Der Waffensammler von Winnert





Dank " Corona ", der Mutter aller menschlichen Ängst und Abend füllenden Berichterstattungen sowie auch klingender Kassen, sofern das Geschäft noch laufen darf, werden viele Meldungen einfach unter den Teppich gekehrt. Sie bleiben für die Medienmeute einfach unerwähnt bis sie sich - vielleicht - von selbst erledigt haben und sowieso nicht als beachtenswert gelten.

Doch neben " Corona " gibt es auch den anderen, den ebenso alltäglichen Wahnsinn im menschlichen Leben. Er läuft zwar jetzt eher nebenbei ab, dürfte jedoch genauso bei dem Leser oder Hörer und Glotzer mindestens zu einem heftigen Kopfschütteln führen.

Da las ich heute Morgen in der Ausgabe des " SPIEGEL " vom 7. März 2020 folgendes unter dem Titel " Vor Ort gesprengt " folgendes:

" Als Polizisten vor fünf Jahren das Haus des Waffensammlers ausräumten, hat das einen ganzen Tag gedauert, Maschinenpistolen, eine russische Landmine, mehrere Dutzend Gewehre, sie haben sogar Panzerfäuste rausgetragen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie der Mann all diese Waffen über die Autobahn zu sich nach Hause transportiert hat.... "

- Zitatende - aus: " DER SPIEGEL ", Heft 11 / 2020, S. 23

Dieses wurde sinngemäß von der ehrenamtlichen Bürgermeisterin des Ortes Winnert im Kreis Nordfriesland gegenüber einem Mitarbeiter des Nachrichtenmagazins aus Hamburg gesagt.

Nun, in dem kleinen Ort bei Husum ( https://de.wikipedia.org/wiki/Winnert ) geht es sonst eher beschaulich zu. Mit seinen gerade mal 709 Einwohner ( Stand: 31. 12. 2018 ) ist dieser nicht nur flach wie die meisten Regionen Schleswig - Holsteins ( Touristischer Werbeslogan: meerumschlungen ) auch, sondern so mancher Bewohner dürfte nicht immer als hellste Kerze auf dem Sandboden gelten. Mag auch sein, dass einige dort wie Irrlichter im dortigen Naturschutzgebiet " Wildes Moor ", das sich auf gut 631 Km² erstreckt, leben.
Will heißen: dann und wann flackert es ein wenig hell auf.

Zu einem dunklen Kapitel in der jüngeren Historie des Ortes dürfte zweifelsohne jener " Waffennarr " beigetragen hatte, dem vor knapp 5 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes " die Bude ausgeräumt " werden musste, weil er dort Kriegswaffen sowie Kampf - und Sprengmittel in einer Größenordnung von zirka 2 Tonnen angesammelt hatte.

Nachdem der gesamte Sermon von der Spezialeinheit der Polizei innerhalb eines gesamtes Tages abgeräumt worden war, wobei die an einem Kabelbinder hängende Handgranate noch vor Ort gesprengt werden musste, weil deren Transport als zu risikoreich eingestuft wurde, schien es so, als wäre die Gefahr für die übrigen Bewohner von Winnert gebannt.

Mitnichten!

Der Waffen - Fetischist ließ sich mutmaßlich von dem ihm möglicherweise drohenden Unbill durch den Rechtsstaat in Gestalt der schleswig - holsteinischen Justiz, diese wiederum vertreten durch die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Flensburg keineswegs beeindrucken, sondern sammelte auch weiterhin Waffen.

So mussten die Behörden ein weiteres Mal bei dem Waffen - Anbeter vorstellig werden und beschlagnahmten dort wiederum diverses Material - dabei auch in einer vom Beschuldigten gemieteten Scheune - bei dem Mann.

Die Bürgermeisterin von Winnert artikuliert gegenüber dem " SPIEGEL " nicht nur ihre Ängste, denn der dort lebende Beschuldigte soll scheinbar psychische Auffälligkeiten zeigen. Womit er im Zusammenhang mit dem gezeigten Drang, Waffen aller Art aufzubewahren,  eine konkrete Gefahr für die Allgemeinheit und Leib und Leben der Winnerter zus ein scheint.

Dem zuständigen Dezernenten bei der Staatsanwaltschaft im über 50 Kilometer entfernten Flensburg scheint dieses wenig zu kratzen. Er ließ sage und schreibe 4 Jahre ins flache Land streichen, ehe eine Anklageschrift abgefasst werden konnte. Ein sehr langer Zeitraum. Für einen Außenstehenden, einen Laien, einen juristisch nicht so Bewanderten, mag es schlichtweg unverständlich sein, weshalb das Strafverfahren gegen den Winnerter so lange Zeit in Anspruch nimmt.

Die juristische Praxis sieht indes den Fall aus einem anderen Blickwinkel. Da weder die Staatsanwaltschaft noch das später damit befasste Gericht fachlich ausreichend qualifiziert sind, denn die Einordnung jeder einzelnen Waffe oder des beschlagnahmten Arsenals an Kampf - und Sprengmittel als Kriegswaffe im Sinne des Strafrechts ( Waffenrechts ) obliegt einzig und allein einem Gutachter. Für jedes einzelne Asservat muss deswegen ein Sachverständigengutachten erstellt und dem Auftraggeber dafür, der Staatsanwaltschaft Flensburg vorgelegt werden. Das nimmt nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern kostet richtig viel Geld. Von der Frage des dafür erforderlichen personals mal ganz abgesehen,

Dennoch: Vier Jahre bis zur Anklageerhebung erscheint selbst einem Juristen als zu lange.

Nun, ja, die Damen und Herren oben im kühlen, klaren Norden, im Bundesland mit zwei Küstenstreifen, sie haben da - ich spreche aus eigener Erfahrung - ihre Eigenheiten im unterhaltenen Justizapparat. Oft geht die Mutter allen Handels, die Justitia, ihre seltsam verschlungenen Wege. Mittels inzestuöser Personal - und Einstellungsstrukturen, werden sehr oft nur " einheimische " Volljuristen in das Amt von Staatsanwaltschaften und Gerichten gehievt. Das hierbei nicht die Qualifikation, die Qualität der Ausbildung, sondern wohl eher der Ausbildungsabschluss und die Herkunft des Bewerbers eine Rolle spielen, dürfte alsdann selbstredend sein.

Aber, dieses nur so ganz am Rande  erwähnt.

Jetzt soll dem mutmaßlich psychisch auffälligen Angeschuldigten der Prozess gemacht werden? Mag sein, dass dieser wie das Hornberger Schießen ausgeht. Sollte der Mann zur Tatzeit vermindert - oder gar schuldunfähig sein, wird diese Konsequenzen auf das zu erwartende Strafurteil haben müssen. Dafür muss jedoch erneut ein Gutachter beauftragt werden, der sich sodann zu dieser Frage - häufig in schriftlicher Form - äußert, dieses in der möglichen Hauptverhandlung allerdings ausschließlich mündlich vortragen muss.

Bis dahin könnte es aber weiterhin ein weiter Weg sein. So weit eben, wie von Winnert, dem eher beschaulichen Örtchen nahe der deutsch - dänischen grenze, bis nach Flensburg, wo die Fäden des Falles in den Händen der Justiz gehalten werden.

Menschen müssen aber auch Angst haben dürfen. Nicht nur in den Zeiten von " Corona ". Oft auch dann, wenn ein abgedrehter Nachbar ein riesiges Waffenarsenal angelegt hat, ohne sich über dessen Gemeingefährlichkeit Gedanken zu machen.

Vor einigen tagen hörte ich in den Weltnachrichten, dass dank dem Angstmacher  Corvit - 19, der freie Waffenverkauf in den USA in weiten Teile der dortigen Bundesstaaten zu einem sprunghaften Anstiegs der Waffenverkäufe geführt hat. Die Bürger standen in langen Schlangen vor den entsprechenden Geschäften. Vermehrt ware darunter US - Amerikaner, chinesischer Herkunft, die sich latent wegen der dortigen " Corona " - Verbreitung von den eigenen Landsleuten bedroht fühlen.



KANOI & KRPL  -  Finish Him  -  Das blutige Samenkorn  -  2016:


 


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