Die " 68er " - Teil I.
Das Jahr 2018 ist ja erst einige Stunden alt und dennoch schient es so, als hätte es 2017 nicht gegeben. Merkel ist immer noch Kanzlerin. Wenn auch zurzeit noch geschäftsführend. Trump in den USA ist der gleiche Trottel geblieben, der er bereits im letzten Jahr war. Und Putin wird auch - trotz der WM im eigenen Land - kein lupenreiner Demokrat werden. Je mehr die westlichen Medien und die einstigen Satelliten - Staaten der UdSSR auf seine autokratischen Attitüden herum hacken, desto weiter wird er sich in das Riesenland zurückziehen.
Vor 50 Jahren war das alles ein wenig anders. Es gab den so genannten Eisernen Vorhang, die Berliner Mauer und Alt - Nazis in West - sowie Ostdeutschland. Die eine Bagage war offiziell " entnazifiziert " und durfte Politik machen, Recht sprechen und auf Demonstranten einknüppeln. Die andere Sorte der Ex - Hitler - Mitläufer wurde - soweit nicht gen Westen geflohen - bei dem Versuch, eine andere Wirtschafts - und Gesellschaftsordnung aufzubauen mithelfen.
Der eine Staat nannte sich Deutsche Demokratische Republik, der andere Bundesrepublik Deutschland. In der DDR wurde die Planwirtschaft praktiziert, in der BRD die Soziale Marktwirtschaft. Die Erstgenannte funktionierte nur schlecht, die andere Variante mehr unrecht als recht.
Weil irgendwann in den späten 1960er Jahre die Nachkriegsgeneration der ab den 1945er Jahre Geborenen ihre Väter und auch Mütter beinahe inquisitorisch nach der Zeit ab 1933 befragte und dafür schallende Ohrfeigen, Prügel mit dem Rohrstock oder Hausarrest erhielt, trafen sich alsbald einige Gleichgesinnte, um gegen die autoritäre Erziehung, die Steinzeitpädagogik und den Adenauer - Mief der 1950er Jahren aufzumucken.
Es waren allerdings zunächst nur Töchter und Söhne aus gutbürgerlichem Hause, die ihre eigene Kindheit und spätere Jugend hinterfragten. Es war auch keine geschlossene Bewegung, die sich dabei bildete. Vielmehr entstand ein Zeitgeist, der den Erziehungsdreck jener Jahre, die Bigotterie der Adenauer - Ära und das pseudo - klerikale Gewäsch sowie die gezielte Indoktrination in den Schulen in Frage stellten. Das gesamte verlogene Getue rund um die Hitlerzeit wurde auf den Prüfstand gegeben. Ex - Faschisten nannten die Bürgertöchter und Söhne besser gestellter Personen in Westdeutschland auch so. So mancher überzeugter Nationalsozialist verlor nicht nur die Contenance bei jenen Aktionen, die provokant und entlarvend waren. Er brüllte jene Verwünschungen heraus, die er im III. Reich auch den Verfolgten antat. " Verrecken, Vergasen, Vernichten, Arbeitslager, Aufhängen, Abmurksen "......
In diesem Klima begannen sich einige Mutige und Gutsituierte aus bürgerlichem Hause, in dem Anti - Verhaltensexperiment zu versuchen, dass vorgab, es gäbe neben dem vom Elternhaus aufoktroyierten Gehorsams - und Verhaltensfloskeln, auch so etwas wie persönliche Freiheit, freie Sexualität und andere Lebensformen.
Ob die so genannten " 68er " einen bleibenden Eindruck auf die staatlichen Organe, die gesellschaftlichen Verhaltensmuster und die wirtschaftliche Entwicklung genommen haben, mag dahin gestellt bleiben. Zumindest habe sie nach dem ominösen Jahr 1968 für eine langsame Wandlung der westdeutschen Gesellschaft gesorgt. Mit Schlagworten, wie " Marsch durch die Institutionen " oder " Macht kaputt, was euch kaputt macht " und dem provokanten Zurschaustellen von angeblichen Vorbildern, wie Mao Tse Tung, Che Guevara oder Ho Chi Minh , forderten aufmüpfige Studenten den westdeutschen Staat und die verspießte Gesellschaft heraus.
Die Reaktion darauf waren Polizeieinsätze, Hetzkampagnen der Springer - Presse und Bestrafungen im Elternhaus sowie gesellschaftliche Ächtung. Es entstand ein Klima der Denunziation, der Angst und der Verächtlichmachung.
Wenn die Medien, die ja wieder - allerdings aus dem rechtsradikalen Dunstkreis - als " Systemmedien " tituliert werden, in einigen Tagen, Wochen oder Monaten damit beginnen werden, die Ereignisse in dem Jahr 1968 oder die angeblichen " 68er " zu kritisieren, zu beschreiben oder gar zu lobhudeln, dann dient dieses nur dem Informationsauftrag und dem Versuch, daraus Moneten zu ziehen. Viele Aspekte aus jener Zeit werden geflissentlich unter den berühmten Teppich gekehrt. Viele Dinge sogar falsch dargestellt und Protagonisten als vermeintlich Führer der Aufmüpfigen benannt.
Rudi Dutschke, Fritz Teufel, Uschi Obermaier, Rainer Langhans und andere Namen geistern dann regelmäßig in der bürgerlichen Presse herum.
Ich möchte deshalb versuchen, ein wenig einem eigenen Blick auf die Dinge zu vermitteln, die da im so bedeutungsschwangeren Jahr 1968 vonstatten gingen. Ich war zu jener Zeit weder Gymnasiast, noch SDSler oder zählte mich der APO zugehörig, die sich ja als " Volksvertretung " der schweigenden und geknechteten Mehrheit der Arbeiter und Unterdrückten in Westdeutschland verstand. Von diesen jedoch weder verstanden wurde, sondern wohl eher - dank Axel " Adolf Springer´s Hetzblätter - verhasst war, zugehörig. Ich wuchs in jener Zeit, in dem Jahr 1968, in einem Malocher - Haushalt auf, innerhalb dessen klare Regeln und ein autoritäre Erziehung herrschten. Politik wurde - wenn überhaupt - nur am Rande erwähnt. Und weil unsere Eltern davon nichts verstanden, jedoch eher proletarisch dachten, kam alsbald eine eigene Einstellung, eine Sicht auf die sich in der BRD ereignenden Dinge heraus, die fernab von den Fantasiegebilden der aufmüpfigen Studenten, der meuternden Gymnasiasten und Anhängern nicht tolerierten Lebenseinstellungen war.
Das Jahr 1968 ist in die Historie der BRD wohl auch deshalb eingegangen, weil es auch in anderen westlichen Staaten derartige Protestbewegungen gab. Aus jenen entwickelte sich eine Musikrichtung, eine bestimmte Mode und ein abweichendes Verhalten.
In der platten Provinz mit ihren klaren, einfachen, überschaubaren Strukturen, entwickelte sich der Zeitgeist, die andere Mode, die Musik, das abgekupferte Image von den Idolen jener Zeit, erst später. Weshalb ich - 50 Jahre nach de Jahr 1968 - auch eher eine andere Bewertung der Ereignisse vornehmen kann. Die Gnade der späteren Geburt versetzt mich in die Lage, dieses Jahr und die Ereignisse, die spätere Entwicklung daraus, eher als Zaungast vornehmen zu können:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Bundesrepublik_Deutschland_(bis_1990)
https://de.wikipedia.org/wiki/68er-Bewegung
" Pell Mell " - " The Riot " - " Rhapsody " - 1975:
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