Durch die niederbayerische Prärie



Vorgestern war Mittwoch. Mittwoch, der 04.03.3030. Eigentlich kein besonderer Tag. Ein ganz gewöhnlicher Tag im bisher abgelaufenen Jahr 2020. Und doch war es für mich ein außergewöhnlicher Mittwoch. Jener, vom 04. 03. 2020, also, denn ich fuhr zum allerersten Mal in meinem bereits langen Leben durch deutsche, exakter ausgedrückt, durch bayrische Orte, von deren Existenz ich zuvor nie etwas gehört hatte. Oder - leicht eingeschränkt ausgedrückt: Ich habe diese Ortschaften zuvor nicht wahr genommen.

Der Hintergrund meiner Reise durch jene bayrischen Orte war auch ein besonderer, denn meine bessere Hälfte hatte über " ebay Kleinanzeigen " ein Kuhfell erworben. Nein, nicht irgendeines. Es ist das Fell einer Hochalmkuh. Jener Spezies, die sich vornehmlich in unseren Regionen, rund um die hiesigen Berglandschaften der Alpen aufhalten.

Dieses Kuhfeld sollte nun am gestrigen Mittwoch seinen Besitzer wechseln. Deshalb begab ich mich mit unserem japanischen Lastenesel gegen kurz nach 8.00 Uhr auf die Autobahn in Richtung Landshut.
Das intelligente Navi, der unwiderrufliche Freund und Helfer eines jeden Autofahrers, es zeigte mir bereits kurz vor der Abfahrt 11 der BAB 92 einen Verkehrsstau an. Es errechnete eine Zeitverzögerung von zirka einer 3/4 Stunde. Nö, das tue ich mir am Mittwochmorgen nicht an. Ich verließ die A 92 an der Abfahrt 13 und wählte den Weg durch die Prärie Niederbayerns.

Gut, ja, gut, ich sach´ma´, ich glaube, auch in vielen anderen Bundesländern sieht es auf dem flachen Land nicht viel anders aus. Ob nun in den östlichen Randgebieten Hessens, denen von Niedersachsen oder den Westteilen Nordrhein - Westfalens, wo sich eher Dorf an Dorf, Ortsteil neben Ortsteil oder Flecken hinter Flecken einreiht, sieht es eher danach aus, als habe der liebe Gott vergessen, den hier lebenden Menschen zusagen, dass das 3 Jahrzehnt in ersten Jahrhundert des dritten Jahrtausend angebrochen ist.

So  fuhr ich zunächst in Richtung Landshut, um dann in dem ersten Kreisel in entgegen gesetzter Streckenführung zurück auf die Autobahn zu fahren. Das schlaue Navi spielte mit mir Katz und Maus und wollte  mich tatsächlich wieder in die Stauzone auf der parallel laufenden A92 lotsen.

Nein, nicht mit mir.

Ich wählte einen Umweg, der mich alsbald in die niederbayrische Prärie führte. Dorthin, wo die Felder der Bauern das Landschaftsbild prägen, die Höfe noch so aussehen, als sei die Digitalisierung nicht im vollen Gange und die von der CSU - Mamsel Bär geforderten " Lufttaxis " eine Spleen der gerade erst abgezogenen US - Amerikaner, den sie in einem 50er Jahre Sci-Fi - Schinken aus Hollywood entwickelt haben.

Langsam dämmerte es mir, während unser Navi hinter jeder Wegbiegung immer neue virtuelle Purzelbäume schlug ( Originalton: " Fahren Sie recht, dann fahren sie links, hinter der nächsten Kurve fahren Sie nicht geradeaus "? ), dass Bayern nicht München und Eching im Landkreis Freising bei München, nicht Ergoldsbach in Niederbayern sein kann.

Die Welt hier draußen, an der frischen Landluft eben, ist eine andere. Ich zuckelte langsam auf die zwar asphaltierten, aber sich wirr verlaufend zeigenden Wege in Richtung des nächsten Ortes, den ich bereits einige Hundert Meter vorher dank des aufragend Kirchturms als solchen erkannte. Er heißt
" Pfefftrach "!

Nie gehört und gesehen schon gar nicht!

Ich zuckelte gemütlich auf der " Pfeffenhausener Straße " in Richtung " Pfarrkofen ". Über eine relativ kurvige Streckenführung gelangte ich dann nach " Unterwaltenkofen ". Boah, ey, überall Land, menschenleere Straßen und Kreuze an denselben. Manchmal auch solche, die nicht für den " Herrn da Oben " gedacht sind. Hier hat sich augenscheinlich ei Provinz - " Schumi " für immer verewigt.

Der elektronische Sucher bot mir danach eine Art besseren Feldweg zur Weiterfahrt an. Nö, mache ich nicht! Ich wählte die Alternative auf der etwas breiteren Straße und gelangte - natürlich in Form des eingegangenen Umwegs - in das stille Örtchen " Oberglaim ", dann über " Käufelkofen " nach ( warum wunderte das mich dann nicht ? ) " Unterglaim ".
Wieder nur Dorf, Land, Kirche.

Weiter ging es nach " Kopfham " ( Fazit: Fünzehn Häuser, 25 Menschen 100 Kühe, eine Kirche, ein CSU - Plakat ).

Von dort aus führte mich Navi " Olga " in Richtung " Holzen ", ließ mich jedoch einige Hunter Meter vorher über einen asphaltierten Feldweg  nach  " Mirkskofen " fahren. Wieder dieser Kirchturm als leuchtender Pfad der individuellen Motorrevolution, der mich allerdings in den zweiten Gang herunter schalten ließ. " 30 Km/h " ! - Mann weiß ja nie. Steht dahinter Einer oder nicht?

In " Mirkskofen " kutschierte mich unser Japaner über die " Obere Sendbachstraße " in das Örtchen " Ginglkofen "; dann nach " Artkofen ". Dr. Navi zeigte jetzt noch zirka 7, 5 Kilometer bis zum Ziel an. Ich war etwas erleichtert; zumal ich mich vor der Irrfahrt durch Niederbayern´s Dörfer auch von einem dringenden Bedürfnis entledigt hatte.

Schließlich war ich im Ort mit dem sensationellen Namen " Buch ". Über eine weitere mäßig ausgebaute Straße, nämlich eine Landstraße gelangte ich nach " Kläham ", dann nach " Oberdörnbach ", schließlich zum Ziel " Ergoldsbach ".


 
https://www.viamichelin.de/web/Smart_road?departure=84028%20Landshut%2C%20Deutschland&departureId=31M2dkbzEwY05EZ3VOVE00T0RRPWNNVEl1TVRVeE9URT0=&arrival=84061%20Ergoldsbach%2C%20Deutschland&arrivalId=31M2M0YTEwY05EZ3VOamt3TnpnPWNNVEl1TWpBME1EWT0=&index=0&vehicle=0&type=0&distance=km&currency=EUR&highway=false&toll=false&vignette=false&orc=false&crossing=true&caravan=false&shouldUseTraffic=false&withBreaks=false&break_frequency=7200&coffee_duration=1200&lunch_duration=3600&diner_duration=3600&night_duration=32400&car=hatchback&fuel=petrol&fuelCost=1.36&allowance=0&corridor=&departureDate=&arrivalDate=&fuelConsumption=

Das Kuhfell war - preislich besehen - ein absolutes Schnäppchen. Es kostete 55,00 Euro. Die Fahrtkosten sowie die Zeit mal außen vorgelassen. Aber: Wir haben ja Zeit, wir sind ja Rentner!

Und - nach einem kurzen Small talk mit der Verkäuferin, die sich mir gegenüber im tiefsten niederbayerischen Dialekt offenbarte  - ging es zurück ins Feld.

Die Rückfahrt gestaltete sich allerdings weniger auffällig und mühsam, denn:

Aus der " Oberdörnbacher Straße " kommend fuhr ich nach einigen Hundert Meter direkt auf die gut ausgebaute Bundesstraße 15 N in Richtung " Wölflkofen ", von dort auf die B 15 nach " Oberunsbach ", weiter nach " Unterunsbach " und danach  in Richtung " Essenbach ", einem 11.000 Einwohner zählenden Ort mit 31 ( ! ) Ortsteilen (  https://regiowiki.pnp.de/wiki/Essenbach ) von wo es nach einigen Kilometern auf die BAB 92 zurück ging.

Je weiter mich die Autobahn in Richtung der bayrischen Landeshauptstadt führte, desto dichter wurde der Autoverkehr.
Ich fühlte mich wieder in der Urbanität, der Zivilisation, angekommen. Die niederbayerische Prämie lag hinter mir. Interessant war die Fahrt dennoch. Wieder etwas an Lebenserfahrung gewonnen, dank des niederbayerischen Kuhfells bei " ebay "!



BLIND FAITH  -  Can´t Find My Way Home  -  1969:







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