Kein Verkehrspieper im Deutschlandfunk
Als ich Ende Januar dieses Jahres die weite Fahrt quer durch den Freistaat Bayern hin zu dem benachbarten Freistaat Sachsen - genauer gesagt: nach Chemnitz - antrat, fuhren mit mir beinahe nur LKW. Wer sich morgens ab 5.30 Uhr auf der Autobahn bewegt, ist entweder Berufskraftfahrer oder Urlauber. Später kamen dann noch jede Menge Pendler hinzu.
Wie dem auch sei, diese Fahrten in der Dunkelheit, entlang der bayrischen Einöde bis an die Grenze der beiden benachbarten Bundesländern, sie sind alles andere als unterhaltsam.
So orgelte ich auf der UKW - Klaviatur des Autoradios von von bis hinten herum und suchte verzweifelt nach einem einigermaßen hörbaren Sender. Leider gab es diesen nicht, sondern es standen nur die Frequenzen von BR 1 bis 5 sowie einiger, lokaler oder landesweiter Dudelfunkanbieter zur Verfügung. Ödnis in der Pampa des Bayernlandes.
Doch dann kam - völlig überraschend - ein mir wohl bekannter Sender beim Drehen auf der Radioskala von 87, 5 Mhz bis 108 Mhz in den Empfangsbereich. Es war der Deutschlandfunk. Und der sendete zunächst Nachrichten, später dann Berichte, garniert mit Instrumental - und Unterhaltungsmusik der leichteren Art.
Nun, ja, was soll ein bundesweit empfangbarer Sender, der sich " Deutschlandfunk " nennt auch sonst für ein Programm kredenzen?
Ab und zu driftet diese, mit seinem Sitz in Köln, öffentlich - rechtliche Anstalt in die nostalgische Ecke ab. Dann nämlich, wenn er an jene Zeit erinnert, in der es noch zwei deutsche Staaten gab. Damals hatte die Kölner Sendeanstalt ihre Hochzeit, denn sie war fast überall in der DDR zu hören. Die Sendungen von einst, bieder, politisch CDU / CSU gefärbt und streng anti - kommunistisch aufgemacht, waren sehr häufig tendenziös. Schließlich verstand sich die Anstalt als Korrelat zu den Propaganda - Programmen aus der DDR, die bis weit in die BRD - Gebiete sehr gut zu empfangen waren.
Das einstige Programm des Dlf ( DLF ) bestand nicht nur aus Nachrichten, Wortbeiträgen, wie Berichten, Kommentaren oder Features, sondern auch aus seichte Schlager bis teilweise Operettenmusik. Manchmal waren auch öde Dixieland - Titel zu hören.
Eine Besonderheit indes waren in jenen, sehr überschaubaren Zeiten mit einem noch sehr übersichtlichen Sender - sowie Programmangebot, die Verkehrsnachrichten des Dlf. Sie wurden von einem Piepton, dem so genannten " Hinz - Triller " ( https://de.wikipedia.org/wiki/Autofahrer-Rundfunk-Information#Hinz-Triller ). Nach 5 Sekunden werden dann die Verkehrsmeldungen gesendet. Manchmal, nämlich bei Eilmeldung ( Geisterfahrer ) unterbricht der " Hinz - Triller " die laufende Sendung.
Damit ist jetzt ab dem 1. Februar 2020 endgültig Schluss. Der Dlf sendet keine Verkehrs - oder Sraumeldungen mehr. begründet wird dieser Schritt mit dem angeblich veränderten Hörer - oder Nutzerverhalten im Sendebereich. Die ersten Verkehrsmeldungen wurden am 25 März 1961 vom Dlf aus Köln in den Äther geschickt.
Seitdem ist sehr viel Wasser den Rhein hinunter geflossen. Seit einigen Jahrzehnten gibt es eine Unzahl von Privat - Radiostationen, die ebenfalls und teilweise rund um die Uhr jede Menge Verkehrsdurchsagen herunter plärren. Sicherlich nicht in dem hoch offiziellen, sehr gestelzten Ton der damaligen Sprecher, doch durchaus verständlich, wenngleich diese Sender überwiegend eine Zumutung für den Hörer darstellen, denn sie sind - nicht nur durch die Nerven aufreibenden Werbeeinspielungen - beim Autofahren viel zu anstrengend.
So fuhr ich alsbald an jenem frühen Donnerstagmorgen. dem vorletzten Tag des Monats Januar, aus dem Empfangsbereich des Dlf, dessen Sender irgendwo im Ländlichen zwischen Ingolstadt und Regensburg liegt, heraus.
Schon bald mischten sich bei der Sendersuche tschechische Stationen in den Radioempfang mit ein. Nee, jetzt reichte es mir endgültig. Ich stellte das Radio aus und wartete bis kurz vor dem Autobahnkreuz Hof, ehe ich den mir bekannten Sender MDR aktuell wieder empfangen konnte.
Kein Verkehrspiepser mehr im Programm des Dlf? Kein Verlust, denn die Mehrzahl hört diesen sowieso nie. Die Jüngeren kennen ihn zudem gar nicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschlandfunk
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