Der Bahnhof in Tharandt


Gestern Abend war es wieder so weit. Der Pannenklub Nummer Eins in diesem, unserem, Lande, die Deutsche Bahn AG, durfte erneut ihren mangelhaften Service unter Beweis stellen. Auf der Strecke zwischen Zwickau und Dresden hatte ein PKW - Fahrer durch ein waghalsiges Fahrverhalten eine der elektronischen Schranken beschädigt. Die Konsequent daraus war, dass für mehr als 1 1/2 Stunden auf der zweigleisigen Strecke keine Züge nach Dresden fahren durften.

Nachdem mich meine bessere Hälfte über das damit verbundene Informationschaos informiert hatte, konnte ich sie schließlich vom Tharandter Bahnhof abholen.

Die Fahrt dorthin ist für mich längst zur Routine geworden. Über Freital, der Stadt, die sich gefühlt 10 Kilometer lang zieht, war ich nach zirka 12, 5 Kilometern und in etwa 20 Minuten am Zielort.

Der dortige Bahnhof liegt direkt an der tagsüber stark befahrenen Tharandter Straße, die kurz zuvor als Dresdner Straße weiter durch die knapp 5.300 Einwohner messende Kleinstadt.

Ich war mir nicht mehr ganz sicher, ob ich jenseits des deutlich sichtbaren Hauptgebäudes eine Parkmöglichkeiten erhalten würde. Deshalb bog ich zunächst eine Einmündung später ab. Das war, wie sich sofort heraus stellte, ein Fehler, denn ich befand mich unversehens auf dem Gelände des anliegenden Busbahnhofs, den nicht autorisierte Fahrzeuge nicht befahren dürfen. Also: Zurück, marsch, marsch!

Schließlich hatte ich eine Einfahrt davor, die Möglichkeit vor dem Bahnhofsgelände und dem einstige Bahnhofsgebäude zu parken. Der Platz sah beinahe verlassen aus. Zudem zeigte er sich unbeleuchtet und erzeugte deshalb einen Hauch von Nostalgie. Was sich auch von dem herunter gekommenen Hauptgebäude behaupten lässt. Die Eingänge und die Fenster waren mit Sperrholzplatten dicht gemacht. Auf dem kleinen Vorplatz wucherte noch hüfthohes Unkraut. Ich begab zu dem Gleiszugang, der rechtsseitig von dem Hauptgebäude liegt.

Hier zeigt sich das Gelände ausreichend erleuchtet. Die zweckmäßigen Konstruktionen und ein barrierefreier Zugang mittels Aufzug, ließen erkennen, dass die Deutsche Bahn AG hier mächtig viele Geld in die Hand genommen hat, um den einst, nämlich zu DDR - Zeiten durchaus bedeutenden Bahnhof aufzupimpen.

Nach dem Hochwasser im August 2002 hatte die parallel fließende Wilde Weißeritz das gesamte Gleisbett nebst Bahnhofsanlagen zerstört. Der Schaden war auch hier immens. Saniert wurden allerdings nur die Gleisanlagen sowie die Bahnsteige. Das Bahnhofsgebäude blieb, zumal der Betreiber der einstigen Gaststätte, diese nicht wieder eröffnen konnte, ungenutzt und verrottet seit dem.


https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Tharandt



So stand ich denn an jenem späten Novembernachmittag auf dem Bahnhofsgelände und wartete auf den als zusätzliche SBahn eingesetzten Zug aus Zwickau. Der Anblick des vor sich hin gammelnden Bahnhofsgebäudes verleitete mich zu einigen Gedankenspielen. Ich stellte mir vor, der Novembertag wäre sehr neblig. Die Lichtquellen sind zudem ausgefallen und aus der Dunkelheit erscheint plötzlich ein alter Zu, in dem kein einziger Fahrgast sitzt, selbst ein Lokomotivführer wäre nicht vorhanden.

Ein Geisterzug also. Ein Zug, der die alten Zeiten, die Vergangenheit, von vor 40, 50, 60 Jahren zurück bringt. Als die Bahn zwar nur mit Dampfloks fuhr, aber dafür zumeist pünktlich war und vor allem, die vielen Tausend Bahnhöfe, die jetzt vor sich hin gammeln, noch belebt waren und zum Mittelpunkt eines jeden Ortes, einer jeden Stadt, zählten.

Der Zug aus Zwickau fuhr auf Gleis 1 ein. Ich sah mir noch einmal das Bahnhofsgebäude an:




Schade, dass es keinen neuen Eigentümern findet, der es mit Leben erfüllt.


" Train To Nowhere " :


Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Und wenn man den letzten Zug verpasst isses so romantisch am Bahnhof Tharandt... Die Weißeritz und ein Kauz im Baum sind dann die einzig wahren Freunde... ;o)
Lobster53 hat gesagt…
Du scheinst hier auch eigene Erfahrungen zu haben? Ich befürchte, es war nach 23.30 Uhr???

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!