Willst Du mit mir gehn?
Die CDUler und Merkelianer in den Programmgremien des Zwangsgebühren alimentierten, opulenten Hauses am Mainzer Lerchenberg, sind nicht untätig geblieben, um dem Glotzer dieser Art von Unterhaltung den ausgeübten Trübsinn aus dem grauen behaarten Kopf zu blasen. So muss sich der Nutzer des Zweiten, mit dem ( man ) nicht besser sieht, dafür anders unterhalten werden kann, keine Sorge machen, dass die Unzahl der landauf, landab ermittelnden Hauptkommissare ständig abnimmt.
Für Nachwuchs ist gesorgt, denn die Frischfleischzufuhr aus den arbeitslosen Garden der Jungschauspieler der Jahrgänge 1970 Plus, versiegt nie.
Da im aktiveren Abschnitt des realen Lebens nicht immer genug Zeit verbleibt, um die Unzahl jener deckungsgleichen Krimi - Serie gleichmäßig konsumieren zu können, sollte der TV - Zuschauer eine gewisse Vorauswahl treffen. Die Alltagsroutine zwingt ihn aber auch dazu, sich nicht die gesamte Palette jener industriell produzierten Kriminal - Fantasien anzutun. Würde er diese, vom eigenen Zeitmanagement aus betrachtet, vorliegende Notwendigkeit nicht beherzigen, er wäre alsbald dem Irrglauben unterworfen, dieses, unserer aller Merkel - Land, müsste ein wahrer Sündenpfuhl schlimmster victimiologischer Fehltritte sein.
Die Realität indes sieht bekanntlich völlig anders aus. Und so lässt sich denn gleich nach dem Einschalten eines der vielen ZDF - Krimi - Serie feststellen, dass es keineswegs mehr Kommissare geben muss, damit die vom Zweiten Kanal gezeigte Kriminalität in Deutschland erfolgreich bekämpft werden kann, sondern einfach weniger Zuschauer, die der Fehleinschätzung unterliegen, diese Republik sei von Gewaltstraftäter durchsetzt.
Da vertreiben wir uns seit einigen Wochen nun tagtäglich die noch Licht durchfluteten Nachmittagsstunden mit dem Aufrufen der eben genannten Serie in der großzügig angelegten ZDF - Mediathek. Der glatzköpfige Bruno Schumann, der Profiler, der Victimologie, der Hauptkommissar vom LKA Berlin, ermittelt ja seit dem 8. Dezember 2006 ( das mitbeteiligte Schweizer Fernsehen in Gestalt des SRF 1 durfte die erste Folge bereits am 5. Dezember ausstrahlen). Ein langer Zeitraum. Innerhalb dessen Schumann und sein Team viele Verbrechen aufzuklären hatten. Zumeist waren es Morde oder ähnliche Gewalttaten.
Nach der 109. Folge ist nun endgültig Schluss.
Der LKA - Mann hört auf. Er geht in den wohl verdienten Ruhestand.
In der besagten Konservenabteilung des Zweiten befinden sich indes beinahe alle 109 Episoden aus 15 Staffeln, in denen Christian Berkel den Kriminalisten mimen darf. Der hat es in der ersten Episode aus der elften Staffel ( laufende Nummer 71 ), unter dem Titel " Der Andere " gleich mit einem sozial weitestgehend am gesellschaftlichen Rand existierenden Thema zu tun. Es geht um - großzügig formuliert - Gender - Probleme. Genauer gesagt, um einen Transgender - Fall.
Eine, im bürgerlichen Beruf durchaus akzeptierte Frau mit dem Namen Sonja, wird durch Verändern der Buchstabenreihenfolge zu Jonas. Aus Frau soll deswegen Mann werden. Aus medizinischer Sicht wäre dieses kein großes Problem. Das sah auch die Gemeuchelte in jener " Kriminalisten " - Episode und verließ nach vielen Ehejahren, der Geburt zweier Kinder, den spießigen Ehemann, um ihre latent vorhandene Männlichkeit auszuleben. Das ging nicht gut, denn als Jonas tauchte sie in die lokale Kreuzberg - Friedrichshainer - Szene ein, wo sie unter Ihresgleichen auf den späteren Täter traf. Was zunächst als Suizid aussah, entpuppte sich in den Folgeminuten des Films als profaner Mord. KHK Bruno Schumann nebst Team nahm sich sodann des Falls an und ermittelte eben nur in diese Richtung.
Dabei wurde ganz nebenbei eine dicke Vermögensstraftat aufgeklärt, der die als Wirtschaftsprüferin tätige Sonja Menziger im Rahmen eines Auftrags auf die Schliche gekommen war. Das Pikante daran bleibt zunächst: Der Leiter des medizinischen Forschungsinstituts heißt Ulf Menziger und ist der verlassene Ehemann der Getöteten.
Nach allerlei Irrungen und Wirrungen und Verhören einiger Tatverdächtigter kommt Bruno Schumann der Aufklärung des Mordfalles näher. Er begibt sich erneut in die zuvor von der Ermordeten aufgesuchte Eckkneipe mit dem unverfänglichen Namen " Rosenbar ". Einem Lokal, dass bereits anhand der Fassade erkennen lässt: Hier ist das Berlin der ersten beiden Nachkriegsdekaden stehen geblieben. In dem Lokal selbst bestätigt sich dieser Eindruck. Das Mobiliar stammt noch aus dieser Zeit. Die Theke, die Zapfanlage, die Schränke hinter dem Tresen, sie haben ihre beste Zeit längst hinter sich. Der mit altem Belag versehene Fußboden versprüht den Charme jener längst vergangener Zeiten. Die Gardinen sind vergilt, die Store mutmaßlich von Motten zerfressen. Auf den piefigen Deckenlampen liegt der Staub von mehr als 50 Jahren. Auch die Wirtin ist nicht mehr so taufrisch. Kettenrauchend beantwortet sie dem Kripo - Beamten seine gezielt gestellten Fragen.
Und während sie das tut, plärrt aus der zu jenen, untergegangenen Zeiten passenden " Wurlitzer " - Musikbox ein Lied, dass dem neutralen Zuschauer beinahe die Tränen in die Augen treibt:
" Willst Du mit mir gehn? "
Gesungen wird dieser Chanson lastige Schlager von der verstorbenen Israelin Daliah Lavi.
Das Lied erschien 1971 als ausgekoppelte Single des gleichnamigen Vinyl - Albums. Später wurde es auf einer Vielzahl von zusammen getragenen Lieder der Israelin auf weiteren Tonträger wieder veröffentlicht.
Während es in der ZDF - Krimi - Folge " Der Andere " nur kurz zu hören bleibt, hat der kahlköpfige Kommissar dann die zündende Idee. Der nach der Tat aus einer Männer - WG unter getauchte Jonas Brehm, der für Schumann der Hauptverdächtige bleibt und die Ermordete selbst sind ein und die gleiche Person.
Jonas ist Sonja und die ist nun tot. Also muss der Mörder im Umfeld der Spelunke " Rosenbar " zu suchen sein. Hier trifft er den Mitbewohner der Toten, die eigentlich ein mann sein wollte und sich dann auch so kleidete. Er gesteht den Mord an Sonja = Jonas. Das Motiv war so simpel wie auch menschlich nachvollziehbar: Eifersucht.
Bei den " Rosenbar " - Gästen handelt es sich überwiegend um Transsexuelle. Der Mitbewohner hatte sich in diesem Milieu ebenfalls aufgehalten, traf dort Sonja = Jonas, verliebte sich in die sie / ihn, zog mit ihr / ihm zusammen und brachte sie dann um, als sie ihm offenbart hatte, zu ihrer Familie zurückkehren zu wollen.
" Willst Du mit mir gehn? ":
Treffender hätte ein Lied nicht das gezeigte Umfeld und den Tatkomplex beschreiben können. Zufall?
Nun hat sich " Der Kriminalist " für immer verabschiedet. Eine Serie geht irgendwann zu Ende. Was folgt sind andere Kriminalfilme. Ob diese auch ein gewisses Niveau vermitteln? Fraglich!
MANFRED MANN´S EARTHBAND - Redemption Song - Somewhere In Afrika - 1983:
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