Der Fensterputzer
Der Herbst ist längst im vollem Gange. Die letzten Blätter fallen langsam von den Bäumen, Büschen und Sträuchern. Die trüben Novembertage überwiegend und hüllen die Landschaften in ein schmuddeliges Grau. Doch dann und wann drückt sich die Sonne durch den Nebelschleier. Das geschieht nicht selten so plötzlich, dass der vom November - Blues befallene Mensch denken könnte, es habe - wie aus dem Nichts - eine neue Jahreszeit begonnen. Wenn der Fixstern sein Licht auf die November - Erde ausstrahlt, wenn die Nebel verhangenen Bereiche des eigenen Umfeldes deutlicher, erkennbarer werden, kommen auch jene Bereiche wieder in das eigene Sichtfeld, die das November - Grau verdeckt hatte: die Fensterscheiben in den Zimmern.
Die zeigen sich als verschmutzt. Überall erkennt der auf Sauberkeit und Ordnung geübte Blick, dass die Fliegen des Sommers ihre Hinterlassenschaften mit einer Präzision abgegeben haben, die die eine Artillerie - Feuers im II. Weltkrieg ähneln, als im Russland - Feldzug, der bekanntlich scheiterte, die Großdeutsche Wehrmacht, ihren heldenhaften Rückzug antreten musste und die " Befreiung " durch die Rote Armee erfolgte. Jeder Quadratzentimeter war betroffen. Schiss auf Schiss!
Zudem hatten die Bauarbeiten auf dem benachbarten Areal so viele Schmutz erzeugt, dass sämtliche Scheiben von außen mit einem Film belegt waren. Auch ein paar Vögel wollten sich an und auf den Fensterscheiben verewigen.
Also machte ich mich an die Arbeit. Ich füllte den Plasteeimer mit heißem Wasser, warf eine Wischlappen hinein und stieg vom Keller in die erste Etage. In der Küche holte ich eine Sprühflasche mit Glasreiniger, Marke " Domol ", die Billigvariante vom " Rossmann ". Anschließend entnahm ich drei Geschirrtücher aus dem Schrank. Die eignen sich besser,denn der Leinenstoff fuselt und schmiert nicht.
Von der Küche aus stieg ich über den Flur die 10 Treppenstufen zum Schlafzimmer hoch. Split - Level - Häuser sind zwar praktisch, wahre Raumwunder, aber mit zunehmenden Alter etwas anstregend. An der Balkontür angekommen, legte ich mich richtig ins Zeug. Die Glasflächen waren nach zirka fünf Minuten so sauber, wie es die Blöd - Werbung von " Meister Propper " zu Beginn der Wiedervereinigungsjahre den " dummen " Ossi - Frauen suggerieren wollte. Danach nahm ich mir das Badezimmerfenster vor. Es handelt sich um eine Milchglasscheibe. Dessen Vorteil ja auf der Hand liegt. Der dort abgelagterte Schmutz ist nicht sofort sichtbar.
Dann stieg ich jene 20 Stufen in das Wohnzimmer hinab und beackerte die dortige Balkontür sowie das rechtsseitig davon eingebaute Fenster.
Nach zirka einer Dreiviertelstunde war der Arbeitseinsatz beendet. Vier von 12 Fenster oder Glasscheiben waren beidseitig gereinigt. Nun mag das Frühjahr 2021 kommen!
Zuvor aber, feiern wir kollektiv das Weihnachtsfest 2020. Mit all jenen arbeitsintensiven Annehmlichkeiten, die ein geschmücktes Haus in den dunkeln " Corona " - Zeiten mit hellen, weil geputzten Fensterscheiben, eben ausmacht.
Beim Ausschütten des Fensterputzschmutzwasser in dem Waschbecken des Kellerraums erinnerte ich mich an das Lied von Reinhard Mey, das da heißt: " Ich bin Klempner von Beruf " und wandelte es textlich ein wenig um:
" Ich bin Fensterputzer von Beruf "!
CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL - Long As I Can See The Light - Cosmo´s Factory - 1970:
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