Hackfresse
Das Bundesland Thüringen ist geographisch betrachtet in mitten
Deutschlands. Es grenzt im Osten an den Freistaat Sachsen, im Süden an den
Freistaat Bayern, im Westen an Hessen und im Norden an Sachsen - Anhalt. Es ist
eigentlich gemütlich eingebettet. Und seit über 30 Jahren dürfen die Thüringer
auch überall herum reisen.
Das ist eben Freiheit, die sie schon vor der berühmten Wende
meinten. Doch auch die Freiheit hat gewisse Nachteile. Den Thüringern, dem
Freistaat Thüringen, ist so manches über gestülpt worden, das sich nicht immer
als vorteilhaft entpuppt.
Dazu zählt neben dem Ausbluten ganzer Landstriche, dem großen
Pendleraufkommen, auch die teilweise unkritische Übernahme bestimmter
Institutionen, wozu auch die Arbeiterwohlfahrt ( Awo / AWO ) zweifelsohne
zählt.
Wie ihr Name schon sagt, soll die Awo soziale Aufgaben ausführen,
von denen sich das Land längst verabschiedet hat.
Die Arbeiterwohlfahrt in Hessen mit ihren beiden Kreisverbänden Frankfurt und Wiesbaden entpuppt sich allerdings zusehends als umfunktionierter Selbstbedienungsladen einiger Funktionäre und sogar Politiker. Immer weitere Einzelheiten zu dem schamlosen Vorgehen der dort Beteiligten kommen ans Tageslicht. Die kriminelle Energie, mit der dabei die Finanzen des Wohlfahrtsverbandes geplüdert wurden ,ist enorm.
Nun gerät ein benachbarter Landesverband in Thüringen in das Visier von Ermittlungen.
Im Mittelpunkt steht der 63jährige Ex - Landesgeschäftsführer Michael Hack. Er fungiert aktuell als Hauptgeschäftsführer der Awo - Tochtergesellschaft AJS sowie des Awo - Kreisverbandes Erfurt.
Hack wurde 2005 zu einer Geldstrafe von knapp 10.000 Euro verurteilt, weil er als Verantwortlicher des Awo - Landesverbandes Thüringen einen Beratervertrag mit einem Unternehmen unterzeichnet hatte, dass millionenschwere Geschäfte mit jenem Awo - Landesverband machen sollte und dabei hack an dem Gewinn beteiligen wollte.
Dieser Coup flog indes auf. Hack zog sich von seiner Tätigkeit im Vorstand der Awo - Thüringen zurück und konzentrierte sich in der Folgezeit auf seine Arbeit bei der AJS - Erfurt.
Hier ist er für die von der Awo - Tochter betriebenen sozialen Einrichtungen, wie beispielsweise Pflegeheime und Kindergärten / Kindertagesstätten. Hack dehnte sein verantwortliches Arbeitsfeld jedoch auf weitere Bereiche, wie das Awo - Bildungswerk Thüringen oder die Awo - Soziale Dienste eGmbH und die Cateringfirma " Mephisto Consult ", die neben Belieferungsdienste auch Beratung für die Awo - Einrichtungen anbietet.
Hack lebt seitdem wie die fette Made im Speck. Er gönnt sich einen hoch motorisierten Dienstwagen, einen geleasten Mercedes SUV GLE 400 mit satten 330 PS, bewohnte in der Erfurter Innenstadt eine opulente Wohnung mit 128 m² und dürfte darüber hinaus ein üppiges Gehalt kassieren.
Ähnliche Strukturen einer Günstlingswirtschaft wie sie in Frankfurt am Main und Wiesbaden aufgedeckt wurden, finden sich denn auch im benachbarten Freistaat Thüringen. Das Gehalt von Geschäftsführer Hack wird von lediglich zwei Funktionsträgern, die zudem " nur " ehrenamtlich tätig sein sollen, bestimmt. Dabei spielt die Awo - Landesverbandsvorsitzende eine nebulöse Rolle. Sie versucht sich hauptberuflich als selbständige Einrichtungsberaterin und war über viele Jahre als Repräsentantin eines Erfurter Möbelhauses tätig, welches - wen wundert es jetzt nicht? - die Awo - Einrichtungen beliefert hat. Das Erfürter Möbelgeschäft soll dabei beinahe 80 % sämtlicher zu vergebener Awo - Aufträge abgemolken haben.
Und, als sein der Begünstigungen nicht schon genug, der Betreiber jenes Erfurter Möbelgeschäfts ist Vizevorsitzender des Awo - Kreisverbandes Gotha und war zudem Revisor des Landesverbandes Thüringen.
Hack lässt sich auch bei der Familienpflege nicht lumpen. Er kann darauf verweisen, dass seine Ehefrau nicht nur die Geschäfte der Awo - Firma " Awo Soziale Dienste " mit führt, sondern sogleich auch als Geschäftsführerin des Awo - Kreisverbandes Gotha fungiert.
Hacks Bruder Burkhard wird bei der AJS als Chef des Bereichs " Zentarle " ( was immer das jetzt sein mag? - geführt; der Sohn von Hacks Ehefrau ist ebenfalls für die AJS tätig. Ebenso arbeitete Hacks Tochter in der dortigen Verwaltung.
Zwar ermittelte die Staatsanwaltschaft - mutmaßlich - gegen Hack u.a. aufgrund einer anonymen Anzeige; doch konnten konkrete Verdachtsmomente dabei jedoch nicht gefunden werden. Auch eine Innenrevision verlief bisher im Sande.
Doch, wo auch Rauch ist, dürfte eben auch Feuer sein.
Jene Ungereimtheiten bei der Awo - Thüringen dürften nicht isoliert von dem Gesamtkomplex der ruchbaren Vetternwirtschaft und - bezogen auf die beiden benannten Kreisverbände in Hessen - systematischer Betrügereien sowie der Gier einiger Awo - Funktionäre zu sehen sein.
Der Awo - Skandal Wiesbaden / Frankfurt wird deshalb erst am Beginn einer Kette gleichartiger Fälle stehen. Es könnte ein Erdbeben für die Awo insgesamt drohen.
JANUS - Gravedigger II - Innocence - 1993:
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