Krawallos!



Ein Samstagabend Anfang November ist in unseren Gefilden nun wahrlich kein Grund, um auf der - längst ausgeräumten Terrasse oder in dem von Sommermöbeln befreiten Garten - einen längeren Aufenthalt bei einem Gläschen Wein, einer Flasche Bier oder einer gegrillten Thüringer Bratwurst zu verbringen. Nein, es zieht dem schon fröstelnden Mitteleuropäer da schon eher in die bereits ab Mitte bis Ende September durchgängig beheizte " Gute Stube ".

Dass der Unterhaltungswert der dort - nur zum Teil - konservierbaren, profanen Fernsehsendungen, eher im untereren Bereichen der Skala einzuordnen ist, liegt nicht nur an dem zu Ende gehenden Werktag oder dem bald beginnenden Feiertag.

So begab ich mich denn - in Erwartung des folgenden Sonntagmorgen - ab 23.00 Uhr in das Schlafgemach. Immerhin bestand dort noch die reelle Chance, auf dem frisch bezogenen Bett, einen kleinen Teilbereich zu ergattern, ehe dann - allerdings erst weit nach Mitternacht - ein Gerangel unter den drei von vier Katzen einsetzt, die allesamt das innere Begehren, ihr warmes Fell an den Maucken des Herrn oder dem Körper des Frauchens anlegen zu dürfen, in die Tat umsetzen.

Gut, ja, gut, ich sach´ma, es gibt schlafraubendere Ereignisse. Etwa das, wenn in des Nachbar´s Garten - nach dem Genuss von reichlich Alkohol - ein nicht enden wollendes, lautes Gelache herüber weht. Wenn die Quartalssäufer der Gartensparten ihre Festivitäten dazu missbrauchen, den alternden Ohren des Rock - bis Krautrockanhängers eine ordentliche Dröhnung deutscher Schlagersch... zu verabreichen. Oder, wenn des vorliegenden Straßenanrainers " Partykeller " aus dem Dornröschenschlaf erwacht, als habe just der Prinz dort Einzug gehalten, um das typische 1970er - Jahre - Mobiliar nutzend, von den Zitterspinnweben zu befreien.

Dort krachte es nach jenem - eher unspektakulär verlaufenen - Samstag, in den frühen Sonntagmorgenstunden, richtig los. Bässe wummerten, Mittelhochtöner vibrierten und Kalottenhochtöner zirpten um die Wette. Sie allesamt verursachten einen Klangbrei, den ich beim abrupten Wachwerden aus der Tiefschlafphase I als Disko - und Popdreck identifizierte, ehe meine bessere Hälfte einen Monolog über die Unverschämtheit dieser nächtlichen Ruhestörung abließ.

Während wir zunächst die Verursacher jener Lärmquelle in dem Bereich einer Laubeinpieper - Ansammlung vermuteten, kam meine bessere Hälfte nach einiger Zeit den Verursachern des infernalischen Krachs auf die Spur.

Sie hatte es sich längst wieder im Wohnzimmer bequem gemacht, als sie mir das Ergebnis ihrer Gehör - Aktivitäten mitteilte. Nicht der betrunkene Kleingärtner aus dem Unterbereich der Wiesbadener Straße war die Quell jedweden Übels, sondern der davor wohnende Nachbar.
Aus dem Urschleim der gesamtdeutschen Biederfeierlichkeiten, dem regelmäßig aufgesuchten Partykeller des Hauses, in dem die Anwandlungen des Nostalgischen voll umfänglich umgesetzt werden dürfen, krawallte ein nicht enden wollender, undefinierbarer Ausfluss von Klangbrei über die Grundstücksgrenze. Und dieses, bis weit nach 2.00 Uhr.

Gut, ja, gut, ich sach´ma´, wir waren ja alle mal jung und vom Leben außerhalb der Normen, Zwänge, Sitten und Gebräuche, der Gebote, Verbote und des selbst auferlegten Spießertums, berauscht. " Lambrusco " hin, " Hefenweize " oder Schnaps her. Es musste andersartig sein. Völlig abseits des aufoktroyierten Flachsinns vom " Blauen Bock ", " Ein Kessel Buntes " oder der öden Silvesterprogrammdudelei mit springen Damen, die zu dem Ohrenschmerzen verursachenden Singsang von " Wir machen durch, bis morgen früh und singen Bumms, Fallera!  " auch noch das mit " Nur Die " bestrumpfte Beinchen abwechselnd hoben, entwickelte sich ein Art Gegenmusikkultur.

Das ist schon etwas länger her.

Tja, des ewigen Jungbrunnens gehorchend, kann auch ein zur älteren Generation hinzu Zählender dabei noch locker, flockig mithalten, wenn der Alkoholpegel stimmt. Hoch geistige Getränke wirken immer noch stimulierend. Und wenn sie ab einem gewissen Quantum zu leichten Ausfallerscheinungen führen, wenn des klaren Geistes Willen sich nicht mehr kontrollieren lässt, dann, ja, dann bricht es aus dem Berufsnostalgiker vollends heraus. Hach, ich möchte noch mal 30 sein und so verrückt, wie damals?

Nö, aber Ruhestörung bleibt es auch dann, wenn sich der Krawall in dem nostalgisch angehauchten Partykeller ungehemmt entlädt.


" Secret Saucer " - " Light Years Away " -  " Tri - Angle Waves " - 2009:





     

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