Os Mundi = Ars Mundi ?

 


Zu und über den aus der populären Musik stammenden Begriff " Krautrock " habe ich bereits einige Posts eingestellt. Auf den Anspruch der Vollständigkeit aber kann ich mich dabei nicht verlassen. Das einstige, ab Ende 1960er Jahre sich dabei selbst formende Genre, ist vielschichtig, vielfältig und viel farbig genug, als dass es nicht hier und da noch eine Überraschung parat halten könnte.

Neben den kommerziell erfolgreicheren Gruppen, die sich irgendwann, irgendwo und irgendwie gründeten, gab es ein nahezu unüberschaubare Zahl Bands, deren Namen oder darunter / darin spielenden ( Hobby ) - Musiker denn eher in Schall und Rauch aufgingen.

Das eventuell all wissende World Wide Web lässt einen Neugierigen, einen Wissbegierigen und / oder Zuspätgeborenen bei der Frage nach dem berühmten " who is who " aber nicht im Regen stehen. Angefangen von der unvollständigen Auflistung auf der Seite des - leider, leider - zum Springer - Konglomerat zählenden, einstigen Flaggschiff der Pop - bis Rockmusik gehörenden Magazins " Rolling Stone " über den Eintrag in dem Online  - Lexikon " wikipedia " sowie dem etwas holprig lesbaren Eintrag bei " last. fm " bis zu dem brauchbareren Seiten unter " musik analyse. net "  finden sich eine Vielzahl von Musikgruppen aus jener Ära wieder:  

https://www.rollingstone.de/whos-who-krautrock-bands-musiker-alben-805327/


https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Krautrockband


https://www.last.fm/de/tag/krautrock/artists


https://musikanalyse.net/tutorials/bands-krautrock/


Als ich vor einigen Tagen bei dem seit Jahren einprogrammierten Sender " krautrockworld.com " einen Titel der Band " Os Mundi " hörte, musste ich zunächst passen. Ich kannte das Stück nicht und die Band nur vom Namen her. " Os Mundi ", wer war das noch gleich?

https://de.wikipedia.org/wiki/Os_Mundi

Ja, doch, schon mal gehört. Doch Stücke dieser Berliner Formation? Fehlanzeige!

Für mich als Rockmusik - Liebhaber hatten Experimente, wie sie bei den Berlinern gang und gäbe waren, denn eher zu den - wohl mehr unhörbaren - Randerscheinungen eines aufblühenden und sodann in massiver Weise kommerziell ausgeschlachteten Genres. 

Rock und Jazz? Ja, aber bei " Chicago Transit Authority ", bei " Blood, Sweat & Tears ", " The Band " bis hin zu  " King Crimson " war eher Schluss mit lustig. Allenfalls reine Jazzer bis Jazz - Rocker, wie jene aus dem Hohen Norden Europas mit Namen Terje Rypdal, Jan Gabarek oder Jukka Tolonen , fanden noch Platz in meinem LP - Archiv.

" Os Mundi " aus der zu jener Zeit geteilten Metropole Berlin war da kein Faktor, der meinen Musikgeschmack. Bei der aufkommenden, einen Interessierten nahezu erschlagenen Menge an und LPs von Bands sowie einem sehr begrenzten Inhalt des eigenen Geldbeutels, musste ich Prioritäten setzen. Dass mein damals großen Idol Winfrid Trenkler mal eine komplette Sendung der Jazz - Rockfusionsformation " Soft Machine " widmete, tat dieser Grundeinstellung keinen Abbruch.

Für jene Berliner Truppe mit dem Namen " Os Mundi "  (http://www.krautrock-musikzirkus.de/de,Os-Mundi_371,N.html war in meinen stetig anwachsenden Vinyl - Archiv leider kein Platz. Leider, denn die Jungs legten sich in den Jahren ab 1969 bis 1975 ( 1970 bis 1980 = https://www.rockinberlin.de/index.php?title=Os_Mundi ) ordentlich ins Zeug und spielten unter gütiger Mithilfe des Musikstudio - Betreiber " Mr. Krautrock schlechthin " Conny Plank allerdings nur zwei Alben ein.

 " Latin Mass " und " 43 Minuten " titelten die in Spitzenzeiten bis zu 12 Musiker umfassende Musikgruppe ihre beiden LPs.   

Dass eine Ewigkeit später, nämlich 2008 eine weiteres, dem längst vorherrschenden Zeitgeist entsprechendes, drittes Album auf CD erschien, sollte hier nicht unerwähnt bleiben. " Sturmflut " lässt allerdings einen klaren Stilwandel erkennen. Die Gruppe wandte sich von der experimentellen Phase ihres Schaffens in den frühen 1970er Jahren vollkommen ab.

https://www.discogs.com/release/1443176-Os-Mundi-

Das erste Album der Berliner Formation mit dem Titel " Latin Mass " kommt oder besser kam bei den Anhängern des aufkeimenden Progrocks nicht unbedingt sonderlich gut an. Das von einigen Kritikern als " düster " bezeichnete Erst - Album versucht den Spagat zwischen Religiosität und distanzierter Grundeinstellung zu derselbigen. So stellte denn der Rezensent Achim Brelling hierzu fest:

Kirche und Rockmusik? Das gibt es schon länger. Es müssen ja nicht gleich solche weltverbessernde Ergüsse sein, wie sie Ex-Spock's Beard Neal Morse seit einiger Zeit auf den Progliebhaber loslässt. Abgesehen von religös gefärbten Texten gab es nämlich immer mal wieder Gruppen, die versuchten, auch musikalische Formen der Kirchenmusiktradition rockmusikalisch zu nutzen. Rockoratorien und Rockmessen waren das Ergebnis. Schon 1967 setzten die Electric Prunes ihren Hörern eine "Mass in F Minor" vor, und 1969 legte der Fanzose Pierre Henry, massgeblich unterstützt von Spooky Tooth, mit "Ceremony" nach. Auch die Berliner von Os Mundi versuchten sich an der Vertonung einer lateinischen Messe. Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei verrockten sie in ihrer "Latin Mass", welche 1970 bei Metronome auf LP erschien. "

- Zitatende - aus: 

https://www.babyblaue-seiten.de/album_6905.html

Okay, ob jenes Erstlingswerk denn als Konzeptalbum geführt werden sollte, bleibt dahin gestellt. In einer Zeit der frühen 1970er Jahre, als vieles kann, Weniges darf und noch mehr sein sollte, konnten sich auch abgedrehte Künstler in selbst verwirklichender Weise auf dem atomisierend wirkenden Bereich der experimentellen Musik versuchen. Die Truppe aus Berrin zählt(e) zweifelsohne dazu

Das zweite Album mit dem Titel " 43 Minuten " zeigt sich da schon etwas anders. Musikalisch bleibt sich die Band " Os Mundi " ( aus dem Lateinischen frei übersetzt = der Knochen der Welt ) ihrer einst eingeschlagenen Richtung des übergreifenden Rock und Jazz summa summarum treu. 

Der oben genannte Rezensent schreibt dazu:

Eine Mischung aus bluesig-jazzigem, vom soliden Gitarrenspiel Udo Arndts bestimmten, progressivem Hardrock und locker flockigem, mitunter leicht funkigem Jazzrock, mit virtuosen Soli an Flöte und Sax, gibt es auf "43 Minuten" zu hören, versehen mit einigen krautigen Freispielelementen. Letztere äussern sich in gelegentlichen, längeren Jamabschnitten, die rhythmisch-monoton dahinschreiten und die von Krautrocksammlern gerne mit dem Adjektiv "meditativ" versehen werden. Interessant ist das ständig präsente Cello von Mirko Rilling, welches einen symphonisch-kammerrockigen Hintergrundklang erzeugt, sich aber nur selten in den Vordergrund spielt ("But Reality Will Show", "Children's Games"). Bisweilen erzeugt das mehrspurig erklingende Saxophon eine leichte Brassrockatmosphäre. Kurzum, "43 Minuten" bietet durchaus komplexe und eigenständige Musik, die sich, was die instrumentaltechnischen Fähigkeiten der Musiker anbelangt, nicht vor zeitgleichen Produktionen aus dem angloamerikanischen Raum verstecken muss. 

- Zitatende - aus:

https://www.babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=5681&content=review


OS MUNDI  -  Triple  -  43 Minuten  -  1972:



Bei der Suche nach dem Namen jener längst vergessenen " Krautrock " - Band aus Berlin, muss mir ein Tippfehler unterlaufen sein, denn Tante Google zeigte mir eine Vielzahl von Treffern unter dem Namen " Ars Mundi ", was frei aus der lateinische Sprache " die Welt der Kunst " bedeutet.

Unter diesem Namen gründete sich in den 1980er Jahren ein spanischen Trio, dass überwiegend Synthesizer geformte Popmusik spielte und dazu 1986 zwei Alben auf den Markt warf:


https://www.discogs.com/de/artist/4721634-Ars-Mundi-2

Diese Popgruppe ist allerdings hier nicht gemeint.


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