Anyone´s Daughter, Cornucopia, Gift und Xhol - fast vergessene " Krautrock " - Bands
Da der Musikbereich so allerhand anzubieten hat, dürfte ein Anhänger der Rockmusik mit Fug und Recht behaupten, dort gibt es nichts, was es nicht gibt. Das gilt uneingeschränkt für die Sparte des damals als " Krautrock " bekannten Genres.
https://de.wikipedia.org/wiki/Krautrock
Wer eigentlich in ein nicht näher definiertes, musikalisches Umfeld, dass als " Krautrock " umrissen werden könnte, passt, ist allerdings vollkommen unklar. Ob es nun sämtliche Bands oder Musiker sind, die vormals, so ab den frühen 1970er Jahren, irgendwie im dortigen Business Fuß zu fassen versuchten, bleibt demnach eher nebulös. Hierzu eine Auflistung jener Interpreten aus dieser Zeit zu erstellen, kann somit nicht den Anspruch der Vollständigkeit erfüllen.
https://musikanalyse.net/tutorials/bands-krautrock/
Auch der Versuch, die damals erhältlichen Vinylscheiben bzw. die veröffentlichten Alben schlichtweg als " Krautrock ",weil aus Westdeutschland stammend, einzugruppieren, dürfte bereits an fehlenden Merkmalen oder Kriterien hierfür, krachend scheitern.
https://www.rollingstone.de/whos-who-krautrock-bands-musiker-alben-805327/
Wenn es überhaupt so etwas, wie den aus der BRD - Rockszene hervor gekommenen Musikstil " Krautrock " geben sollte, dann lassen sich garantiert Band oder Musiker aus jener Zeit, die vollkommen unterschiedliche Richtungen in ihrer eingespielten Musik vertreten, nicht unter einen Hut bringen.
https://www.tonspion.de/news/die-helden-des-krautrock
Bricht ein Musikinteressierter den von den englischen Krawall - Blättern sowie Musikfachzeitschriften, vielleicht bewusst gar abwertenden Begriff auf jenen, sehr einengenden Erklärungsansatz, der sich - wie oben bei " Wikipedia " ausgeführt, lediglich auf das Herkunftsland der hier Schaffenden bezieht, müsste demnach alles an Rock bis Elektronischer und experimenteller Musik aus jenen Jahren, die ihren Ursprung in Westdeutschland hatte, reduziert werden. So ist es aber nicht gewesen.
Bands, die in jener Zeit kommerzielle durchaus erfolgreich waren, wie es bei der englischen Gruppe " Nektar ", ist dieses Kriterium nur sehr bedingt anwendbar, denn das Quartett besteht ausschließlich aus gebürtigen Engländern ( https://de.wikipedia.org/wiki/Nektar_(Band ). Bei Formationen, wie " Lucifer´s Friends " aus Hamburg, arbeitete über einen längeren Zeitraum mit dem bekannten Sänger John Lawton ( https://de.wikipedia.org/wiki/John_Lawton ) aus England zusammen; die Kölner Band " Can " erfreute sich über den Gesang des Japaners Damo Suzuki ( https://de.wikipedia.org/wiki/Damo_Suzuki ) sowie den US - amerikanischen Flötisten / Komponisten David C. Johnson ( https://de.wikipedia.org/wiki/David_Johnson_(Komponist ) sowie Sänger Malcom Mooney ( https://de.wikipedia.org/wiki/Malcolm_Mooney ), den jamaikanischen Bassisten Rusko Gee ( https://de.wikipedia.org/wiki/Rosko_Gee )m aber auch den aus Ghana stammenden Multiinstrumentalisten Reebop Kwaku Baah ( https://de.wikipedia.org/wiki/Reebop_Kwaku_Baah ).
Was hierbei dann noch typischer, einem, dem " Sauerkraut " - Land Deutschland ( Westdeutschland ) hervor gebrachten Musikstil typisch sein soll, dürfte wohl kaum feststellbar sein.
Wie auch immer, " Krautrock " war eben nicht ein dumpfer, monotoner, eher öder Gleichklang durch ein strukturiertes Aneinanderreihen von Klängen und Tönen, sondern sehr vielfältig, so bunt eben, wie ein Blumenstrauß aus einer Sommerwiese gepflückt.
Jenes, diverse Spektrum zu den Bereichen Rock - Progressiver Rock oder Elektronischer Rock bis zur rein Elektronischen Musik, ist Thema dieser Beiträge / Internetseiten, die ich eher zufällig bei meiner Recherche aufgetan habe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Progressive-Rock-Bands
https://bandliste.de/Bandliste/letter/A/sortby/bandname/sortdir/DESC/
http://www.das-waren-noch-zeiten.de/forum/index.php?page=Thread&threadID=131
https://www.green-brain-krautrock.de/index.php?page=home&language=german
Selbst diese Abhandlungen haben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit; insbesondere geben sie wohl kaum genügenden Aufschluss darüber, was und wer hier als " Krautrock " zu führen sein könnte. Wie dem auch immer sei, ich habe mich im Verlaufe der vielen Jahre nie daran gestört, dass " Krautrock " auch jene Interpreten und Musikrichtungen umfasst, die eigentlich nicht aus den von mir immer noch hoch gelobten 1970er Jahren entsprangen.
In jene Zeit aber sind die Bands " Anyone´s Daughter ", " Cornucopia ", Gift " sowie " Xhol Caravan " - später dann nur noch " Xhol " einzuordnen:
" Anyone´s Daughter " wurde von Uwe Karpa und Matthias Ulmer in Stuttgart gegründet. Wie es Kenner vielleicht schon vermuten, der Bandname ist an den " Deep Purple " - Titel aus deren LP / Album " Fireball ", das im Juli 1971in den Plattenläden Westdeutschlands zu kaufen war, angelehnt.
Zunächst verlief die Historie der Gruppe aus dem Schwabenland nicht gerade spektakulär. Neben einer Reihe von Auftritten bei diversen Rockfestivals in den 1970ern, bis 1979 ( die großen Zeiten des Prog - Rock waren da eigentlich längst vorbei ) die LP / das Album " Adonis " aus den Markt kam.
Ganz im üblichen Format und den einstigen Gepflogenheit jener bis dahin populären Richtung, sind auf der Platte nur vier Stücke zu hören:
Das Hauptwerk, dem Albumnamen entsprechend, wird in vier Untertiteln ( musikalische Abhandlungen ) eingeteilt; auf der B - Seite befinden sich indes drei weitere Lieder, die wesentlich kürzer sind.
A - Seite:
1. Adonis (24:09) :
- Part I: Come Away- Part II: The Disguise
- Part III: Adonis
- Part IV: The Epitaph
2. Blue House (7:20)
3. Sally (4:20)
4. Anyone's Daughter (9:10)
https://www.discogs.com/de/release/772885-Anyones-Daughter-Adonis
Von den Titelstück mit der epischen Länge von mehr als 24 Minuten einmal abgesehen, sind die übrigen Lieder handelsüblicher, solider Rock. Ein gelungener Querschnitt durch das ablaufende Jahrzehnt:
02. Thursday 3:59
03. Sundance on the Haute Provence 3:39
04. Moria 3:52
05. Enlightenment 5:01
06. Superman 3:56
07. Another day like Superman 8:03
08. Azimuth 1:27
09. Between the rooms 4:22
Aus dem Album wurden dazu die Lieder " Moria " und " Superman " ausgekoppelt.
Später stellte die Gruppe mit " In Blau " ( 1982 veröffentlicht ) und " Pictor´s Verwandlungen " ( 1981 ) gleich zwei Alben vor. Letzteres ist als eine musikalische Ehrenbezeugung an den 1877 im baden - württembergischen Calw geborenen Dichter und Schriftsteller Hermann Hesse, der 1962 im Alter von 85 Jahren verstarb, anzusehen.
Dass die Band sich in den Zeiten des Kommerz orientierten Pop - Rocks zu einem derartigen Experiment hinreißen lässt, spricht denn wohl eher für eine vollzogene Abkehr vom Mainstream.
Nach drei weiteren Alben ( " Neue Sterne ", " Live " sowie " Last Tracks " löste sich die Formation dann 1984 auf. Zwei Jahre später erfolgte eine Neugründung. Mit der LP / CD " Neue Sterne " versuchten die Stuttgarter dann doch noch auf den in Richtung Sackbahnhof dahin zuckelnden Zug der " NDW " aufzuspringen.
Allerdings wiederum viel zu spät!
Die Band löste sich erneut auf, gründete sich im Jahr 2000 neu, nahm weitere Alben auf und ist bis in die 3 Dekade des neuen Jahrtausend wohl noch aktiv; wobei von der Urbesetzung lediglich Matthias Ulmer verblieben ist:
http://www.krautrock-musikzirkus.de/de,Anyones-Daughter_439,N.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Anyone’s_Daughter
Die aus Hamburg stammende Gruppe " Cornucopia " ( der Name entstammt der lateinischen Sprache und stellt des mythologische Symbol für ein Füllhorn, das gleichzusetzen ist mit Glück, Wohlstand, Gesundheit etc.) gründete sich 1972 in der Besetzung:
- Wolfgang Kause ( Gesang )
- Wolfgang Bartl ( Bass, Gesang )
- Christoph Hardwig ( Tasteninstrumente, Gitarre, Gesang )
- Wolfgang Gaudes ( Schlagzeug, Schlaginstrumente, 12 - Seitengitarre )
- Kai Henrik Möller ( Gitarre, Gesang )
- Harry Koch ( Elektronische - und Klangeffekte. Gesang )
- Rudy Holbauer ( Schlaginstrumente )
Die Formation löste sich 1974 wieder auf. In diesem relativ kurzen Zeitraum spielten die Hamburger immerhin ein Album ein, das sinnigerweise " Full Horn " heißt und auf dessen Plattenhülle eben jenes Symbol abgebildet ist. Die LP erschien 1973 bei bzw. unter dem " Brain " - Plattenverlag.
Nun mag es eine Ironie der Musikgeschichte sein, dass Jahre später weitere Bands zusammen fanden, die den Namen " Cornucopia " tragen. Mit der Formation aus der Hansestadt Hamburg haben diese Musiker nichts zu tun.
Unter einigen Rezensenten und Kenner der einschlägigen Musikrichtung wird da vor mehr als 50 Jahren eingespielte Album als eine Art von " beliebiges Vielfaches " bewertet. Aus jeder Strömung ist ein wenig zu hören. Na, denn: Wem´s gefällt?
http://www.krautrock-musikzirkus.de/de,Cornucopia_328,N.html
Aus der Ursuppe der zum Ende der 1960er Jahre sich gründenden Masse an Rockgruppen in Deutschland ist die Augsburger Band " GIFT " entstanden. Zunächst als Schülerband unter dem Namen " Phallus Dei " legte die Formation, bestehend aus:
Helmut Treichel (bis 1973) | |
Rainer Baur | |
Uwe Patzke | |
Hermann Lange (bis 1974) |
im Jahre 1972 ihr erstes Album vor. Die durchaus renommierte Plattenfirma " Teldec " nahm die Gruppe unter Vertrag. Hierauf sind diese Stücke abspielbar:
01. Drugs 05:21
02. You'll Never Be Accepted 06:43
03. Groupie 03:17
04. Time Machine 03:16
05. Game Of Skill 05:35
06. Don't Hurry 05:13
07. Your Life 04:39
08. Bad Vibrations 03:38
Die einst kredenzte Musik der Band hört sich so an:
GIFT - Time Machine - 1972
Zwei Jahre danach spielten " GIFT " eine weitere LP ein, die den Titel " Blue Apple " trägt. Hierauf befinden sich diese Stücke:
01. Blue Apple 04:16
02. Rock scene 03:50
03. Don't waste your time 04:06
04. Psalm 04:00
05. Everything's alright 04:36
06. Go to find a way 06:44
07. Reflections pt1 03:21
08. Reflections pt2 03:51
09. Left the past behind 06:01
Daraus erfolgte die Single - Auskopplung " Got
To Find A Way " mit der B- Seite " Blue Apple ":
Die Gruppe löste sich nach einigen, durchaus vorhandenen kommerziellen Erfolgen 1974 auf. Einige Musiker übten später einen bürgerlichen Beruf aus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gift_(Band)
Der Stil der Gruppe lässt sich kurz und knapp als grundsolider Prog - Rock bezeichnen; wenngleich hier und da einige Texte denn eher als ein Versuch des Rufers im finsteren ( Drogenproblem der damaligen Zeit ) eingestuft werden könnten.
http://www.krautrock-musikzirkus.de/de,Gift_115,N.html
Wenn sich eine Gruppe auflöste oder umformierte bedeutete dieses noch lange nicht, dass sich ihr Musikstil damit für ewige Zeiten im Nirwana auflöste. Im Gegenteil: Oft blieben Fragmente übrig, die in anderen Bands wieder aufgegriffen oder eingebaut und fortgeschrieben werden konnten.
Bei der Band " Soul Caravan ", dann " Xhol Caravan ", die sich 1967 gründete und 1970 nur noch den Namen " Xhol " führte, spielten solche Einflüsse, in Kombination mit dem Konsum bewusstseinserweiternder Drogen eine tragende Rolle.
Die erste LP unter dem Titel " Get In High " auf den Markt gekommen, lässt sich dieses keineswegs leugnen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Get_in_High
XHOL CARAVAN - Land Of 1.000 Dances - 1967
Zwei Jahre danach erschien die LP "
Electrip ", aus der dieses noch deutlicher hervor geht:
https://en.wikipedia.org/wiki/Electrip
XHOL CARAVAN - Electric Fun Fair :
Raise Up High:Im Jahr 1970 wurde dann die LP " hau - RUK " , auf der sich nur zwei Live eingespielte Titel befinden veröffentlicht. Das Stück " Süden Twi Westen " wurde nachträglich als Studioaufnahme der CD hinzugefügt:
https://en.wikipedia.org/wiki/Hau-RUK
Hier sind die ausgearbeiteten Jazz - Elemente deutlich zu hören.
Das letzte, vor der Auflösung 1972 eingespielte Album trägt den Titele " Motherfuckers GmbH & Co KG ". Es wurde einst ebenfalls unter dem " Ohr " - Plattenlabel vertrieben. Nach
01. Radio 2:30
02. Leistungsprinzig 1:30
03. Orgelsolo 9:26
04. Side 1 first day 7:05
05. Grille 6:58
06. Love Potion 25 13:11
Aus der ersten Besetzung sind nur noch diese Musiker unter den Lebenden:
Tim Belbe († 2004) | |
Hansi Fischer | |
Öcki von Brevern († 1996) | |
Klaus Briest | |
Gilbert van Wyck III | |
Werner Funk |
https://de.wikipedia.org/wiki/Xhol_Caravan
" Krautrock " ist dann kein " Krautrock " mehr, wenn hier eher Jazz und Jazz - Rock gespielt wird.
Und - so ganz nebenbei - für mich als in den 1970ern musikalisch irgendwie festgelegt, war dieser Begriff nie mit irgendeiner Musikrichtung verbunden. Basta!
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