" Hab´mein Portemonnaie verloren! "

 




Es war so vor zirka 30 Jahren, als ich von einem Bekannten um Rat gebeten wurde. Es ging dabei um einen eher außergewöhnlichen Fall, der mir  - selbst während meiner Tätigkeit als Rechtsverdreher - so noch nie vorgekommen war. Es war letztendlich eine überwiegend eine Privatangelegenheit, zu der ich befragt wurde.

Als der einstige Bekannte mich aufsuchte, hatte ich bereits eine Informationen zu und über jene Privatsache erhalten. Die ich nicht nur vertraulich behandelte, sondern vor allem sehr skeptisch betrachtete. Es ging nämlich auch um eine Beziehung zwischen jenen Bekannten und seiner damaligen Freundin. Beide erschienen zudem fast täglich auf dem Gelände eines Reiterhofes in Stuhr bei Bremen. Der Bekannte, weil er dort ein Pferd eingestellt hatte; seine Freundin, weil sie da unregelmäßig Reitunterricht nahm.

Schon allein deshalb betrachtete ich jene Gespräche, die ich mit dem einstigen bekannten J.S. aus Bremen führte, als Privatangelegenheit und schon deshalb als absolut vertraulich. 

Geschehen war damals folgendes:

J. S. und die in meiner Nachbarschaft lebende B. hatten sich auf just diesem Reiterhof kennengelernt. Sie wurden danach ein Paar. J. S., der zu diesem Zeitpunkt noch bei seinen Eltern wohnte, lud B. regelmäßig zu sich ein. Soweit, so gewöhnlich.

Doch während einem dieser Besuche entpuppte sich die Freundin des J.S. als diebische Ester. Die soll - so vermutete es die Mutter des J.S. - dieser in einem unbeobachteten Augenblick aus deren Portemonnaie 300 DM entwendet haben. Nun, es war nur eine Vermutung, denn ein konkreter Beweis fehlte. Weder wurde die mutmaßliche Diebin bei ihrer Tat gesehen, noch konnte der Zeitpunkt des gemutmaßten Diebstahls festgelegt werden. So blieben es nur Spekulationen, die J.S. mir dann irgendwann vortrug.    

Dass es allerdings nahe lag, die Freundin des Diebstahls zu bezichtigen war nach den mir geschilderten Umständen folgerichtig. Warum sollte J. S. seine eigene Mutter bestehlen? Er verdiente sein eigens Geld als Fensterbauer bei einer mittelständischen Firma in Bremen. Bei der Freundin sah es etwas anders aus. Diese befand sich nach der Realschule in einer Ausbildung und hatte dementsprechend wenig Geld zur Verfügung. Von den Eltern, bei denen sie ein kleines Zimmer bewohnte, gab es nichts. Die Mutter war berufstätig und hielt B sehr knapp. Zusätzliches Taschengeld erhielt B. von ihr nicht. 

Doch die Ansprüche der B. waren entgegen ihrer nur geringen finanziellen Möglichkeiten zu hoch. Sie unterhielt eine Reitbeteiligung auf dem Privathof in Stuhr, kaufte sich zudem teure Klamotten und schnorrte sich deswegen überall durch.

So machte es durchaus Sinn, dass sie mir eines Tages eine Lügengeschichte auftischte, die ich - in Kenntnis des mutmaßlichen Diebstahls bei ihrem dann Ex - Freund - auch als solche sofort durchschaute.

Als ich sie mit zu einer Feier auf dem Reiterhof im Auto mitnahm, versuchte sie mir während der Fahrt weis zu machen, dass sie ihr Portemonnaie kurz zuvor wohl verloren habe. Ich tat so, als würde ich ihr diese Behauptung abnehmen und erklärte ihr, dass sie von uns dann eben eingeladen werde. Bei der Feier versuchte ich mich von der Märchenerzählerin diskret abzusetzen, damit ich nicht ständig wegen Geld angepumpt werden konnte. Dank meiner anerzogenen, zumeist positiven Grundeinstellung zu viel ( leider viel zu vielen ) Menschen, konnte die klamme Dame aus der Nachbarschaft immerhin die feier und jenen Samstagabend frank frei verleben.

Später, der Bekannte Pferdefreund hatte sich längst von der Schwindlerin getrennt, erfuhr ich, wie es um die junge Dame einst bestellt war. Sie wurde von der Mutter nicht nur finanziell kurz gehalten, sondern zudem wegen jeder Kleinigkeit angemotzt. Der Liebling im Hause war der jüngere Bruder, der es immerhin zum Abitur schaffen sollte. Ihr Vater war beruflich ein kleines Licht und verdingte sich als kaufmännischer Angestellter irgendwo in Bremen. Weil die Mutter zu Hause die Hosen anhatte, musste dieser jeden tag geschniegelt und gebügelt mit der Bahn von Delmenhorst - Heidkrug zur Arbeit fahren. Auf mich machte er den Eindruck, als sei er ein gut verdienender Manager. Tatsächlich aber musste er bei seiner Frau kuschen. Weil die Koordinaten sich in der Familie zuungunsten der jungen Frau verschoben hatten und deren Mutter zudem ebenfalls ihr eigenes Geld durch eine Volltagstätigkeit verdiente, bekam sie von dieser nix, außer tägliche Rüffel.

 Genauso viel Leere wie in ihrem Leben herrschte ständig in ihrer Geldbörse. Doch verzichten wollte die junge Dame einst eben auch nicht. Also: Sie schnorrte von anderen das erforderliche Geld?


DIE PRINZEN  -  Mein Portemonnaie ( Portmanee )  -  Alles nur gekalut  -  1993:



 

   

Wir haben uns ganz kurz nur angeseh'nDu wolltest auch gleich mit mir tanzen geh'n,Ich fand dich auch auf Anhieb furchtbar nett,Denn du fasstest mir gleich unter mein Jackett.Doch das hätt' ich dir niemals zugetrautDu hast mir mein Portemonnaie geklaut.Ich fand dich so bezauberndUnd überhaupt nicht dumm,Mein schwerer Kopf am MorgenSagt mir auch warum.
Wie konnte mich ein Mädchen so verwirren,Wie konnte ich mich nur so schrecklich irren?!Jetzt hast du mein ScheckbuchUnd den Personalausweis,Und ich die Rennerei zur Polizei so'n Scheiß!
Es klingelt an der Tür und mir ist klarDas ist der Kriminalkommissar,Ich mache auf und ich fass' es nichtDa stehst ja du mit lächelndem Gesicht.Das hätte ich niemals von dir gedacht:Du hast mein Portemonnaie zurückgebracht.Und ich find' dich so bezauberndUnd überhaupt so toll,Du sagst, ich hätt's verloren, denn ich war voll.
Wie konnte mich ein Mädchen so verwirren,Wie konnte ich mich nur so schrecklich irren?!Jetzt bringst du meinen AusweisUnd mein Scheckbuch ebenfalls,Und ich sag, verzeih'! Und fall dir um den Hals.


   

  


   

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!