Ein Kirschbaum in unserem Garten stand




Gestern Abend gab es zum Nachtisch Kirschen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, denn die Erntezeit ist ja seit Anfang Juni in vollem Gange. Die hiesigen Ernten werden wegen des ständigen Regens wohl wesentlich geringer ausfallen als in den Jahren davor.

Dafür ist der Kilopreis mit durchschnittlich 13 - bis 14 Euro höher geworden. das liegt vielleicht an dem zu zahlenden Mindestlohn, den die Obstbauern den dort beschäftigten Saisonarbeitern entrichten müssen. Wer nicht so tief in das Portemonnaie greifen möchte, kann jetzt auf ausländische Anbieter zurückgreifen. So sind bei den Discountern diese leckeren Früchte für 3,95 je 500 Gramm zu bekommen. Allerdings schwanken auch dort die Preise je nach Herkunftsland und Erntezeit. 

Wer bereits ab Juni die süßen Früchte genießen möchte, kann dann schon mal bis zu 15 Euro je Kilo berappen. Im Juli bis Ende August sinken allerdings die Preise. Zudem lassen sich einige Supermarktketten aus Konkurrenzgründen auch hier etwas einfallen und bieten lose Früchte zu Dumpingpreisen von 0,66 Euro bis zu 0,77 Euro pro 100 Gramm an.

Beim Verspeisen der bereits überreifen Kirschen erinnerte ich mich an den später riesigen Kirschbaum, der zirka 5 Meter vom Haus entfernt den garten unserer Eltern zierte. Unser Vater setzte ihn einst als vielleicht 1 Meter großen Setzling, den er irgendwo auf einer Baustelle ausgegraben hatte. Er steckte den Baum in einen Jutesack und pflanzte ihn vor dem Wohnzimmer in die Erde. Etwa ein Jahr später musste der mittlerweile doppelt so große Baum veredelt werden. Dazu schnitt ein Nachbar einen kleineren Ast von einem Süßkirschenbaum ab und pfropfte den an den noch kleinen Hauptstamm des Setzlings. Die Wunde wurde mit Harz und Wachs abgedichtet. Das Kopulieren des Setzlings zeigte im dritten Jahr bereits einen Erfolg. An dem Baum bildeten sich nach der kurzen Blüte einige Früchte.

Es dauerte einige Jahre, ehe wir dann Körbe weise Kirschen ernten konnten. Als die 1970er Jahre anbrachen hatte der Baum bereits eine stattliche Höhe. Nachdem die Eltern das Haus sukzessive umbauten und eine Terrasse vor dem Wohnzimmer angebracht wurde, hatte der Baum bereits eine Höhe von 10 Metern und mehr. Er trug immer noch Früchte. Doch das Interesse an deren Verwertung ( Einwecken in Gläsern, Kirschkuchen oder sofort verspeisen ) ließ ständig nach, 

Der Baum war jetzt so groß, dass er im Herbst Säcke weise Laub abwarf, zudem bei jedem Gewitter und starken Wind Blüten, dann Zweige und welke Blätter abwarf. Das Beseitigen der Nebenerscheinungen wurde unserer Mutter dann zu viel. Sie pochte darauf, dass der Baum gefällt wird. Als dann in den frühen 1980er Jahren aus der Terrasse ein Wintergarten werden sollte, war für den riesigen Kirschbaum kein Platz mehr. Er musste weichen und wurde im Herbst eines Jahres gefällt.

Auch ein zweiter Sauerkirschbaum, der neben dem Schuppen stand, musste daran glauben. 

Seitdem war es vorbei mit der eigenen Kirschernte. 

Weil sich dieser Trend auch in der Nachbarschaft zeigte, hatten diese Grundstücke statt Obstbäumen, nach und nach Ziersträucher und statt einem kleinen Feld mit Gemüse nur noch Zierrasen. Weil niemand mehr selbst anbaute und sich so mit Obst und Gemüse versorgte, bot die Landwirtschaft zunehmend alle nur erdenklichen Sorten an, teilweise in Konserven haltbar gemacht.

Das Leben bringt immer Veränderungen. Auch hier. So verwundert es nicht, dass selbst exotische Obst - und Gemüsesorten beinahe rund um jedes Jahr angeboten werden. Allerdings zu immer höheren Preisen. Auch das bedeutet Veränderung. 


SLEEPING PANDORA  -  Electric Baby Dance  -  Blue Sphere  -  2018:





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!