TOPSI, die Promenadenmischung


 

Zweite Nacht in meiner vorübergehenden Luxusunterkunft in der Nachbargemeinde. Bei Vollmond durften wir in Europa ( Ausnahme das zu Dänemark zählende Grönland ) die Uhren um eine Stunde zurückstellen oder anhalten. Die MESZ, die Mitteleuropäische Sommerzeit endete an jenem 29. Oktober 2023. Die angeblich gestohlene eine Stunde Schlaf soll demnach zurückgegeben werden. Die seit Jahren, nein, eigentlich seit Einführungung der so genannten Sommerzeit nicht enden wollene Diskussion zu den Vor - und Nachteilen jener Maßnahme wurde auch in 2023 fortgesetzt.

Open end? 

Wie auch immer, den beiden Hunden im Wert eines gebrauchten Kleinwagens, interessierte dieses nicht die Bohne. Um 6.15 Uhr ( 5.15 Uhr ) rumorte der Labradoodle - Rüde im kombinerten Küchen - Wohnzimmertrakt herum. Hiervon wurde ich aus meinen nicht gerade süßen Träumen geweckt und erkannte danach beim Blick auf den sich tatsächlich eigenständig neu eingestellten Wecker, dass es doch bereits " Viertelsieben " ( nach sächsischer Zeitangabe ) ist. Noch völlig schlaftrunken torkelte ich zur Zwischentür des Hauses, versuchte diese trotz der dahinter hoch steigenden Hunde zu öffnen und ließ die beiden Vierbeiner heraus.

Fluchtend quälte ich nich zur Terrassentür, schob diese langsam auf und befahl den vor Freude herum tollenden Hunden, ihr " Geschäft " gefälligst auf dem Rasen zu erledigen. Doch beide schrten sich einen feuchten Kehrricht um meine Anweisung. Sie ließen sich nicht so einfach abwimmeln und forderten ihr Recht auf einen Gang ins Freie ein.

Nee, nicht mit mir! Ich fühlte mich schlapp, abgeschlafft, hundemüde...!

Laut schimpfend, ob der Hundehüte - Pflicht schlich ich mich zurück ins Schlafzimmer und döste dort wieder ein. 

Das Bett? Viel zu weich! Die beiden Köter? Nerven! Die beiden Arme, die Füße, der Kopf auch noch? Schmerzen! 

Einen Hund zu halten, bedeutet nicht nur viel Geld für wenig Ertrag ausgeben zu müssen, sondern dazu noch eine Reihe von Pflichten zu übernehmen. Ein Hund braucht - ganz egal, ob klein oder groß - Bewegung. Das sollte sich jeder, de sich ein solches Haustier anschaffen möchte, vorher überlegen.

Nach zirka einer halben Stunde, der Rüde ließ einfach nicht locker, schälte ich mich aus dem unbequemen Bett und zog mich meckernd an. Auf gings in den kühlen Herbstmorgen!

Während ich mich auf dem Rückweg von dem zirka einen Kilometer entfernten alten Flugfeld befand, erinnerte mich an den ersten und einzigen Familien - Hund, den unser Vater vor beinahe 60 Jahren eines Tages von der Arbeit mitbrachte. Es war eine Spitz - Pudel - Dackel - Mischung. Eine Promenandenmischung, ein " Senf - Hund " ( jeder / jede Rasse hat seinen Senf dazu gegeben ).

Meine Schwester gab ihm den Namen " Topsi ". 

" Topsi " war nicht größer als ein Pudel, hatte schwarzes, halb langes, glattes Fell, eine spitze Schnauze ( Dackel ) und war noch drahtig. 

Während " Topsi " seinen Platz in einer Ecke neben dem Schweinestall und dem dortigen, jedoch nicht mehr in Betrieb befindlichen Plumpsklosett fand, weil unsere Mutter zetternd das achte Familienmitglied dorthin bugsierte, fand er bei meinen beiden Geschwistern und mir mehr Anerkennung und erhielt entsprechende Aufmerksamkeit. 

" Topsi " stand insbesondere bei meiner Schwester im Mittelpunkt ihrer Freizeitgestaltung. Da " Topsi " zwar nicht bei der Gemeinde angemeldet war und dewegen auch keine Steuermarke " besaß, benötigte er dennoch ein Halsband sowie eine Leine. Dieses kaufte einst tatsächlich meine Schwester, die ansonst der Geizhals in persona darstellt, von ihrem Ersparten.

" Topsi " den unser Vater von einer Neubaustelle in Bad Eilsen mitbrachte, blieb knapp zwei Jahre bei uns. An einige Episoden aus jener Zeit, so zu Beginn der 1960er Jahre, kann ich mich noch vage erinnern.

Unsere Eltern und Großeltern lagen in jener Zeit mit den Nachbarn K. im Streit. Walter K.,  ein Arbeitskollege unseres Vaters, war Alkoholiker und schon allein deshalb unberechenbar. Irgendwann im Herbst standen alle Mitglieder der Familie auf der von ihnen gepachteten Ackerfläche, die neben dem elterlichen Haus liegt und waren bei der Gartenarbeit. " Topsi " musste die negative Aura die von ihnen ausging, den miesen Charakter gespürt haben, denn er jagte wie ein Wilder auf das Acker der K.´s und bellte und knurrte sie laut an. Es kam zu einem laustarken Eklat zwischen den Erwachsenen.

Seit dem durfte " Topsi " nicht mehr ohne Leine nach draußen.

Damit verhinderten wir zwar solche oder ähnliche Vorfälle, doch nicht, dass er aus einem anderen Grund, nähmlich seinem Trieb folgend, ausbüxt.

Ein Jahr später witterte " Topsi " eine läufige Hündin, die irgendwo in der Nachbarschaft gehalten wurde. " Topsi " heulte und bellte deshalb nachts so laut, dass unsere Eltern davon wach wurden. Mein Vater, von dem jaulenden Hund genervt, stand auf, ging zum Schuppen und verdrosch den Hund.

Das hätte er lieber nicht machen sollen. 

Einige Tage danach, war er beim Öffnen des Einganstores zum Grundstück unaufmerksam. Der Hund hatte gemerkt, dass das Tor nicht richtig geschlossen war und büxte sofort aus. Er war danch nie wieder gesehen. " Topsi " gehörte zum Leidwesen meiner Schwester der Vergangenheit an. Einen Hund schafften sich unsere Eltern nie wieder an. Dafür hatten sie auch gar keine Zeit. 

So, wie der in Irland zu Besuch verweilende Großteil der Familie auch nicht. 

Ich hatte das Grundstück der Kinder erreicht, schloss die schwere Eingangstür auf und leinte die beiden, jetzt nicht mehr ständig ziehenden Hunde ab. Ausgerechnet solche großen Rassen mussten es sein? Vielleicht bin ich schon zu alt, um zu verstehen, dass Emotionalität nüscht mit der mehr oder minder vorhandenden menschlichen Fähigkeit, alles rational sehen zu können und auch danach zu handeln, zu tun haben muss. 

Ich öffnete die Dosen mit dem Hundefutter. Der ausgewachsene Rüde, ein Albtraum von einem Hund, und die noch im Wachstum befindliche Hünding - zudem auch noch läufig - erhalten jetzt getrennt ihr Futter. Auch das noch! Nur beim Gassigehen sind sie sich wieder einig: Es wird an der Leine gezerrt, als müsse die zirka 2, 5 Kilometer lange Strecke in Rekordzeit gespult werden.

Hunde ohne jedwede Erziehung nerven. Deshalb, weil sie einfach unerzogen sind. Das liegt an den Haltern. An wem sonst?    


HANDY´S MEMPHIS BLUES BAND  -  Yellow Dog Blues  -  1922:



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