Kaffeemühle




Vor einigen Tagen hat unsere " Jura Impressa Z 5 " ihre Tätigkeit plötzlich, ja gar völlig unerwartet, eingestellt. Nachdem ich die routinemäßige Entkalkung durch geführt hatte, verweigerte sie sich. Auf dem Display ist zu lesen: " System befüllen ".

Doch, so oft ich den entsprechenden Knopf an dem Wunderding drücke, sie verlangt von mir immer wieder nur " System befüllen ".

Ich googelte und fand heraus, dass es sich vielleicht um eine Verstopfung handeln könnte. Okay, die kommt auch bei Menschen und in den besten Kreisen vor. Allerdings ist mir immer noch schleierhaft, warum das Gerät zuvor das beinahe 1, 5 stündige Entkalkungsprogramm ohne Störung durchgeführt hat? Selbst eine solche Maschine denkt noch nicht.

Weil die Wasserpumpe danach sehr laute Betriebsgeräusche verursacht, kam mir ein anderer Gedanke, was die Ursache für die technische Störung sei könnte. Die Wasserpumpe hat nach vielen Jahren den Geist aufgegeben. Ich habe für ein paar Euro über ebay eine neue Pumpe bestellt. Diese wurde heute mit der DHL zugeschickt.

Inzwischen aber musste ich meinen geliebten und begehrten Kaffee wieder manuelle aufbrühen. Und hierfür habe ich zunächst die in der Küche stehende Kaffeemühle reaktiviert, denn eigentlich fristet diese eher ein Deko - Dasein.

Ich befüllte die Handmühle zunächst mit dem Bohnenkaffee und begann dann die Kurbel ordentlich zu drehen. Ein etwas ungewohnter Vorgang. Und - zugegebenermaßen - es fiel mir zunächst nicht so leicht, eine ständige Drehbewegung über mehr als eine Minute durchzuhalten. Dann war es aber geschafft. Ich nahm den gemahlenen Kaffee aus der kleinen Schublade unterhalb des Mahlwerks und schüttete diesen in die Papierfiltertüte. Nachdem ich den Kaffeefilter zugeschoben hatte, füllte ich Wasser in den Tank der Kaffeemaschine und stellte diese an.

Hach, dieses - eigentlich doch vermisste - gluckernd - glucksende Geräusch des durchlaufenden, heißen Wassers.

Während ich darauf wartete, dass die Kaffeekanne sich anschließend mit dem begehrten Heißgetränk füllt, kamen mir einige Erinnerungen an längst vergangene Zeiten.

Damals stand eine Kaffeemühle aus den 1920er Jahren in der Küche meiner Großeltern. Oma Wilhelmine mahlte damit zunächst Bucheckern, die sie aus dem Harrl holte und woraus sie eine furchtbare Plürre aufbrühte, den mein Großvater Alfred und sie nur Sonntags tranken.

Dann gab es irgendwann zum Ende der 1950er Jahre Bohnenkaffee zu kaufen. Es waren 250 Gramm - Packungen, die fast 5 DM kosteten. Der Luxus nannte sich dann der " gute " Bohnenkaffee und musste eben mit der Kaffeemühle per Hand gemahlen werden. Den " guten " Bohnenkaffee tranken meine Großeltern ebenfalls nur an Sonn - und Feiertagen. Dann duftete es nach dem aufgebrühten Getränk im gesamten Treppenhaus.

Um den " guten " Bohnenkaffee zuzubereiten, war es erforderlich, einen Kaffeefilter auf die Kaffeekanne zu stellen, dort eine Papierfiltertüte hinein zu stecken und dann heißes Wasser, das in einem emaillierten Wasserkessel, der auf einem Kohleherd stand, zubereitete werden musste, in den Filter zu gießen.

Eine recht aufwendige Sache. Doch der " gute " Bohnenkaffee schmeckte. Und zwar völlig anders als der heutige Kaffee. Die Mühle mahlte die Kaffeebohnen nicht so fein. Damit erhielt der Kaffee ein würzigeres, eine intensiveres Aroma.

Später, als die WiWu - Jahre ausliefen, leisteten sich meine Großeltern und Eltern elektrische Kaffeemühlen von " Krups ". Die kleinen Ungeheuer produzierten eine Höllenlärm und mahlten die Kaffeebohnen sehr fein.

Weitere Jahre danach - meine Großeltern waren inzwischen verstorben - standen im elterlichen Haushalt diverse Kaffeemaschinen. Es waren Geräte der Hersteller " Krups ", " Siemens ", " Severin " AEG ". Nur " Melitta " - Maschinen nicht. Die waren einfach zu teuer.

Weil das Trinkwasser aus dem Weserbergland gewonnen wird, ist es sehr kalkhaltig. Damit war die Lebensdauer der Geräte sehr stark begrenzt. Zudem " rödelte " ein solcher Apparat mehrere Stunden am Tag, denn meine Eltern unterhielten einst eine Fremdenzimmervermietung.
Und so kam es vor, dass zum Frühstück 6 bis 10 Gäste auch mit Bohnenkaffee zu versorgen waren.

Inzwischen gab es längst gemahlenen Kaffee und diesen - wenn auch erst später - ohne jedweden Aufpreis. Bohnenkaffee ist längst zu einem Grundnahrungsmittel geworden. Deshalb ist er - je nach Hersteller und Qualität - im Vergleich zu den 1950er bis 1980er Jahren heutzutage spottbillig.

Wäre es nicht möglich geworden, das Massenprodukt sehr günstig aus den Anbauländern in Südamerika zu importieren, müsste ein Kilogramm des Nahrungsmittels so um die 40 Euro kosten, wenn die Preise von einst zugrunde gelegt würden.

Ein Tag ohne eine Tasse, einen Pott Kaffee ist für mich inzwischen undenkbar. Der Mensch kann sich an vieles eben gewöhnen. Und deshalb werde ich versuchen, den Kaffeeautomaten gleich morgen zu reparieren.
Nostalgie hin, Kaffeegenuss her!


" Swamp Sessions " Milford T. And Mr. Thirbys Psychedelic Breakfast " - 2006:





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?