Sabbelsäcke



Die hiesige Medienmeute stürzt sich seit mindestens 10 Tagen auf nur ein Thema " Corona ", gefolgt von der erneuten " Flüchtlingskrise " vor den Toren Europas und den Restposten zum Thema " Klimaschutz ". Da kommen bereits abgearbeitete Ereignisse, wie die von Neo - Faschisten begangenen Morde in Halle oder die Amokfahrt in Volkmarsen nicht mehr vor. Gewesen ist gewesen; letztendlich dann wohl megaout! Und - dieses kommt selbstverständlich noch hinzu - mit den " ollen Kamellen " lässt sich auch kein Geld verdienen.

Eine Redewendung besagt denn auch zutreffend:
 " Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. "

Was für die Printmedien gilt, ist bei den längst zu den mehr oder weniger lieb gewordenen Nachrichtenkanälen zum Berufsalltag geworden. Hier zählt nämlich fast nur Aktualität.

Da las ich vor einigen Tagen in dem Nachrichtenmagazin " DER SPIEGEL " ( 10 / 2020, S. 21 ) die Kolumne des Journalisten Markus Feldenkirchen. Unter dem Titel " Kreatives Täterraten " befasst er sich mit jenem Berufsumfeld, dass für so manchen seiner Kollegen zum Problem werden kann. Dann nämlich, wenn er ohne die erforderlichen vorbereitenden Arbeiten, quasi planlos vor den Ort eines Ereignisses gejagt wird, um hier live zu berichten.

Livesendungen in dieser Form sind für den Glotzer eher eine Zumutung. Markus Feldenkirchen weiß dieses und versucht sich mit seiner moderaten Kritik an jenen Typus von Berichterstattung auf das festzulegen, was jedem Zuschauer bereits nach wenigen Minuten nahezu ungebremst ins Auge springt und seine Ohren sodann eher auf Durchzug stellen lässt: den Nachrichtenwert.

Am Beispiel der Live - Sendung des Senders " n - tv " zu den Ereignissen in Volkmarsen, als dort bekanntlich ein mutmaßlich psychisch labiler Mann mit seinem PKW in einen Karnevalsumzug raste, setzt sich der " SPIEGEL " - Journalist mit den fragwürdigen Informationsgehalt der bei " n - tv " über den Sender gelaufenen Live - Schalte auseinander.

Bedingt durch eine Melange aus Konkurrenzdruck, journalistischen Zwängen und der Ökonomisierung jener Privatsender, kommt sodann jenes unbrauchbare Nachrichtenprodukt heraus, dass Markus Feldenkirchen in seinem Beitrag skizziert.

Für einen distanziert - kritischen Zuschauer wird somit nur " Herumgesabbelt ". Es werden auf nahezu sinnfreie Fragen nahezu inhaltslose Antworten zusammen gestammelt, die den Interessierten eher verunsichern, denn informieren. Markus Feldenkirchen konstatiert zwar zutreffend, dass derartige " Live - Beiträge " - wie in jenem aus Volkmarsen - nur gesendet werden, um danach sich selbst auf die Schulter klopfend, sagen zu können, dass man live vor Ort war. Unter dem Strich also nur: Senden des Sendens willen!
Einzig aber dürfte danach in erfreulicher Weise feststellbar sein: Der " n -tv " - Beitrag und die vor Ort daher stammelnde Reporterin mit dem Namen Alex, konnte hier keinen weiteren Schaden anrichten.

Das ist bei solchen " Attentaten ", jenen Gewalttaten, die nicht selten politisch motiviert sind, nicht immer der Fall. Dann nämlich nicht, wenn die in und mit den Sozialen Medien hinreichend bewanderten Rechtsradikalen und / oder AfD - Anhänger unmittelbar nach Bekanntwerden eines solchen Verbrechens, ihren " twitter " - Account heiß glühen lassen, damit die übrige Welt sofort ihre ureigenste Sichtweise zu jener Tat erfährt. Diese lässt sich mehrheitlich in einen Satz zusammen ziehen: " ( Kriminelle )Ausländer raus! "

Während diesen braunen Amöben auch mit anders lautenden Nachrichten zu eben solchen " Attentaten " kaum beizukommen sein dürfte, denn diese Verblendeten sehen in ihrer selbst mit produzierten Nachrichten - und Informationsblase, eben jene geforderten " alternativen Fakten " zu der angeblichen " Lügenpresse ", ist das Geblubber oder besser das Gesabbel der von den Spartensendern dann sofort vor Ort los gelassenen Reportern im Nachgang noch korrigierbar. Verdichtet sich das Informationsgefüge zu einem solchen Ereignis, ziehen die Privatsender sofort mit.

Oft aber - so konstatiert Markus Feldenkirchen - vermischt sich das Spekulative der Vorort - Berichterstattung sodann mit jenem Lügen - und Hasstiraden aus dem Dunstkreis der Neo - Faschisten zu einem unerträglichen Gesabbel. Sicherlich können die unter existenziellen Erfolgsdruck und täglichen Rechtfertigungszwängen ob ihres Daseins stehenden privaten Nachrichtenkanäle nicht zu Steigbügelhaltern des rechtsradikalen Mülls, der nahezu minütlich in den Sozialen Medien hinterlassen wird, erklärt werden. Doch - insoweit ist auch hier dem " SPIEGEL " - Mitarbeiter voll umfänglich beizupflichten - die Gefahr, dass eben jene journalistische Tätigkeit vor Ort zur Farce wird, wenn für den Glotzer oder Zuhörer der Informationsgehalt gen Null tendiert, dürfte immer virulent sein. 

Wenn AfDler und andere Einfältige aus dem rechten rand just solche spekulativen Beiträge mit zum Anlass nehmen, um alsdann ihren eigenen Senf dazu zu geben, kann jedoch das eine unsägliche Gesabbel von dem anderen nicht mehr unterschieden werden. Der Qualitätsjournalismus indes verlangt eine saubere Recherche zu Ereignissen und deren dann oft vorgenommene Einordnung in ein bestimmtes Meinungs - und Wertebild. Bei solchen Beiträgen allerdings ist das gar nicht möglich.
" Kreatives Täterraten ", dürfte alsdann die Konsequenz sein.

Und - mal so nebenbei bemerkt - wäre da nicht zunächst Schweigen besser als Sabbeln?

Beim Lesen erinnerte ich mich an einen älteren Blog - Beitrag zu jenem Thema:


https://lobster53.blogspot.com/2016/12/sabbelsack.html


https://www.pinterest.de/michaelaelmann/sabbelsack/




IVORY  - Losin´ Hold  -  1968:





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