Osterhasi!
Der Freitag ist bei mir traditionell als Haushaltstag eingeplant. Schon am frühen Morgen werden deshalb die Handtücher im Bad gewechselt, die wöchentlich auszutauschenden Schlafanzüge dazu geworfen und die im 14tägigen Rhythmus zu wechselnde Bettwäsche abgezogen. Ein Korb voller Textilien wandert alsbald in den Keller, wo die treue Tante " Miele " auf ihren Kurzeinsatz wartet.
Das bisschen Haushalt macht sich eben doch nicht von ganz allein. Während meine bessere Hälfte ihren durchschnittlichen 10 Stunden - Tag knapp 86 Kilometer Bahnlinie an der Uni beim " Nüschel " abreißt, schwinge ich Besen, Feudel und Staubsauger, um die Zimmer von den Hinterlassenschaften unserer 6köpfigen Einheit zu befreien. Ich versuche es zumindest.
Das nennt sich Arbeitsteilung im Gender - Zeitalter. Da mögen die AFD - Hetzerei mitsamt ihren dazu eingebrachten, verlogenen und verbogenen Fakten, versuchen mir erzählen zu wollen, was sie wollen. Schwachköpfiges Geschwafel, eben. Es geht doch auch anders?
Weil neben dem haushaltstechnischen Part, auch ein hälftiger beim Einkaufen abzuleisten ist, luge ich ziemlich regelmäßig auf die Fressalien - Vorräte und kaufe außerhalb des Wochenrhythmus auch einige Lebensmittel ein. Gelernt ist eben gelernt. Und deshalb wäre ich - so ab den späten 1960ern gerechnet, als die BRD - Emanzipationsbewegung ins Rollen kam - vielleicht ein idealer Schwiegersohn geworden. Doch mein Drang, mein Bestreben, mein eiserner Wille, nicht in einer Kuhbläke bis zum letzten Atemzug zu versauern, waren dagegen. Dennoch feite mich diese Grundeinstellung, dieses selbst aufoktroyierte Dogma, eben nicht davor - dieses immer zum Leidwesen meiner verstorbenen Mutter - bis vor meiner zweiten Ehe, die falschen Frauen kennen gelernt zu haben.
Nun, gut, Schwamm drüber!
Da stand ich doch gestern am frühen Abend vor den eisernen Lebensfreudespendern, den standardisierten Einkaufswagen der " Netto " - Filiale an der Tharandter Straße, um mich - nach Münzeinwurf und Auslösen der bekannten Sperr - Automatik an dem metallenen Freund - in das Nachfeierabendeinkaufsgetümmel zu werfen.
Es fehle uns seit längerer Zeit ein Glas Honig, auch die Frischmilch ging zur Neige und zudem - wie immer - das Katzenfutter. Bei vier Fressern, kein Wunder! Nichtsahnend schlug ich mich deshalb in Richtung Kühlregale durch. Milch gab es immer noch genug. Die 3,5er musste es aber schon sein, weil sonst der Kaffee mit Schaum aus dem " Jura " - Maschinenrepertoire nicht richtig schmeckt. Ach, ja, ein wenig Obst wäre auch nicht schlecht. Weil meine bessere Hälfte nunmehr eine abgewandelte Diät - Variante ausprobiert, die aus einer Haferflocken - Frischobst - Milch - Honig - Variante besteht, wären obstige Zutaten erforderlich, weil das kastrierte Frühstsück unisono kein richtiges ist.
Mit den Artikeln begab ich mich leicht schleichenden Ganges, den Kopf immer hoch erhoben, damit mir kein wild gewordener Kunde in die Quere kommen kann, wenn der durch die vier Regalreihen tobt und dabei ständige Vorfahrtsverletzungen ( eherner Grundsatz auch hier: Rechts vor Links! ) begehen kann, sehe ich dabei ständig zu den Seiten. Geschafft! Ohne eine Beinahe - Kollision erleben zu müssen, hatte ich den Weg in Richtung Kassenzone erreicht. Kaum dort angekommen, traf mich der K.O. - Schlag. Ein Schwinger, ein Uppercut, eine Dublette auf die Zwölf.
Was war das? Nee, näh! Ich fasse es nicht! Ist es wahr? Kann, ja, darf das sein? Oder träume ich?
Da lagen, standen und glotzen sich Osterartikel an. Wie jetzt? Wir hatten doch vor knapp vier Wochen, vor etwas mehr als einem Monat, im Dezember des vergangenen Jahres 2017, erst Weihnachten? Jetzt wird bereits Ostern, eher, die Osterzeit angedeutet. Dat gibbe et doch niet?
Tatsgewiss , es glotzen mich Creme - Schokoladen - Ostereier in den Plastebeuteln an. Es lugte eine Oster - Schokoladenmischung für 1, 49 Euro aus dem verchromten Fach hervor und es gab sich der Superstar, der Osterhasi persönlich in einem Fach daneben die große Ehre. Winter ade, also?
Ich schaute mir die Kalorien - Truppe, die Zucker - Ostereier - Hasen - Mischungen dann doch etwas genauer an. " Ist es wahr - entzückend! ", hätte jetzt der verstorbene Telly Savalas alias Theo Kojak im Krimi gesagt.
Meine rechte Hand zitterte ein wenig. Mir schossen die Gedanken nur so durch den Kopf. Sollte ich es schon wagen? Möchte ich tatsächlich bereits im Januar Schokoladenostereier kaufen. Oder eventuell - noch frevlerischer - eine Ostermischung? Wie wäre es mit einer Ausformung des Don Hasi?
Nein, nein und nochmals nein! Ich lasse es sein! Kein Oster - Potpourri a´la " Netto " im ersten Monat des Jahres 2018. Ostern ist doch noch so weit weg. Wir hatten doch erst Weihnachten.
Ich schob den Einkaufswagen an den aufgestellten süßen Verlockungen vorbei. Ich bleibe standhaft! Keine unterstützende Handlung des aus Berlin verordneten Konsumterrors, der einzig und allein der Industrie dient, die dann über ihre Steuern und Abgaben nur die Waffenexporte in die Türkei ermöglicht, damit dort Leopard - Panzer auf kurdische Menschen schießen können.
Oder so ähnlich!
Als ich in der Schlange vor der Kasse stand, erinnerte ich mich an eine Situation vor zirka 30 Jahren im Bremer Steintor. Irgendjemand hatte auf die beschlagene Heckscheibe meines Mazda 323 Hatchback mit dem Finger " Osterhasi " geschrieben. Als ich mit meiner damaligen türkischen Bekannten aus dem kommunalen Kino, dem " Cinema " am Ostertorsteinweg kam, konnte ich den Schriftzug lesen. Eigentlich begehen unsere türkischen Mitbürger das Osterfest nicht. Eigentlich?
Dafür müssen sie sich auch nicht über Schokoladen - Ostergedöns im Januar 2018 echauffieren. Allerdings gab es 1988 diese erst, und zwar frühestens, ab Anfang März, denn Ostern fiel damals auf den 3. und 4. April. Das war ja eigentlich noch früh genug, um die Kaufwütigen anzulocken.
Eigentlich?
Und eigentlich habe ich mich schon damals über diese Oster - Terror, diesen Konsum - Schrott, dieses Geschisse um die drei Feiertage ( Karfreitag war ein 1. April im Jahr 1988 ) aufgeregt.
Ändern konnte ich zwar nichts, aber immerhin hatte ich meine Meinung kund getan. Was wiederum den Zeitgeist nicht davon abhielt, die Ostersachen Monate vorher in die Regale zu pferchen.
Mit leichtem Kopfschütteln, einige der üblichen Verwünschungen zu dieser Entwicklung in meinen nicht vorhandenen Bart grummelnd und mich zur Seite vorsichtig umdrehend, passierte ich das letzte, rechtsseitig gelegene Regal. Dort, wo die anderen Zuckerbomben lagern. Mein Blick fiel auf die " Duplo " - Batterie. Hmh, 11 Stück für nicht einmal 2 Euronen. Ja, die schnappe ich mir. Mein rechter Arm fuhr Teleskop artig aus und schwupp, schon lag die Packung mit den - wohl - längsten Pralinen der Welt im verchromten Gefährt.
Beim Herausgehen überlegte ich erneut, wer mir wohl einst den " Osterhasi " auf die Heckscheibe meines Autos gepinselt haben könnte? Bestimmt eine Verflossene? Na,ja, ich habe mich irgendwann danach für eine Andere entschieden und setzte damit - wieder ganz zum vollkommen berechtigten Leidwesen meiner " Mama " - auf den falschen Zossen - ich Weihnachtsmann, ich!
" The Rolling Stones " und " Mother´s Little Helper " - 1966:
Gerhard Polt - " Nikolausi / Osterhasi " - irgendwann aus den späten 70ern? :
Ann Lee - " Two ( 2 ) Times " - X-Mas - Version 1999:
Kommentare
Und ja, jedes Jahr stehen die Osterviecher eher da... genau wie die Weihnachtssachen schon in der Auslage sind, wenn man gerade das Surfbrett nach den Sommerferien an den Gartenzaun gelehnt hat...
...was ja auch gut ist, denn gerade Marzipan kann man nie genug essen. ;o)
Hui, schon´77! Da war ich bei meiner Recherche irgendwie nicht so ganz im Bilde. Danke Dir. Dynamos gesehen? War nüscht. Nun, der Winterschlaf sollte nicht mehr zu lange anhalten, sonst wird es unter janz enge.