Familienbande




In 22 Tage soll es dann wieder so weit sein. Das Weihnachtsfest 2018 wird mit dem Heilig Abend und dem Beschenken der Nachkommen, der anderen Familienangehörigen und sonstigen, einem christlich angehauchten Normmalbürger , mehr oder weniger lieb und teuer gewordenen Mitmenschen, eingeläutet.

Es sind danach zwei weitere, eher durch geplante Tage zu überstehen, ehe es dann in die letzte Woche des ausklingenden Jahres geht. Für viele Teutonen hat aber bereits der Stress zur Vorbereitung der drei Tollen Tage begonnen. Neben den zu besorgenden Geschenken, den strategischen Überlegungen, wer, was und wie zum leiblichen Wohlergehen der Liebsten beiträgt, wird die oft existenzielle Frage zu beantworten sein, wo denn die Weihnachtstage verbracht werden.

An dieser scheiden sich sehr oft die Geister. Hieran entzünden sich die wahrend einer Ehe, einer Partnerschaft langsam erkaltenden Temperamente. Es kommt nicht selten zu hitzigen Wortgefechten, ja, zu einem handfesten Krach, gar zu einer Ehekrise. Dabei ließe sich die Frage, ob die Tage der Besinnlichkeit eher bei ihren oder seinen Eltern verbracht werden, schlicht und ergreifend mit sowohl als auch beantworten. So wäre eine salomonische Lösung dieses gigantischen Problems, in der Tat eine Halbierung der beiden Feiertage. Den Geschenkeabend könnte das uneinige Paar dann doch in den trauten Vier Wänden verbringen.

Um das kaum lösbare Problem gleich aus dem Weg zu räumen, nehmen die beiden Konfliktparteien einen dritten Weg. Sie fahren in den Urlaub, entfleuchen dem Trubel des Weihnachtsfestes und lassen die lieben Familienangehörigen hinter sich.

Weihnachten ist in vielfacher Weise der Lackmustest für das Konstrukt Familie. Hier zeigt sich, ob die häufig vergiftete Atmosphäre zwischen den Familienangehörigen nicht doch irgendwie gereinigt werden kann. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die radikalste ist die, dass das Frohe Fest einfach ignoriert wird. Dann wird Familie eben Familie gelassen und Weihnachten bleibt Weihnachten. Das Fest der Geschenke, Liebe und Hiebe, des großen Fressens und exzessiven Saufens löst sich dann sofort in Luft auf.

Wer allerdings die ungezählten Menschen berücksichtigt, die zu den Weihnachtstagen vereinsamt irgendwo als Fremder unter Fremden vielleicht in einer sozialen Einrichtung diese Feiertage verbringen, da sie zu ihrer Familie, sofern es diese noch gibt, keinen Kontakt mehr pflegen; bei denen die Familienbande längst und für alle Zeiten zerschnitten wurden, müsste sich alsdann fragen, ob es da nicht besser ist, eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen und die Heucheleien, die Gemeinheiten und das gesamte Portfolio des scheinheiligen Getues für diese drei Tage über sich ergehen zu lassen.

Dabei gilt: Eine schlechte Familie ist immer noch besser als gar keine?


" Caravan " - " For Richard " - Live 1974:




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