Alle Jahre wieder: Weihnachten 2020 findet statt!



Seit gestern herrscht bei uns das große Ausräumen. In vier Tagen dürfen wir als europäisierte Christen oder christlich orientierte Europäer den Ersten Advent begehen. Auch wenn wir den beiden Amtskirchen nicht angehören, bedeutet die Adventszeit und dass sich darn anschließende Weihnachtsfest doch etwas besonderes. Schließlich wird das große Fest auch mehr oder minder so begangen. Es ging viel zum Essen, noch mehr zu Trinken und es wird über alle Maßen einander beschenkt. Nicht selten verlaufen die drei Tage ( der Heilige Abend wird in Deutschland ja dazu gezählt, auch wenn es eigentlich nur ein halber Feiertag ist ) bzw. die zwei Weihnachtstage etwas disharmonisch. Nach dem Genuss von zuviel Alkohol kann es hier und da schon mal so richtigen Streit ( nicht selten Ehekrach ) geben.

Aber: Das große Fest der einträchtigen, familiären Zwietracht, es muss begangen werden. Koste es, was es wolle. Die Kassen müssen klingeln, die Menschen in den Kirchen dürfen singen und die Kinder oder sonstige Herzallerliebste dürfen, ob der üppigen Geschenke, springen. das war zwar nicht immer so, aber in den letzten vier Dekaden immer öfter.

Doch 2020, das verfluchte " Corona " - Jahr könnte Weihnachten vielen Menschen, sofern sie das Fest begehen wollen, einen dicken Strich durch die Rechnung machen.

Das die befürchteten Umgangs - und Besuchsbeschränkungen dann doch eher milde ausfallen und trotz rapide steigender Infektionszahlen ein abgespecktes Weihnachtsfest begangen werden darf, dafür sorgt nun die Politik.  

Dazu las mir meine bessere Hälfte eine Kolumne des Autors und Theatermachers Michael Herl in der Dienstag - Ausgabe der " Frankfurter Rundschau ( FR ) vom 24. November 2020 vor. Der Vorgesagte setzt sich kritisch mit einer geplanten Ausnahmeregelung der in Kraft getretenen " Corona " - Restriktionen auseinander und stellt hierzu fest:

" Eigentlich könnte man ja meinen, durch die Pandemie habe das letzte Stündchen des Einzelhandels endgültig geschlagen. Das stimmt nur zum Teil. Denn auch wie in anderen bereichen ist das Virus nicht der Grund für eine Entwicklung, sondern höchsten ein Beschleuniger. Ein verändertes Kaufverhalten im Verbund mit überhöhten Gewerbemietern sorgt schon seit Jahren für den Niedergang einer Jahrhunderte alten Kaufmannstradition. Der Mensch kommt nicht mehr zur Ware, die Ware kommt nun zum Menschen. Hingeschleppt von Heerscharen unterbezahlter Hilfskräfte, die häufig keine andere Chance sehen, ihr spärliches Dasein zu finanzieren "

- Zitatende - aus: " Weihnachten findet statt ", FR v. 24. 11. 2020, S. 10

Er trifft damit den Nagel auf den Kopf. Das Konsumverhalten ist ein anderes geworden. Die Innenstädte werden sukzessive veröden und damit den Platz für mehr - hoffentlich bezahlbaren - Wohnraum schaffen. Nicht der hell erleuchtete Beton - Klotz in bester City - Lage steht alsdann in dem Stadtbereich, sondern ein schmucker Moloch mit Wohnungen. Damit wird das wieder hergestellt, was einst abgeschafft und zum größten Teil verbannt wurde - das Wohnen inmitten der Stadt.

Aber noch ist es nicht soweit und um diesen erfreulichen Nebeneffekt geht es dem Autor nicht. Er kapriziert seine vorweihnachtlichen Gedankengänge eher auf das Faktum, warum auch an Weihnachten die Politik jene Anti - " Corona " - Maßnahmen mit unterschiedlicher Elle misst. Das Virus ist eigentlich nicht intelligent. Es macht wohl auch nicht in den zu Weihnachten geöffneten Gotteshäusern und den dort abgehaltenen Veranstaltungen halt. Umso erstaunlicher ist es denn - wie Michael Herl - beispielhaft aufführt, dass Bahnhofsmissionen auch zu dem großen Fest der behaupteten Nächstenliebe ihre Türen wegen Tante " Corona " geschlossen halten müssen. Damit trifft es gerade an diesen dann noch einsameren Tagen, jene Menschen, die eh am äußersten Rand dieser Überflussgesellschaft dahin siechen.

Der Autor stellt dann abschließend fest:

Egal, Hauptsache Weihnachten ist gesichert. Schließlich generiert man uns seit Wochen, es gebe nichts Wichtigeres als diesen Erhalt. Das dürfte besonders bei dem großen Anteil von Musliminnen und Muslimen in unserer Gesellschaft für immense Erleichterung sorgen. Erleichterung also allerorten - außer bei den Gastronomen. Die haben ihr fettes Geschäft mit den von Jahr zu Jahr ausufernden Gänse - Gang - Bangs schon lange abgeschrieben. Für die geschundenen Viecher kam das zu spät. Sie ruhen schon längst von ihrer Pein erlöst im ewigen Eis polnischer Gefrierschränke und warten auf den nächsten Tag des Heiligen Martin. "

- Zitatende - aus: a.a.O.     


Tja, Weihnachten wird so oder so in diesem Jahr eben anders. Nicht so, wie jene Weihnachtsmuffel ( es gibt mehre Millionen " Grinche " unter uns ), die dem Stress und Trubel bereits einige Tage vor dem Fest entflohen waren und mit dem Clipper zum Super - Sonder - Billig - Einheits - Rabatt ins sonnige Sauf - Paradies " Malle " verschwanden, es praktizierten oder auch nicht, wie es Daheimgebliebenen kennen, in dem Frau und Mann sich drei tolle Tage der Völlerei - insbesondere in den  Restaurants - hingaben, damit die Riesenberge an Abwasch von eingeladenen Lieben aus der Familie, unterbleiben und auch für jene Feierwütige, die sich den Frust des öden Sich - Beschenkens in der nächsten Kneipe herunter zu spülen gedachten.

Weihnachten 2020 - ein Fest mit beschränkter Haftung wegen all diejenigen Ignoranten, die der Auffassung sind, " Corona " bleibt bei den abendlichen Sauforgien mit mehr als nur 10 Personen aus mehr als zwei Haushalten, dann doch in der bekannten Form erhalten.

Danke an die Bundes - und Landespolitiker, die dem Druck der Kirchen nachgegeben haben und diesen es ermöglichen nicht nur die Frohe Botschaft an Weihnachten verkünden zu dürfen, sondern auch deren Kollekten in diesem Jahr ordentlich füllen lassen. Wo soll denn das wegen der ersparten Aufwendungen zum Fest der Liebe übrig geblieben Geld auch hin?



U.S. CHRISTMAS  -  Deep Green  -  Run Thick In The Night  -  2010:



      


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