / oder migrantische Herkunft hat, guckt zumeist in die Röhre, wenn das Kind ein gymnasialen Abschluss anstrebt. 

- Als Alternative wird nur eine Privatschule angeboten, die Unsummen verschlingt. Das können sich nur Wohlhabende leisten. Die soziale Ausgrenzung ist damit vorprogrammiert.

Das ideologisch verbrämte Gelaber von  und aus der bayrischen Schulpolitik durch die hier herrschende CSU  und ihren willfährigen Hanseln in der Verwaltung  stammt aus dem letzten Jahrhundert, in dem die hiesigen Bauern als überwiegendes Wählerklientel noch Kinderarbeit duldeten ( aus wirtschaftlichen - und Existenzgründen ). Mit dem noch laufenden Strukturwandel, innerhalb dessen immer mehr Höfe aufgeben werden, verändert sich das Wahlverhalten in einigen Regionen. Wenn auch nur schleppend. Die CSU muss um den Erhalt der zuvor über mehr als 7 Dekaden zementierten Macht bangen. In dem die Schulpolitik so ausgerichtet wird, dass den Kindern der einheimischen, alt eingesessenen Familien der Zugang zu einem höheren Bildungsabschluss massiv erleichtert wird, rekrutiert die CSU einen neue Wählergruppe. Dadurch soll der Machterhalt garantiert werden.

Mit Erfolg, wie sich zeigt.

Nur mäßig intelligente Grundschullehrerinnen werden alsdann auf die Kinder losgelassen und sind bereits in den ersten Schuljahren maßlos überfordert. Weshalb ausschließlich vorgefertigte Arbeitsblätter an die Schüler herausgegeben werden, was dazu dient, reine Faktenhuberei zu fördern, um die schülerischen Fähigkeiten einzugrenzen und eine Kontrollierbarkeit der Leistungen zu ermöglichen. Kreativität ist nicht gefragt. Auf Probleme, gleich welcher Art und in welcher sich äußernden Form wird nicht eingegangen. das viel zitierte und ständig heraus posaunte Prinzip der " integrativen Förderung der Schüler " ist somit eine Farce, was sich in der Aussage einer dieser auf dem platten Land, einem Dorf in der bayrischen Pampa, inkompetenten Lehrinnen festmachen lässt, die auf die Leistungen der einst noch sehbehinderten Enkeltochter mit den Worten:

" Wollen Sie die wirklich weiter mit durchziehen? "

reagierte und dabei vorschlug diese auf die Schule mit sonderpädagogischen Förderbedarf  ( vulgo: " Hilfsschule " oder " Sonderschule ", auch " Klippschule " ).

 Nun wird die Enkeltochter voraussichtlich im übernächsten Jahr zumindest den, einem Fachabitur gleichgestellten Schulabschluss vorweisen können. 

Besten Dank einstweilen in Richtung Salvatorstraße 2 / München!


   

MV & EE  -  Trailor Trash  -  Fuzzweed  -  2013:




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