Kaiserliga?


Es hat einmal eine Zeit gegeben, da konnte die selbst ernannten Eliten dieses, unseres, Landes, ab Sonntagnacht nur sehr bedingt zur Ruhe kommen. Ein Gespenst spukte damals noch herum. Es verbreiterte überwiegend in Bonn, dann Berlin, aber vornehmlich in den südlichen Regionen der Republik erhebliche Unruhe. Wenn Montagmorgen die neue Ausgabe des " SPIEGEL " zum Verkauf auslag, in den Briefkästen der mehr als 1 Millionen Abonnenten lag oder Meldungen in den anderen Medien sich auf den einen oder anderen Artikel des Hamburger Nachrichtenmagazins bezogen, hatten viele Benannte eine nur gebrauchte Woche. Für besonders Neu - und Wissbegierige, aber auch Ängstliche, lag die neuste Ausgabe ab 22.00 Uhr in den Bahnhofsverkaufsständen bereits in den dortigen Regalen.

Inzwischen sind diese Zeiten ja passe´. Was allerdings geblieben ist, dürften die mulmigen Gefühlswallungen der in den Artikeln aufgeführten Personen oder Institutionen sein, die sodann reflexartig mit Dementi und Relativierung an die Öffentlichkeit gehen.

Die aktuelle " SPIEGEL " - Ausgabe hat den Überklub in Sachen Berufsfußball Deutschlands in das Visier genommen. Es geht um " geheime " Planungen, an denen sich - mehr oder weniger aktiv - die so genannten Spitzenklubs in Europa beteiligen, um eine Superliga zu gründen.


Der FC Bayern München soll sich nach der Auswertung Dokumenten in einem Umfang von nahezu 1,7 Terabyte zusammen mit weitere 10 europäischen Fußball - Spitzenklubs seit einigen Jahren mit der Gründung einer " Super - Liga " beschäftigt haben.

Gut, das ist zunächst nichts anrüchiges. Brisant wird es erst, wenn konkrete Pläne gefasst worden wären, die in einem Zeitfenster umgesetzt werden sollen. Zwar ist hierzu in dem Artikel von  der Saison 2021 / 2022 die Rede, ab der die so genannten Topklubs diese " Überliga " gegründet haben möchten, doch konkrete Vertragswerke hierzu wurden nicht benannt. 

Bislang ist es deshalb allenfalls als eine Absichtserklärung zu verstehen, dass jene großen Klubs in Europa, als da wären:

Real Madrid, der FC BarcelonaManchester UnitedFC ChelseaFC ArsenalManchester City, der FC LiverpoolParis Saint-GermainJuventus Turin und AC Mailand. Diese Vereine wären Gründer und könnten nicht absteigen. Als Gäste könnten zunächst Atlético MadridBorussia DortmundOlympique MarseilleInter Mailand und AS Rom dazustoßen.  
  
Ob diese Vereine es letztendlich zu der angedachten Gründung einer " Super - Liga " bringen könnten, steht allerdings in den Sternen. Denn, ohne die Landesligen und die Landesverbände, dürfte dieses Vorhaben wohl kaum zu realisieren sein.  
Hierzu stellen sich auch Fragen nach dem Auf - oder Abstieg in die " Superliga ". Diese wären ohne einen entsprechenden Ligenunterbau wohl kaum zu beantworten. 

Wer soll zudem die Vermarktungsrechte erhalten? Denkbar könnte zwar eine eigener TV - Sender sein, doch dieses wirft weitere Fragen nach dem technisch Machbaren auf.

Und dann wären da noch die Anhänger der in Betracht kommenden Vereine. Die - zumindest nach der einschlägigen Verbandsrechtsprechung des DFB - eine Einheit bilden. Was die überwiegende Mehrzahl der - zum Teil - Befragten hierzu zu sagen haben, war auf einem großen Spruchband am letzten Samstag während des Heimspiels des FC Bayern München gegen den SC Freiburg zu lesen:
" Fußball - Superliga ohne uns! "

In dem Shakespeare - Drama " Richard III " fleht der gejagte König, nachdem sein Pferd getötete wurde, höhere Mächte mit dem Ausruf an: " Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd! " 

Bezogen auf die aktuelle Diskussion und die Berichterstattung über die so genannte " Super - Liga " müsste es heißen: " Ein Ball! Ein Ball! Mein Königreich für einen Ball! ".
Und der ist bekanntlich immer noch rund.

Wer im Fußball König bleiben möchte muss diesen aber zunächst mindestens ein Mal mehr ins Tor des jeweiligen Gegners bugsieren, um ein Spiel zu gewinnen, die erforderlichen Punkte für den Titel oder dessen Verteidigung zu erlangen, bevor er von dem eines Kaisers fabuliert. Und dieses scheint dem FC Bayern momentan nicht immer zu gelingen.

Ergo: Ein Reich ohne König kann weiter leben. Ein König ohne Reich ist aber keiner.   



" Wishbone Ash " - " The King Will Come " -

" Argus " - 1972:

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