Wer war CLAAS RELOTIUS?



Ein Blogger - Kollege brachte es bereits vor vier Tagen auf den Punkt: Es gibt Dinge, vor denen muss sich auch ein überzeugter " SPIEGEL " - Leser fürchten: Lügengeschichten in diesem Nachrichtenmagazin.
Was dem " stern " von vor 35 Jahren mit Kujaus " Hitler - Tagebüchern " widerfuhr ( https://de.wikipedia.org/wiki/Hitler-Tagebücher ) und zu einer nicht unerheblichen Schadenfreude bei der gesamten journalistischen Konkurrenz führte, durfte nun auch das Flaggschiff des bundesdeutschen Medien - Meeres, " DER SPIEGEL " auf sich ziehen. Zwar ist die Resonanz von einst nicht annähernd vergleichbar, denn die Medienlandschaft hat sich radikal verändert, aber trotzdem sind die Damen und Herren Kollegen auf dem weiten Feld der mehr oder minder manipulierenden Meinungsbildung nicht gerade untätig geworden, als der vermeintliche " SPIEGEL " - Skandal ( einige Artikel bewerteten diesen sogar als " Affäre " ) ruchbar wurde.

Was aber war im Hamburger Medienhaus tatsächlich passiert?

Eigentlich nicht so viel, als dass die dort Verantwortlichen dieses hätten zum Anlass nehmen müssen, gleich einen " dicken " Titel daraus zu drechseln. " Sagen, was ist ", lautet dieser für die vorletzte Ausgabe in diesem Jahr 2018. " Sagen, was ist " gehörte in jene Ära als der " SPIEGEL " - Übervater, der Begründer und Herausgeber des Nachrichtenmagazins, Rudolf Augstein, dort noch das Zepter schwang. Damit wollte dieser zum Ausdruck bringen, dass es in seinem Hause keinen Maulkorb - Erlass gibt und e sich selbst einen solchen nicht anlegen lassen wollte. Schon gar nicht von der " großen " Politik in Bonn / Berlin oder sonst wo.

Das ist jedoch sehr lange her. Rudolf Augstein lebt schon seit über 16 Jahren nicht mehr. Er musste die inzwischen über sein Ziehkind, den " SPIEGEL " hinein brechende journalistische Monsterwelle der digitalen Veränderungen innerhalb der journalistischen Arbeitswelt nicht mehr miterleben.

Mit dieser erfolgte eine Neubewertung der Vierten Gewalt, also der Medien. Die sich - in ihrer klassischen Form - seit vielen Jahren einer massiven, sehr oft unqualifizierten, Kritik von vielen Seiten ausgesetzt sehen und - häufig - krampfhaft um Sachlichkeit bei den Versuchen, jenen Hetzern, Lügnern und auch Kritikern Paroli zu bieten, bemüht sind. " DER SPIEGEL " gehört zu den " Feindbildern " dieser Minorität. Er wird zu den " Systemmedien " zugehörig gezählt und nach allen Regeln der Kunst mittels billiger Polemik bearbeitet.

" Lügenpresse " ( ein Begriff aus der " Weimarer " - und später der NS - Zeit ) schallte es ab der Mitte der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts aus den Menschenmengen bei rechtsorientierten Veranstaltungen. Das ähnlich einzuordnende Wort " Systempresse "  kursierte auf den unzähligen Seiten faschistoid denkender Betreiber und sollte Lesern suggerieren, dass es neben den " Systenparteien " auch mehrheitlich, von ihnen abhängige Medien gibt. Die rechtsgewirkten Demagogen gegen in ihren Verschwörungstheorien gar soweit, dass angeblich die gesamte, etablierte Medienlandschaft, vom Bundeskanzleramt gesteuert werde.

In diesen, sich durch die unbegrenzte Verfügbarkeit an Informationen, Daten und Bildern, geänderte Zeit, haben es seriöse Medien schwerer, auch glaubhaft zu bleiben.

" DER SPIEGEL " hat seit einigen Jahren auf dem Printmedien - Sektor mit rapide sinkenden Auflagen und vor allem Verkaufszahlen zu kämpfen. Er musste sich deshalb auf jene Marktverschiebungen einstellen. Die Inhalte in den Ausgaben wurden - wenn auch eher moderat -  den Lesegewohnheiten der " neuen " Kunden angepasst. Das einstige, reine Nachrichtenmagazin kaprizierte sich zunehmend auf triviale Ereignisse. Statt nur politischer Nachrichten, kalter Fakten aus Wirtschaft und Gesellschaft sowie der kritisch - begleitenden Darstellung von Trends, Tendenzen und Entwicklungen, streute das Hamburger Magazin vielfach Ereignisse, Schicksale und Erlebnisse aus den zwischenmenschlichen Bereichen ein.

Ein alt - gedienter Leser nennt diese Artikel - leider zutreffend - denn auch "  Schwafelstrories " oder " Schwafelgeschichten ". Will heißen: Dieser Lesestoff lässt sich eher leicht und locker konsumieren, denn es bedarf dazu keiner profunden Hintergundinformationen.

Der einstige " SPIEGEL - Redakteur mit dem Namen Claas Relotius zählte zu jener Fraktion, die eben " Schwafelgeschichten " in die Ausgaben brachte und damit sogar innerhalb der Medienschaffenden ausgezeichnet wurde.

In der letzten Woche wurde jener Mitarbeiter der Manipulation überführt. Er soll einige Geschichten, die dann im " SPIEGEL " abgedruckt wurden, frei erfunden haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Claas_Relotius

Ein moderner Baron von Münchhausen?

" DER SPIEGEL " hat dieses selbst aufgedeckt. Spät, aber nicht zu spät? Aber wird dieses Auswirkungen auf die journalistische Arbeit haben? Welche Konsequenzen hat jenes dauerhafte Fehlverhalten für die anderen, die um Authenzität bemühten und nach der Wahrheit bestrebten
" SPIEGEL " - Mitarbeiter haben? Wird ihnen jetzt mehr in ihre Arbeit hinein delegiert? Wird eine Kontrolle oder Überwachung bei deren Berufsausübung erfolgen?

Zunächst einmal verarbeitet der Hamburger Medienkonzern dieses Ereignis auf seine Weise. Er lässt einer Kompanie Journalisten, die bei dieser Titel - Geschichte über sich selbst mitwirken, eine eher lange Leine und bringt eine Ausgabe heraus, innerhalb dieser, dann Seiten lang zu dem sowie über jenen Fall geschrieben wird.
Von " Betrug " ist da die Rede. Nun, ja, auch heftiges Topfschlagen gehört zur Arbeitsweise in Hamburg. Ein Skandal ist es deshalb noch lange nicht. Schon gar nicht eine Affäre, wie jene, die dem einstigen " stern " - Märchenerzähler Kujau mit der Dritten Gewalt in Konflikt geraten ließ und auch die " SPIEGEL - Affäre " dürfte zur Bewertung des jetzigen Ereignissen nicht einmal ansatzweise vergleichbar sein.

Doch das betroffene Magazin stilisierte die Lügengeschichten des Märchenonkels Claas Relotius zu einen vergleichbaren Fall hoch. Ehrlich gefragt: Hat der " SPIEGEL " das nötig?

Schon nach einigen Tagen wird die Öffentlichkeit, gerade in dieser, unserer, schnelllebigen Zeit mit dem Namen Claas Relotius nichts mehr anzufangen wissen. Dieser verschwindet aus dem Gedächtnis des ohnehin schon mit viel zu viel nichtssagenden Informationen belasteten Bürgers. Der " SPIEGEL " - Leser wird seit einigen Jahren von diesem Trend nicht verschont. Der treue " SPIEGEL " - Konsument indes könnte sich eher darin bestätigt fühlen, dass seine Aversion gegenüber dem angepassten Journalismus, der eben nicht schreibt was ist, weiterhin zu Recht besteht.

So kritisiert sich das Dickschiff aus Hamburg in seiner aktuellen Ausgabe selbst, produziert dabei einen eher reißerischen Titel über sich selbst, den Märchenerzähler Claas Relotius und den Druck in der Branche, sich von den anderen systemkonform tätigen Medien abgrenzen zu müssen, ohne dabei anzuecken, den eigenen Anspruch in Frage zu stellen und vor allem das, wie ein Damoklesschwert über allem Handeln schwebende, Prinzip der Kosten - Nutzen - Relation ständig außer Acht lassen zu müssen.

Journalismus ist auch heutzutage kostspielig. Gute journalistische Arbeit umso mehr. Und das Einhalten des Berufsethos, gepaart mit dem Augstein´schen Grundsatz " Sage, was ist ", noch kostspieliger. Weshalb so mancher Handwerker aus der schreibenden Zunft, so mancher Selbstdarsteller aus der Medienbranche gerne von dem anderen Freischaffenden abkupfert.    
 

" The Royal Guardsmen " " Snoopy vs. The Red Baron " - 1968:




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