Ödnis Karneval



Vor einigen Tagen standen wir erneut in dem Verkaufsraum der " Takko " - Filiale in Unterschleißheim, um für die Enkel nach Bekleidungsstücken zu suchen. Die Geburtstage sind zwar längst vorbei, aber so ab und an können die drei Enkelkinder ein neues T - Shirt, eine Hose, aber vor allem Socken gebrauchen. Insbesondere die älteste Enkeltochter, die sich langsam in die Pubertät hinein gräbt, sie wächst rasant. Da werden die Klamotten schnell zu klein. Mit zunehmenden Konfektionsgrößen steigt indes der Preis je Artikel. Da es nun drei Enkelkinder sind und die jeweils beiden andren Strategen nicht zurück stecken sollen, heißt es aber auch: drei Bekleidungsteile kaufen.

So durch forsteten wir den knackevollen Verkaufsraum, in dem sich Metallständer an Metallständer, Regal an Regal und Fach an Fach aneinander reiht.

 In der Mittel der Auslagen sah ich sie dann. Eine Unzahl an Faschingsartikeln. Kleider, Kostüme, Westen, Masken, Perücken und anderes Zubehör für die angeblich drei tollen Tage oder auch nur einer einzigen Faschingsfeier.

Ab Montag, den 24. Februar 2020, wird es in den so genannten Karnevalshochburgen bis zum 26. Februar, dem " Aschermittwoch " wieder hoch her gehen. Jubel - Trubel - Heiterkeit. Jahr aus, Jahr ein, die gleiche Leier.

Wer nämlich zu der Mehrheit der Karneval - Muffel zählt, für den sind die drei tollen Tage eine Zumutung. Dieses aufgesetzte Geschunkel, Getröte und Gelaber, kann ganz schön auf die Nerven gehen.

Da stand ich nun vor der Kollektion von Karnevalskostümen und sah sie mir ein weniger genauer an. Dabei erinnerte ich mich an meine Schulzeit, in dem die Faschingsfeier verordnet werden konnte. Krampfhaft versuchte ich irgendeinen Verkleidungstinnef zu besorgen. In dem Kaff, in dem sich das elterliche Wohnhaus befand, gab es nichts. Die Geschäfte waren zu klein. Der Umsatz dort viel zu gering. Deshalb schafften diese sich erst gar keine Faschingsutensilien an. Also musste ich zusammen mit den Großeltern nach Bückeburg fahren.

Die Suche gestaltete sich dort eher einfach. Faschingsartikel gab es nur im Spielwarengeschäft oder im Kaufhaus " Schild " in der dortigen Schreib - und Spielwarenabteilung. Und so wurden wir in einem von zwei Spielwaren - Fachgeschäften tatsächlich fündig. Ich durfte mir einen schwarzen Cowboyhut, einen Sheriffstern sowie einen schwarzen Schnurrbart aussuchen. Dazu zog ich ein kariertes Oberhemd und Jenas an. Fertig war der Westermann. Das war´s!

Das gesamte Gesumse kostete mehr als 10 DM. Das dürfte in Bezug auf die Kaufkraft einen heutigen kompletten Faschingskostüm entsprechen. So ausstaffiert zog ich am folgenden Tag in den Nachmittagsstunden in Richtung der Volksschule Heeßen, wo in dem Neubau die Faschingsfeier statt fand. Einige ebenso verkleidete Schulkollegen warten dort bereits in den drei Klassenräumen, die durch eine flexible Schiebetür voneinander getrennt werden konnten.

Die Musik gab es von einer Bühne. Ein einstige Klassenkamerad, der längst das Gymnasium in Bückeburg besuchte, hatte eine Band gegründet. Die spielte dann einige Titel von den Beatles, den Stones und Creedence Clearwater Revival sowie andere Hitparadenstücke.

Als Durstlöscher wurde gegen einen Preis von 50 Pfennig Bluna, Fanta und Cola verkauft. In den Räumen hingen einige Girlanden, Luftschlangen sowie Papierlaternen. Auch das obligatorische Konfetti wurde in die Luft geworfen und musste von uns später wieder weg gefegt werden.

Nach 3 Stunden war der Zinnober vorüber. Wir räumten den Faschingsmüll wieder weg. Das war es dann.

Wenn ich mir den heutigen Standard so betrachte, der bei den immer noch beliebten Schüler - Fasching vorherrscht, könnte ich doch ein wenig neidisch werden. Wenn dort für bis zu 100 Euro Klamotten für eine einzige Feier angeschafft werden, halte ich das allerdings für völlig übertrieben. Und besser wird das öde Faschingsgeschisse dadurch eben auch nicht.

Für mich bleibt dieses traditionelle Brauchtum einfach nur langweilig. So, wie der Karneval ab morgen eben auch nur eine Ödnis inmitten einer mit unzähligen Veranstaltungen überfrachteten Gesellschaft darstellt.



A.R. & Machines  -  I´ll Be Your Singer  -  Die grüne Reise  - 1971:







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