Bader Versandhandel in Pforzheim - Ja, gibt´s den noch?



Heute klingelte der DHL - Zusteller an der Tür. Er hatte zwei Pakete abzugeben. Zuvor aber war die Nachbarin an der Reihe. Sie nahm ebenfalls zwei Pakete entgegen. Und diese, waren nicht gerade klein. Auf den Pappschachteln prangte ein Name, der mich zunächst stutzig machte:
" Bader ".
Etwas irritiert stellte ich ihr die Frage, ob es sich dabei um jenes Versandhaus handele, dass mir seit den frühen 1960er Jahre ein Begriff war. Und, tatsächlich " Bader " war immer noch " Bader " aus Pforzheim in Baden - Württemberg. Jener zirka 125.00 Einwohner zählenden Stadt am Rande des Schwarzwalds.

" Bader " zählte einst, also ab den 1950er Jahren zusammen mit den Katalogversandhändlern " Quelle ", " Neckermann " und " Otto " zu den Maktführern und brachte, neben " Klingel ", " Wenz " , " Baur ", " Schöpflin " oder " Schwab " zu den illustrierten Begriffen des westdeutschen Konsumrausches nach den WiWu - Jahren.

Eine Reihe jener einstigen Säulenheiligen des Konsumentenverhalten des Kleinen Mannes sind längst nicht mehr existent. Sie wurden aufgekauft, liquidiert oder fristen ein Nischendasein.

Als ich gerade zu dem Begriff  " Versandhäuser " googelte, geriet ich zu diesen Blog:


https://derwirtschaftswunderblog.wordpress.com/2016/04/27/versandhandel-und-kaufhaeuser-in-den-50er-und-60er-jahren/

Ja, so habe ich jene Zeiten der Kindheit und Jugend auch noch in Erinnerung. Es gab keine großen Geschäfte in der Umgebung meines Geburtsorts. Die nächsten, größeren Städte hatten zwar Fachgeschäfte, aber auch hier war das Angebot eher überschaubar. Da kam der Versandhandel per Hochglanzkatalog gerade recht.

Und während ich noch etwas ungläubig auf die beiden Pakete starrte, die von der Nachbarin in ihre Wohnung getragen wurden, stellte ich mir dabei die Frage, ob ich in den vielen Jahren nach meinem Auszug aus dem elterlichen Haus, irgendetwas verpasst hatte. Die vielen Kataloge, die bald mehr als 1.000 Seiten umfassten,waren irgendwann dort verschwunden. Sie lagen nicht mehr in den Schubladen des Wohnzimmers, wurden nicht mehr mit so genanntem Wurstband zusammen gebunden und, nachdem sie ihre Gültigkeit verloren hatten, für die Müllabfuhr an dem Zaun bereit gelegt.

Die Versandhauskataloge verschwanden so schnell, wie sie einst Einzug in dem Haus der Eltern hielten. Statt ihrer lagen nun Reisekataloge in einer Ablage des Wohnzimmers herum. Die Eltern hatten es inzwischen zu ein wenig Wohlstand gebracht und wollten noch ein bisschen von der Welt kennen lernen. Auch dieses war nur für einen Teilabschnitt ihres Lebens möglich.

" Bader " indes hat sich auf den Online - Handel eingestellt. Es wird sicherlich einige Hunderttausend Kunden geben, die dort auch weiterhin bestellen. Das ist heutzutage wesentlich einfacher. Der Internet - Handel boomt. Und deshalb müssen die Zustelldienste - vornehmlich vor Weihnachten - Millionen Pakete an die Frau oder Mann bringen. Die Bezahlung der georderten Ware darf durchaus über einen Ratenkredit erfolgen. Das gab es damals nicht. Allenfalls Staatsdiener, also Beamte, kamen in den Genuss des Abstotterns der georderten Artikel.

Seit vielen Jahren ist dieses " easy going ". Binnen weniger Sekunden steht fest, ob es die begehrte Ware auf Pump gibt. Das ist eine immense Erleichterung. Es birgt aber auch erhebliche Gefahren in sich. Schnell können hohe fünfstellige Schulden auflaufen. Nun, ja, aber der Konsum ist eben immer noch eine Heilige Kuh.
Und deshalb gibt e den " Bader " immer noch.


" Kungens Män " - " Track One - k -rauta extract " - " Brenna Tid " - 2017:




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