Der Vogelschiss kommt ganz gewiss



Heute dürfen wir ja den letzten Oktobertag des Jahres 2018 schreiben. Es ist ein Feiertag, wenn auch nicht in allen Bundesländern. Dazu zeigte sich der sich verabschiedende Monat noch einmal von seiner angenehmen Seite. Ab 10.00 Uhr zeigte sich die Herbstsonne schien die Herbstsonne zu einem nahezu stahlblauen Himmel.

Ein nahezu ideales Wetter, um die Gartenarbeiten voran zu treiben. Doch. es ist Feiertag und da dürfen keine Rasenmäher laufen. Den zweckentfremde ich nämlich, um die Tausende Blätter vom Gras aufzulesen. Das produziert weniger Lärm und bringt den Nachbarn nicht wieder auf die Palme, der sich echauffieren würde, wenn der Laubsauger in Gang gesetzt worden wäre.

So blieb alles friedlich. Wären da nicht die jährlich wiederkehrenden Stare. Eine Schar von krächzenden Vögeln, die sich in diesem Monat ein Stelldichein gibt. Die Trauben des Wilden Weines sind längst reif und leuchten in dem dunklen Blau weit hin sichtbar durch das langsam welkende, rot - gefärbte Blattwerk.  Bis auf wenige Meter hatte sich die Vogelschar an den Leckerbissen heran gewagt. Dann blies der erste Vogel, der wohl so eine Art Späher zu sein schien, zur Fressattacke.

Wie auf Kommando flogen die anderen Vögel auf die Hauswand zu, fielen über die Trauben her, verschlangen eiligst einige von denen und hoben wieder ab, um auf den nahe gelegenen, hohen Bäumen in sicherer Entfernung die Lage zu prüfen.

Sobald wir uns am Küchenfenster bewegten, blieben die Fresser von den Weintrauben fern. Erst wenn in der Küche keine Bewegung erkennbar war, kamen die Eindringlinge wieder. Das Prozedere wiederholte sich gut ein halbes Dutzend Mal. Dann hatten die Stare genug und stieben laut krächzend davon.

Zuvor aber klatschte ein großer Vogelschiss, den einer der Eindringlinge abließ, mittig auf die Fensterscheibe. Der Schiss, lief, weil dünnflüssig, noch einige Zentimeter auf dem Glas herunter. Ich fluchte, denn es war klar, dass nunmehr die ohnehin durch Fliegenschisse, Absonderungen der Wespen, Bienen sowie anderer geflügelter Besucher verunreinigten Fensterscheiben geputzt werden müssen. Es wird ja schließlich bald Weihnachten und da müssen die Fenster sauber sein, damit der Schwippbogen richtig zur Geltung kommt.

Während ich noch eine weitere Verwünschung ausstieß, erinnerte ich mich an zwei Begegnungen mit jener Vogelart, die über ein exzellentes Sehvermögen verfügt, sehr vorsichtig agiert und deshalb äußerst scheu ist. Zudem ist der zur Gattung der Sperlingsvögel zählende Flieger ein meisterhafter Stimmenimitator.

https://de.wikipedia.org/wiki/Star_(Art)


Als ich vor mehr als 46 Jahren während eines Urlaubs in Bernkastel - Kues einige Weinberge erkundete, hörte ich ein unregelmäßiges Knallen. Dieses resultierte von dort installierten Schreckschussanlagen. Nahezu zeitgleich mit dem Geräusch stoben Hunderte Vögel auseinander. Es waren Stare, die in den Herbstwochen die reifen Trauben von den Reben picken. Das wird von den Winzern nicht gern gesehen, weil sie die auf den vielen Rispen dicht aneinander gewachsenen Trauben verletzen und damit einen Fäulnisprozess in Gang setzen. Die Folge davon ist der Verlust der Früchte.

Wenn nur einige Hundert Vögel in den vielen Weinbergen einfallen würden, müsste der kostspielige Aufwand, diese dort wieder zu vertreiben, als unverhältnismäßig und unwirtschaftlich zu sehen sein. Doch es sind nicht nur Tausende, sondern gar Zehntausende Stare, die sich zu den Festmahlen immer wieder einfinden:



Ich empfand die Knallerei gegen die Vögel dennoch als barbarisch. Inzwischen wehren sich einige Bewohner aus den Weinanbaugebieten sogar gerichtlich dagegen.

Fast 10 Jahre später saß ich an einem Sommermorgen zusammen mit meinem Schwager an einem Baggersee in der Nähe von Rinteln / Weser. Wir hatten gerade ein Frühstück eingenommen als sich ein dunkle Wolke in einen Kilometern Entfernung aus Südosten uns näherte. Es waren mehrere Hundert Stare, die wohl von einer nahegelegenen Kirschplantage aufgestiegen waren. Die Früchte waren längst reif und gelten bei den Vögeln gleichfalls als Köstlichkeit. Die kleinere Wolke zog über unseren Köpfen hinweg und ließ dabei, wie auf Kommando ihren Kot fallen. Plötzlich prasselte es auf dem Wasser, als gäbe es Regen. Wir konnten uns noch gerade so unter den aufgespannten Schirm retten. 

Die nahezu gleich aussehenden Vögel sind eben Schwarmtiere, so wie Fledermäuse, Heringe oder auch Kraniche. Und dennoch sind sie eben intelligent. Wohl nicht nur deshalb wurde der Star vom NABU und dem bayrischen LBV zum Vogel des Jahres 2018 gekürt.
Verbunden mit dem eindringlichen Hinweis, dass dessen Bestand als gefährdet einzustufen ist.


 

Aha! Jetzt relativiert sich der lästige Vogelschiss auf unserer Scheibe und schrumpft zu einem solchen. So wie der Polit - Opa Gauland es gerne geschichtsklitternd,  bezogen auf die Berufsverbrechern im rechtzeitig untergegangenen " Tausendjährigen Reich " sehen möchte. Da mögen seine rhetorischen Schisse eher zu einem solchen Starenschiss schrumpfen, denn bei uns erhält der Vogel des Jahres 2018 alle Male wieder Nahrung. Möge er auch danach, so wie in jedem Herbst, sich wieder dazu einfinden!



" Brainticket " - " Reality Of Dreams " -  " Past, Present & Future " - 2015:







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?