Gelber Sack im Westwind


 

Heute ist Donnerstag. Donnerstag, der 8. Februar 2024. Wie beinahe an jedem zweiten Donnerstag eines Monats, ist auch dieser Donnerstag Abfuhrtag für den so genannten Gelben Sack. 

Der Gelbe Sack ist eine - nicht immer - so wunderbare Einrichtung der einstigen Kohl - Halunken - Regierung, die dem biederen Michel damit weiß machen wollte, dass er damit einen außergewöhnlichen Beitrag zu Umweltschonung oder was auch immer, leistet. 

Weil das System der Abfallwirtschaft überwiegend in kommunaler Hand liegt, durften diese damit selbst entscheiden, wie sie die Vorgaben der Länder und des Bundes ausgestalten. Meistens delirierten die Kommunen jene Abfallbeseitigungspflichten durch Ausschreibungen auf private Unternehmen des lokalen und regionalen Bereichs. Für diese war jene Gesetzesänderung aus den 1990er Jahren ein Glücksfall. Weil hierdurch viele Millionen in die Kassen der Firmen gespült werden.

Der Gelbe Sack wird kostenfrei von entsprechenden Abgabestellen vorgehalten. Allerdings ist die Ausgabe jener, in Rollen angebotenen Plastesäcken, auf zwei Stück je Haushalt kontingentiert. Da der Gelbe Sack ein wesentlicher Bestandteil des " Dualen Systems " ist, funktioniert das Abholen und Entsorgen überwiegend problemlos; wenngleich es auch schon eine Reihe von Betrugsfällen gab, bei denen die in Deutschland abgeholten Säcke irgendwo in Afrika wieder auftauchten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gelber_Sack

 Jedem Nutzer des Abfallentsorgungsangebots der Gemeinde ist das allgemeine Prozedere rund um die Entsorgung des Plasteabfalls längts bekannt. Als bekannt sollte auch vorausgesetzt werden, dass der sehr dünne, dadurch nicht reißfeste Gelbe Sack oben an dem so genannten Zugband geschlossen werden kann. Dieses lässt sich anschließend leicht verknoten. Wird der Plastesack dann vor dem Hausgrundstück abgestellt, kann sich beim Umfallen der Inhalt nicht irgendwo in der Gegend verteilen. Doch soweit können anscheinend einige Mitbewohnern nicht mehr denken.

Als gestern Abend der nicht selten auftretende Westwind einsetzte und ordentlich durch die Straße blies, passierte bald das, was eigentlich bei einem zugebundenen Gelben Sack nicht möglich ist: der Inhalt des umgefallenen Behältnisses entleerte sich. Den Rest erledigte dann der kräftige Westwind. 

Als es heute Morgen gegen 6.30 Uhr bei uns klingelte, hatte unsere Nachbarin Visasvis die nächtliche Bescherung längst entdeckt. Im Vorgarten und auf dem Garagenplatz lag nun Plasteabfall herum, den irgendwelche Nachbarn zuvor entsorgt und in eben jenen Gelben Sack gelegt hatten.

Eine Sauerei sondergleichen, dachte ich und fluchte laut vor mich hin, während ich den nachbarlichen Plastemüll zusammenschob und aufsammelte.   

Dabei erinnerte ich mich an jene Zeit in den 1990er Jahren als ich als Mieter in der eng bewohnten Bremer Neustadt diese Erlebnisse in schöner Regelmäßigkeit zum Anlass nahm, um die Sinnhaftigkeit des Abfallsystems, aber vor allem den Verstand vieler Mitbewohner dort arg in Zweifel zog. Immer dann, wenn der nicht selten kräftige Nordwind die Stadtgemeinde Bremen besuchte und gleichzeitig der Abfuhrtag des Gelben Sacks war, watete ich teilweise durch knöchelhohen Plasteabfall.

Dagegen war das morgige Aufsammeln der Kunststoffverpackungen eine reine Freude!



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