Aus dem Leben des Kunstmalers
Gestern Abend rief Herr W. vom fernen Ostseestrand an. Herr W. ist Kunstmaler. Er wohnt, lebt und arbeitet in einem Ostseebad. Das hatte vor allem zu DDR - Zeiten ein hohes Renommee´. Die wertvolleren Exponenten der sozialistischen Gesellschaft urlaubten dort regelmäßig . Vor allem die Werktätigen, die gepamperte Arbeiterklasse, tummelte sich auch hier in den großen Ferienanlagen des FDGB.
Nach der Wende wurde das Ostseebad - insbesondere von westdeutschen Investoren - mit einem frischeren Farbanstrich versehen. Wie überall im Leben gab es in dem Ostseebadeort auch Gewinner und Verlierer. Erstere allerdings mehr auf Seiten der, wie Schmeißfliegen auch hier einfallenden Wessis.
Für freischaffende Künstler war die Wiedervereinigung aber eher eher ein Glücksfall, denn er kann seine Werke jetzt in das kapitalistische Ausland verkaufen, ohne bei der Staats - und Parteiführung ständig antichambrieren zu müssen.
Nun, wir haben von Herrn W. auch zwei Bilder erworben. Hieraus ist eine Freundschaft entstanden. Deshalb werden wir - sofern Mutter " Corona " uns keinen Strich durch die Rechnung zieht - im September Herrn W. besuchen.
Während des Telefonats bekam ich mit, dass die ungeliebte Dame " C. " es bewirkt hat, dass auch dort an der Ostseeküste inzwischen Tote Hose herrscht. Keine Gäste in der Vorsaison, keine Grüppchen, Pärchen oder Alleinstehende aus der breite Bevölkerungsgruppe der Rentner und Pensionäre, die sich - je nach Wetterlage - radeln, spazierend oder Nordic walkend am Strand, der Promenade oder dem Ort bewegen.
Keine Wochenendurlauber aus dem Moloch Berlin, keine Kurzreisenden aus anderen Großstädten, keine Elternpaare mit noch nicht schulpflichtigen Kindern. Einfach gesagt: Überall ist kein Mensch zu sehen. Die Ostseestrände wirken wie ausgestorben und das ohnehin schon sehr dünn besiedele Bundesland Mecklenburg - Vorpommern auch. Die Ministerpräsidentin hat alle Gäste, alle Besucher, alle Nicht - Einheimischen wieder nach Hause geschickt. Der Urlaub in der Vorsaison, so günstig er gebucht worden war, er kommt jetzt sehr teuer.
Noch übler sieht es eben für jene Menschen aus, die ausschließlich vom Tourismus leben. Die Einheimischen, die Zulieferer, die Aushilfsarbeiter aus Polen, sie alle dürfen nicht mehr in das Bundesland hinein.
Es herrscht, wie in der übrigen Bundesrepublik auch, ein restriktives Ausgangsverbot.
Deshalb kann Herr W. seine Geschäftsräume in dem Seebad nicht öffnen. Er darf zwar malen aber er hat jetzt keine Möglichkeit, davon etas in seiner Galerie verkaufen zu dürfen. Da bleibt nur noch das Internet. Ein schwacher Trost, obwohl die Anzahl der Bilderbestellungen über seine Internetseite zugenommen hat.
Herr W. wird wegen der " Corona " - Krise auch Einnahmeverluste verzeichnen müssen. Weshalb er bereits einen Antrag auf Gewährung eines Überbrückungsdarlehns gestellt hat. Immerhin sei dieser, so erzählte Herr W. es, sehr einfach gewesen. Ein Lichtblick in nicht einfachen Zeiten.
Vielleicht werden nach Ostern die restriktiven Ausgangsbeschränkungen und die Öffnungsverbote für Geschäfte wie jenes von Herrn W. gelockert werden können. Bis dahin sind es noch 18 lange Tage.
Das Ostergeschäft mit seinen zig Tausend Touristen, Besuchern, Urlaubern, es wird in 2020 nicht nur für die Fremdenverkehrswirtschaft in Mecklenburg - Vorpommern im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fallen.
Angesichts der zig Tausend Tote in Italien, Spanien, den USA, dann doch eher das kleinere Übel.
Trotz der harten Tage im Leben eines Kunstmalers.
OKTA LOGUE - Chase The Day - 2013:
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