Polizeiruf 110 : " Totes Rennen " in einer ( fast ) toten Stadt.
Es dürfte müssig sein, darüber nachzudenken oder vielleicht sogar zu streiten, ob nun der ARD - Methusalem " Tatort " oder der 1990er " Ostimport " " Polizeiruf 110 " die besseren Ermittler, die gewiefteren Verbrecher und weniger Tote vorzuweisen hat. Fakt ist wohl eher: Das es auch hier eher langweilige, bessere und sehr gute Folgen gibt, die dem Sonntagsabend - Glotzer bei Bier, Chips und späteren Gesang kredenzt werden.
Wenn ich den " Polizeiruf 110 " in seiner Gänze bewerten müsste, würde ich zu dem Ergebnis kommen, dass dieser der gesellschaftlichen Realität näher steht als sein Pendant, der " Tatort ". Dieses gilt insbesondere für eine Folge, die in der sachsen - anhaltischen Hauptstadt Magdeburg spielt.
Hier werden zum Teil Drehorte gezeigt, die vielen gemeinen Wessis nur aus den Untiefen der eigenen Kindheit in den 1950ern bis 1970ern noch geläufig sein könnten.
So geschehen auch in jener Magdeburger - Folge mit dem Titel " Totes Rennen. "
Die Tristesse einer zum Teil abgehängten Großstadt, deren Einwohnerzahl ab der Wiedervereinigung um nahezu 1/5 zurück ging und zudem den Vergreisungstrend unterliegt, zeigt sich denn auch ansatzweise in dem Krimi, der am 16. 02. 2020 ab 20.15 Uhr im " Ersten " lief. Aber neben dem Gammel aus DDR - Zeiten finden sich durchaus sehenswerte Stadtteile und dazu schmucke Bauten.
Ein Sammelsurium aus allen Epochen der Stadt stellt die Magdeburger Galopprennbahn dar. Einschränkend muss hierzu angemerkt werden, dass die Anlage 2002 durch das " Jahrhunderthochwasser " sehr stark beschädigt wurde.
Nun, in diesem Umfeld und dem Milieu der Zocker, der Männer, die viel Geld zur Befriedigung ihrer Sucht ausgeben, spielt sich der " Polizeiruf 110 " ab.
Die Handlungen in diesem Krimi sind denn auch schnell erzählt:
Zunächst finden die Ermittler einen Toten am Elbufer. Dieser war spielsüchtig. Er wurde als V - Mann eingesetzt, um der überregionalen Wett - Mafia beizukommen. Ein hier eingesetzter LKA -Beamte versucht sich in die Mord - Ermittlungen hinein zu drängen. Dieser war nach seinen Angaben gegenüber der Hauptkommissarin Brasch selbst spielsüchtig.
Er ließ sich von einem Kriminellen ( exzellent dargestellt von Martin Semmelrogge ) erpressen, den dieser später auf den Rennbahn erschießt. Der LKA -Mann gibt auch zu, den Spitzel am Elbufer mittels KO - Tropfen betäubt zu haben, woran dieser schließlich verstirbt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Polizeiruf_110:_Totes_Rennen
Ein Fernsehfilm, zudem ein Krimi, aus Magdeburg ist ja eigentlich schon per se abtörnend. Vielleicht liegt das an dem tristen Umfeld, vielleicht auch an den Schauspielern, die sich irgendwann dem öden Ambiente unterordnen.
Eine Ausnahme war indes Martin Semmelrogge, der nicht nur in diesem Film den Kleinkriminellen. der vergeblich nach dem Sinn des Lebens sucht und hierbei auf die schiefe Bahn gerät, sehr authentisch spielt. Das mag daran liegen, dass er selbst mehr als genug Erfahrungen mit sanktionierten Gesetzesübertretung machen musste.
Ansonsten dümpelt die Spielsucht - Geschichte eher vor sich hin. Neben dem üblichen, in eher einfältig gestrickten Krimis vorkommenden Abläufen, wie das Auflegen des großen Bestecks durch einen SEK - Einsatz, der nahezu immer gleich aussieht, den vergeblich Versuchen die Ermittlungen auf eigene Faust voran zu treiben und einer geschwurbelten Suche nach dem Täter / den Tätern, wird die Alltagskost durch ein kleines Schmankerl aufgefrischt.
Kriminalrat Uwe Lemp, gespielt von dem gebürtigen Franken Felix Vörtler greift zur E - Gitarre und säuselt eine Eigen - Adaption des 1980er " Alphaville " - Hits " Forever Young " in den halbdunklen Raum.
Nicht schlecht, aber das Original war einst ein absoluter Ohrwurm. Tja, und der jute Felix war zu dem damaligen Zeitpunkt erst zarte 23 Jahre alt. Aber, mal so ganz nebenbei gefragt: " Wer wünscht sich schon die 80er - bis auf jene Geldschneider, die mit diversen Musikveranstaltungen Kohle machen wollen - wahrhaftig zurück? Ich nicht!
Und: Ich möchte gar nicht immer so jung oder gar noch für immer jung bleiben, denn dann müsste ich noch viel zu viele, eher mäßige Krimis, so wie jenen aus der Serie " Polizeiruf 110 " ertragen.
Brrrrh!
Siebert lebte zuletzt wieder bei seinen Eltern, getrennt von seiner Frau Manu und seinem Sohn. Als Brasch Milans Eltern die Todesnachricht überbringt, erfährt sie, dass dieser spielsüchtig war und überall Schulden machte. Zu Braschs Überraschung gibt es einen Verbindungsnachweis des Toten zum LKA. Doch die LKA-Kollegen im Präsidium blocken ab: Sie wollen getrennte Ermittlungen.
Im Vertrauen erfährt Brasch vom LKA-Kollegen Hannes Kehr, dass Milan als Informant für ihn und die Abteilung Wettbetrug gearbeitet hat. Kehr führt Brasch in die Welt der Spielwetten ein und warnt sie gleichzeitig davor. Brasch aber folgt ihrem Instinkt. Sie vermutet, dass Milan wusste, wer das nächste große Spiel manipuliert hat. Mit diesem Wissen wollte er seine Familie aus der Schuldenmisere befreien. Brasch ahnt nicht, dass sie das nächste Opfer in einem falschen Spiel werden soll.
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