Legal - Halblegal - Illegal = Scheißegal!
Wie schon mehrfach festgestellt: Die Möglichkeiten, an die klingende Münze anderer Menschen heranzukommen, sind heutzutage nahezu grenzenlos.
Wenn beispielsweise beinahe alle Lebensmittel - Ketten über geschönte, nahezu reißerische Radiowerbung, dem Zuhörer permanent suggerieren möchten, dass sie bestimmte Artikel stark rabattiert hätten, stellt sich für einen kritischen Betrachter jener Reklamegags die Frage, ob dieses aus Eigennutz und, weil es die Konkurrenz genauso hält, erfolgt oder, ob hier besonders günstige Einkaufsbedingungen vorliegen?
Wie dem auch immer sei, diese irreführende Brüll - Werbung ist nicht nur substanzlos, da sie keinen Aussagewert hierüber vermittelt, noch enthält sie zumeist einen hohen Wahrheitsgehalt. Wenn Preise zuvor extrem angehoben wurden ( warum auch immer ? ), um sie wenig später stark bis geringfügig zu senken, ist das mathematische Produkt jener Aktion immer noch eine Preiserhöhung. Dazu kommt, dass viele Hersteller die Füll - oder Packungsmengen erheblich reduziert haben, womit bei einem gleichbleibenden Verkaufspreis, letztendlich eine drastische Verteuerung des Artikels vorliegt, wenn eben weniger Inhalt in der Verpackung vorhanden ist.
Sämtliche Bemühungen, dem oft nur bedingt kritischen Kunden hiermit " hinter die Fichte zu führen ", sind - leider - gesetzlich legal.
Als halblegal dürfte die Aktivitäten des chinesischen Konzerns " Temu " zu bewerten sein, der seit mehr als einem halben Jahr aggressiv den deutschen Online - Markt aufmischt. Hier werden unzählige Artikel zu absurd günstigen Preisen offeriert. Doch jeder Kauf hat gleich mehrere Haken. Zunächst sehen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Onlinehändlers den Ausschluss jedweder Gewährleistungen bezüglich des technischen - und Sicherheitszustandes des erworbenen Artikels vor, weil der Kunde von dem Direkthändler selbst als ein solcher geführt wird und nicht als Privatmann.
Zudem könnte es sich um ein Plagiat handeln, was wiederum Schadenersatz - und /oder Unterlassungsansprüche des Herstellers des Originals nach sich ziehen könnte und eventuell eine sehr kostspielige Angelegenheit werden könnte.
Geiz dürfte dann nicht mehr geil sein, sondern eher eine teureres Nachspiel haben.
https://utopia.de/ratgeber/temu-shop-nachteile-und-kritik_526951/
Das wäre wohl auch der Fall gewesen, als wir vor einigen Jahren einen Couchtisch bei einem kleineren Hersteller in der Oberlausitz bestellten, der einst über eine durchaus ansprechende Internetseite seine Artikel vorstellte. Hier konnte ein Interessierter über ein entsprechendes Programm die individuellen Vorstellungen und Wünsche zu dem Aussehen und die Beschaffenheit des Möbelstücks eingeben und mit den Herstellervorgaben zusammenstellen. Heraus kam ein Tisch, der dann so ab 1.000 Euro aufwärts geliefert wurde.
Eigentlich war bei dem Kauf nichts außergewöhnliches zu sehen. Doch auf den zweiten Blick erschien mir die Kaufabwicklung dann doch recht seltsam zu sein. Zunächst lag der Lieferung keine Rechnung bei. Okay, dass wäre mir vielleicht noch nicht so ungewöhnlich vorgekommen, wäre da, ja, wäre dann, in den folgenden Tagen eine entsprechende Rechnung nachgesandt worden.
Doch die kam nicht. Auch in der folgenden Woche, in den vierzehn Tagen nach Erhalt der Ware, sandte die Firma keine Rechnung. Nachdem schließlich drei Wochen vergangen waren, erkundigte ich mich dann mittels einer Netzrecherche über den Lieferanten. Was ich dort von anderen Kunden, aber auch von Konkurrenten las, machte mich stutzig. Die Firma aus der Oberlausitz hatte hier keinen guten guten Ruf erworben. Von " unseriös " über " betrügerisch" bis " vor einem Kauf bei... wird gewarnt.. " war so ziemlich die gesamte Palette negativer Bewertung zu lesen.
Warum dass denn?
Ich intensivierte das Informationssammeln und stieß dabei auf ein sehr eigenartiges, wohl aber effizient arbeitendes Geschäftsmodell.
Die - eher kleine - Firma hatte sich mit einem örtlichen Rechtsanwaltsbüro verbündet. Das wiederum erhielt von dem Betrieb regelmäßig Mandate zugeschanzt, die etwas mit Abmahnungen wegen eines festgestellten Verstoßes, das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb betreffend. Die Firmenmitarbeiter durchstöberten das Internet zu dort eingestellten Angeboten der regionalen und überregionalen Konkurrenz, die sie hieraufhin zu fehlenden oder fehlerhaften Angaben zu und über ihre Artikel prüften. Wurde ein nicht korrektes Online - Angebot gefunden, erfolgte eine Abmahnung im Namen der Firma durch den hier tätigen Rechtsanwalt. Die dafür fällig werdenden Gebühren in vierstelliger Höhe, teilten der Advokat mit seinem Auftraggeber.
Gleiches geschah dann, wenn ein Kunde seine Rechnung nicht binnen der nach dem Gesetz vorgesehenen 30täigen Frist begleichen hatte. Die Firma ließ dann ein anwaltliches Mahnschreiben verfassen, das bei Beträgen im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich mal locker 200 bis 300 Euro ausmachte.
Nachdem ich das vorliegende Geschäftsmodell durchschaut hatte, rief ich die Firma an und erkundigte mich nach dem Verbleib der Rechnung. Die Mitarbeiterin am Telefon druckste herum, versuchte hörbar nach Ausflüchten zu suchen und vertröstete mich schließlich mit der Notlüge, sich um die Angelegenheit kümmern zu wollen.
Einige Tage später lag eine korrekte Rechnung im Briefkasten. Ich überwies den Geldbetrag auf das dort angegebene Konto. Die Angelegenheit war damit erledigt. Später stellte ich mir die Frage, was gewesen wäre, wenn ich wegen der fehlenden Rechnung nicht rechtzeitig aktiv geworden wäre?
Als kriminell dürften schlussendlich jene Aktivitäten einzustufen sein, die einige Männer aus den Städten Köln und Essen zur Mehrung ihres eigenen materiellen Wohlergehens entfalteten. Die acht festgenommenen Männer aus Bulgarien und Rumänien ( der Balkanhalbinsel ) verdingten sich zunächst als Buntmetalldiebe, verlegten ihr Tätigkeitsfeld zunehmend in den Bereich des Diebstahls und der Hehlerei mit Plaste - Obstkisten.
Die Bande ( in einigen Berichten und von Teilen der Medienmeute zur " Mafia " hochstilisiert ) stahl zunächst Plaste - Obstkisten in großem Stil, die anschließend gegen Zahlung des Pfandbetrags von 3,70 Euro je Kiste, zurückgegeben wurden. Mutmaßlich wurden die gestohlenen Plastekisten auch über Online - Plattformen zum Kauf angeboten.
Dadurch konnten die Männer mehrere Hunderttausend Euro generieren. Das führte wiederum zu sichtbaren und offen zur Schau gezeigten Reichtum ( Luxus - Fahrzeuge, Immobilien etc. ), der natürlich mit dem abrupten, vorhersehbaren, Ende der illegalen Geschäftsaktivitäten eingezogen wurde:
https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/obstkisten-bande-razzia-100.html
Immerhin durften die mindestens acht ( Balakanesen? ) zeitweise ein großspuriges Leben führen.
EULENSPYGEL - Das Lied Vom Ende - 1971:
Kommentare