Kneipensterben?




Eine breite Kneipen - Kultur soll vermeintlich Auskunft über die Lebensqualität eines Ortes geben. Ist das immer noch so? Wohl eher nicht. Die Bandbreite der Freizeitmöglichkeiten ist seit vielen Jahrzehnten größer geworden. Das wirkt sich natürlich auf den Bestand der Kneipen aus. 

Als ich heute Morgen diesen Radiobericht hörte, habe ich mich schon darüber gewundert, dass dieser Aspekt darin überhaupt keine Rolle spielte und so sehen es denn auch die Kommentare:

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/borna-geithain/kneipen-gaststaetten-sterben-100.html#kommentare

Seit Jahrzehnten hat sich das Freizeit - und Konsumverhalten vieler Bürger dramatisch verändert. Wo einst der Kneipengang als fester Bestandteil der Freizeitgestaltung stand, zählt dieser heutzutage allenfalls nur noch zu einer von vielen Möglichkeiten. Längst gehören jene Szenen, in denen sturztrunkene Männer nach Kneipenbesuchen nach Hause torkeln oder bei denen Frauen und Mütter an den Werkstoren ihre arbeitenden Männer abpassen mussten, um ihnen den Wochenlohn abzunehmen, der anderenfalls sinnlos versoffen worden wäre.

Auch die großen Zeiten der Szenekneipen sind längst passe´. Heutzutage verbringen immer mehr Jüngere ihre freie Zeit jenseits von Schule und / oder Ausbildung in den heimischen Vier Wänden eventuell mit ein paar Freunden zusammen oder besuchen andere Freizeiteinrichtungen. Kneipen sind bei ihnen nicht mehr en vogue.

Das ist seit Dekaden bekannt. Und so muss der neutrale Rezipient eines solchen Radioberichtes schon verwundert den mit eisgrauen Haar bedeckten Kopf schütteln, wenn er diese Argumente vorgesetzt bekommt: 

"  Warum machen dort Kneipen dicht? Axel Klein ist Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Sachsen. Er sieht vor allem zwei Gründe: "Also wenn Sie Prioritäten setzen würden, da hätten wir vielleicht vor zwei, drei Jahren noch gesagt: Personal", sagt Klein. Inzwischen sei die übergreifende Bürokratie der Hauptgrund für die Probleme der Branche. Kneipenbetreiber Lerch bestätigt das und spricht die hohen laufenden Kosten für Strom, Gas, Wasser, Gema, IHK und so weiter an. Es sei nicht einfach, eine Kneipe zu betreiben, selbst wenn der Laden brummt. Lerch kann sich gut vorstellen, einen möglichen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu unterstützen. Nur selbst für alles verantwortlich sein, will er nicht mehr. "

- Zitatende - aus: a.a.O.

Okay, das Totschlagargument der überbordenden Bürokratie zieht auch hier schon lange nicht mehr. Und wenn aus der Mottenkiste der DDR - Historie ein Beispiel heran gezogen wird, in dem von früher 50 existierenden Kneipen die Rede ist, deren Zahl sich inzwischen auf lediglich vier bis fünf reduziert hat, dürfte dieses eher an dem oben Gesagten liegen, denn an zu vielen staatlichen Auflagen oder gar dem mutmaßlich fehl geleiteten Steuerrecht. Für nicht wenige Menschen ist auch ein Kneipenbesuch längst nicht mehr im knapp bemessenen Budget enthalten. Wenn das Glas Bier (0,3 /  0,4 Liter ) bei zirka 3,50 bis zu 5 Euro kostet, bleiben eben auch solche Besucher weg.

Der angeblich funktionierende Markt wird auch in diesem Teilbereich der Wirtschaft seine Regeln spielen lassen. Nur wenige werden danach noch existieren. Wie es im übrigen Leben zumeist der Fall sein dürfte, bleibt nichts so wie es war. Wie wahr, wie wahr!  


MC OIL  -  Mask Of Life  -  All Our Hopes  -  1979:




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