Das bisschen Haushalt....!

 



Heute ist schon wieder Freitag. Freitag heißt bei uns immer noch Putztag. Wenngleich diese Egel nicht mehr stoisch eingehalten wird. Wenn ich so die Jahre Revue passieren, erinnere ich mich noch gerne an meine Kindheit und Jugend, in dem der Freitag nicht Großreinemachtag war, sondern ein stinknormaler Werktag. Der Samstag war dieses nur zur Hälfte. Ab 13.00 Uhr durfte das Wochenende beginnen. Doch nicht so ganz, denn ab 14.00 Uhr, nach dem eher spärlich gestalteten Mittagessen, hieß es: Schuhe putzen, Fahrräder reinigen und den holprigen Hof fegen. 

Schuhe putzen bedeutete für uns drei Kindern mindesten 3 Dutzend Paar säubern. Darunter waren die so genannten Arbeitsschuhe des Vaters, an denen oft dicke Lehmklumpen hafteten. Die voller Sand und Zement waren. Gleiches galt für die Gummistiefel. Dann waren noch schwarze oder dunkelbraune Halbschuhe, die zwar nicht voll mit Dreck in einem provisorischen Schuhregal und später einem Schuhschrank standen, aber vom Sonntag davor noch deutliche Spuren zeigten. Die " guten " Schuhe mussten deshalb besonders intensiv mit Schuhcreme eingerieben und ordentlich blank gewienert werden.

Gleiches galt für die hochhackigen Schuhe der Mutter, die in Reih und Glied im Schrank standen und allesamt zum Putzen herauszunehmen waren. Sie standen in verschiedenen Farben auf dem Rand des Kellereingangs, wo wir sie dann mit unterschiedlichen Schuhcremes einrieben, mit einem als Schuhputzlappen ablegten, Handtuch blank wienerten und fein säuberlich zurück in den Schrank stellten.

Nach mehr als einer Stunde war die Putzorgie beendet. 

Bei dem manchmal anschließend Räder putzen war der Aufwand weniger groß. Mit einem Lappen oder manchmal einer Bürste ging es dem Schmutz auf den Felgen, dem Schutzblechen, Gepäcktragern und Sätteln an den Kragen.

Beim Hof fegen wurden ein eigens dafür konstruierte Besen, ein ausrangierter Handfeger und eine Kehrschaufel eingesetzt. Wenn es zu sehr staubte, musste das Gemisch aus Betondecke und gesetzten Randsteinen mit einem Wasserschlauch benetzt werden.

Von all jenen Fron - und Kinderarbeiten, die sonst noch im elterlichen Portfolio vorkamen, war das Hof fegen noch die angenehmste.

Nun, das ist sehr lange her. Doch wohl ein Leben lang präsent. 

Weil die Hausarbeiten, zu denen Staub saugen, Staub wischen, Fußboden bohnern, Linoleum feudeln usw. usf, wie auch Abwaschen, Geschirr trocknen, Geschirr einstellen, Tisch decken, Tisch abräumen und weitere typische Küchenarbeiten streng arbeitsteilig geregelt waren, womit unsere berufstätige Mutter eben zusätzlich belastet war, mussten wir auch dort ran.

Okay, der Engländer sagt dazu: " Learning by Doing "!

Geschadet hat es nicht, denn damit wurde eine gewisse Grundlage für die knüppelharte Zukunft in der Erwachsenwelt gelegt. Wir wurden dadurch quasi alltagstauglich getrimmt.

Weil jene Grundfertigkeiten in der Hausarbeit immer noch präsent sind, fällt es mit selbst jetzt noch nicht allzu schwer, die täglichen Arbeiten zu erledigen.

Als gestern Abend unsere Nachbarin das oben eingestellte Bild per WhatsApp schickte, musste ich grinsen. 

Es soll im Märchen ja so allerlei Wunder geben. Auch Hilfsmittel, wie Besen, Jutesack und Goldesel werden darin plötzlich mit nie gekannten Eigenschaften beschrieben. Kinderarbeit gab es allerdings schon damals. Das hat sich leider im großen Stile fortgesetzt. Wir alle in den wohlhabenden Ländern dieser Erde profitieren auch davon. Während einigen Hundert Millionen Kindern damit jedwede Entwicklungsmöglichkeit geraubt wird, stopfen sich die Profiteure des globalisierten Kapitalismus damit ihre Konten voll.

Da war jene Variante aus den 1950ern und 1960ern eher eine milde Abart dessen, was heutzutage in dieser Welt vor sich geht.


MOODY BLUES  -  Candle Of Life  -  To Our Children´s Children´s Children  -  1969:

   


  

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?