Mal wieder " Electronic Spaceballs " gehört

 


Die Musik hat nicht nur viele Facetten, sondern auch dementsprechend sehr unterschiedliche Anhänger, die sich nicht nur durch den Konsum der verschiedenartigen Klänge unterscheiden. Auch das Outfit jener Musikfreunde ist divers. Ob nun Gothic, Metal oder Pop, all jene Richtungen erfreuen sich Hunderttausender Anhänger. 

 Die nahezu mikroskopisch kleine Gruppe der Freunde elektronisch produzierter Töne dürfte wohl als exotischer Teil jenes breit gefächerten Spektrums von populärer Musik gelten. Dabei spielt jenes Genre, in dem sich eine winzige Anzahl von Musikern und deren Anhänger tummeln, längst eine überragende Rolle, denn überall und nirgends sind künstlich erzeugte Klänge zu hören. Ob nun in den tausenden Radiostationen, den Zehnttausenden Einkaufsmärkten oder den Hunderttausenden Liedern, die nahezu jährlich auf den Hörer hinein prasseln, sie alle werden zum größten von elektronischer Untermalung, Begleitung oder durch einen richtungsbestimmenden Sound beeinflusst.

Doch die wahre, die reine Form der Elektronischen Musik hat jedoch mit irgendwelchem Mainstream - Gedudel nichts zu tun. Das dürfte nicht erst seit den 1960er Jahren, in denen sich Formationen wie " Tangerine Dream " oder später daraus hervorgehend, der " Elektronik Papst " Klaus Schulze sowie ab 1970, ebenfalls aus der dort sehr umtriebigen Musikszene entsprungen Gruppe  " Ash Ra Tempel ", der Fall sein.

Aus meiner Erinnerung heraus gab es da bereits eine Reihe Musiker, die jenseits des kommerziell orientierten Musikmarktes tätig waren. Karl Heinz Stockhausen war ein solcher, der mit experimenteller, künstlich erzeugter Musik versuchte andersartige Zeichen zu setzen. Auch der US - Amerikaner Morton Feldman zählte, neben einigen andren Gleichgesinnten dazu. Dass mit jener Aneinanderreihung von Tönen oder Klängen das Gehör des überwiegenden Teils der Weltbevölkerung nicht gerade gebauchpinselt werden konnte, dürfte aber vollkommen klar sein.  

Einen - für die Plattenfirma - erwähnenswerten finanziellen Erfolg erbrachte dann aber 1968 die Musikerin Wendy ( einst Walter ) Carlos mit dem Album / der LP " Switched On Bach ":

https://de.wikipedia.org/wiki/Switched-On_Bach

Ja, das hörte sich für nicht wenige vorprogrammierte Ohren denn schon eher wohl klingend an. So dass sich auch der ehemals populäre britische Soldatensender " BFBS " sich nicht lumpen ließ, Teile des Carlo´schen Werks in der vormals sehr beliebten " Saturday Morning Show " zu spielen.

Allerdings dürfte jener kommerzielle Erfolg der Wendy Carlos in den späten 1960ern, denn eher als Strohfeuer zu bewerten sein. Grundsätzlich ging der Trend der eingespielten Stücke innerhalb der deutlich größer werdenden Minorität alternativer Musikgruppen in eine andere Richtung. Ließ sich " Klassik " mit Elektronik " nicht unbedingt unter einen Hut bringen, so bissen sich der populäre Hard - oder auch  Prog - Rock noch mehr. Ein gigantisches Ensemble, turmhoher Apparaturen auf die Bühnen dieser Welt zu wuchten, bereitete nicht nur sehr große Mühe, sondern versurachte insbesondere hohe Kosten. Bei Bühnenauftritten verzichtete deshalb die Mehrzahl der einschlägigen Musikgruppen auf elektronischen Schnickschnack. Das änderte sich mit der technischen Weiterentwicklung jener Apparaturen, aus den millionenfach Klänge und Töne erzeugt werden konnten.

Während diese Instrumente ( ? ) auch in der Rockmusik zunehmend Einzug hielten, koppelte sich die kleinen Gemeinde der Elektronikmusiker sukzessive von jener Entwicklung ab und entwickelte ein eigenständiges Metier.   

Ich habe mich nicht erst, seit bei mir der ersten Vinyl - Scheiben von " Klaus Schulze ", " Ash Ra " oder vor allem " TD " auf den Plattentellern rotierten, gefragt, ob eine Interpret Elektronischer Musik ebensolche Fähigkeiten haben muss, die es ihn ermöglichen, seine Instrumente da zuzubringen, Töne und/oder Klänge zu erzeugen, als vergleichsweise ein damals zu den Top - Orgelspielern / Keyboardern  zählende Keith Emerson, der sein Instrument mit Messern malträtierte und in Glanzzeiten Salti über den Korpus vorführte?

Erst viele Jahre später konnte ich mir diese Frage selbst beantworten: Ja, muss er, denn wer nicht über eine so genannte klassische Ausbildung - zumeist in Gestalt von Klavierunterricht - an derartige Instrumente herangelangen konnte, war nolens volens gezwungen, sich die Kenntnisse in mühevoller Kleinarbeit selbst beizubringen.

Und so dauerte es bei Szenegrößen, wie Klaus Schulze, Michale Rother und den leider viel zu früh verstorbenen Wolfgang Riechmann, Gruppen, wie " TD " oder auch " Cluster ", " Neu " und nicht zuletzt " Kraftwerk " sehr lange, ehe sich ihre Musik irgendwie in Kreisen der, jenseits des Mainstream fungierenden Musikinteressierten festsetzen konnte.

Weil aber auch jüngere Musiker das kleine Feld der Elektronischen Musik betraten, ist jene, ein Nischendasein fristende Musikszene, nie vollkommen ausgestorben. Selbst bei personellen Veränderungen innerhalb der Musikformationen, der Auflösung dieser oder den Tod ( Edgar Froese, Klaus Schulze, Conrad Schnitzler, Dieter Moebius, Klaus Dinger, Thomas Dinger, Uli Trepte usw. usf. ) nicht.

Diese und weitere Gedanken entwickelte ich an jenem Sonntagabend, als ich relaxend, ein wenig bloggend. am Küchentisch saß und ab 18.00 Uhr über den Internetsender " KRW " erneut die Sendung " Electronic Spaceballs " hörte, in der diese Stücke kredenzt wurden: 

20:06KRW - Station ID german
19:51Vanderson - The Planetary Suite Part 1
19:26Klaus Schulze - Sequencer (From 70 To 07)
19:13Ron Boots - Storms over IO
19:10P'cock - Ban'cock
19:05PeerGynt Lobogris - Elissa
18:57Tangerine Dream - Gleeeful poets crying softly
18:40Der Dritte Raum - Weitwelt
18:32Novalis - Im Netz
18:25Eroc - Norderland
18:06Frank Klare - Mauerpark

Ja, einige Titel / Interpreten kannte ich. Aber, eben nur einige. Was mir einmal mehr zeigte, dass vor allem die alternative Musik auch dann noch lebt, wenn sie sich verändert. So, wie es im übrigen Leben auch der Fall ist.  Und wenn einst einer der Förderer der Elektronischen Musik mit Namen Winfrid Trenkler dafür angegangen worden ist, weil er in seiner Sendung nicht nur Stücke der etablierten, der alt bekannten Musiker / Bands auflegte, so zeigt dieses nur, dass er eben nicht bereit war, nur den Mainstream zu bedienen. Das war gut so, denn sonst würde sich auch Musik nicht weiter entwickeln können.

DER DRITTE RAUM  -  Weitwelt  - Rosa Rausch  -   2010:




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