Krimineller Buchhandel



Als der Buchvertrieb Carl Bertelsmann vor etwa 185 Jahren in Gütersloh gegründet wurde, hatte sein gleichnamiger Inhaber nur theologisches Druckwerk in seinem Angebot. Das sollte sich viele Jahre danach ändern. Der Verlag setzte mehr auf Unterhaltungsliteratur.
Das ist bis heute der Fall.

Abgesehen von seinen opportunistischen Tätigkeiten als Bücherverbrenner und aktiver Hetzer wider des undeutschen Schrifttums während der Zeit des " Tausendjährigen Reichs ", setzte Bertelsmann und auch später sein Nachfolger Reinhard Mohn auf ausgewählte Sachbücher sowie leichte Kost in Wort und Bild.

Das erbrachte dem nach dem Krieg aufstrebenden Verlag im Ostwestfälischen alsbald nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch gesellschaftliche Anerkennung. Die Witwe des letzten Herausgebers Mohn ist seit Jahren mit unser aller " Angie " Merkel eng verbandelt.


https://de.wikipedia.org/wiki/Bertelsmann#19._und_20._Jahrhundert

Jedoch hat das einst gängige Konzept, über den Kataloghandel Millionen für die eigenen Produkte zu gewinnen und zusätzlich noch einige Brigaden an freischaffenden Handelsvertreter dafür zu generieren, irgendwann seinen Preis, aber auch seine Wachstumsgrenzen. Bereits Mitte der 1980er Jahre ließ das Interesse der BRD - Bevölkerung an vermeintlich bezahlbarer Literatur rapide nach.

Die sich dramatisch verändernden neuen Handelsformen, wie Supermärkte, Discounterketten und entsprechende Buchhandelsgruppen führten nicht nur zu einer Zentrierung am Markt, sondern ließen die Preise - insbesondere nach dem Wegfall der nicht mehr zeitgemäßen Preisbindung -  in den Keller rutschen.

Der einst klassische Vertriebsweg der Bertelsmann AG über Kataloge und Handelsvertreter die gigantischen Umsätze weiter wachsen zu lassen, wurde mega out. Bertelsmann orientierte sich um und eröffnete durch das Engagement auf anderen Wirtschaftsfeldern für sich neue Wege, um dem gemeinen Michel, aber nicht nur diesem, die DM aus dem Kreuz leiern zu können.

Der Handelsvertreter in der einstigen Form erlebte jedoch mit der Wiedervereinigung für wenige Jahre noch eine Renaissance, weil er dem " dummen " Ossi nun den letzten Müll vertickern konnte. Doch die Zeiten des Haustürgeschäftsmodells waren längst dem Abgesang geweiht. Mit entsprechenden Gesetzen schob die Politik der Klopperei und Betrügerei von ganzen Wirtschaftszweigen, zu denen auch die Armada an freischaffenden Handelsvertretern zählte, die neben Büchern, Zeitschriften - Abonnements und natürlich auch Versicherungsverträge unter die oft ahnungslosen Leute brachten, einen dicken Riegel vor.

Damit waren auch die letzten Handels - und Verkaufsstrukturen des Bertelsmann - Mediengiganten beinahe zerschlagen. Was übrig blieb, waren einige Restposten, ehe der Konzern diese Sparte ganz einstellte.

Doch auch hier blieben einige Nachwehen, die in einem vor dem Amtsgericht Rheine in Nordrhein - Westfalen, seit Oktober 2019 anberaumten Strafprozess, aber eher nur bedingt mit dem Nachkriegs - Geschäftsmodell des Gütersloher Konzerns im sachlichen Zusammenhang stehen.

Zwei Männer aus den Ortschaften Altenberge und Nottuln waren wegen gewerbsmäßigen Betrugs von der Staatsanwaltschaft in Münster angeklagt worden. Sie sollen sich - so der Vorwurf der Anklagebehörde - in dem Zeitraum zwischen Dezember 2014 bis 1. Juni 2016 bei ihren Hausbesuchen in 33 Fällen von den späteren Geschädigten einen Geldbetrag von insgesamt zirka 450.000 Euro erschlichen haben.

 https://www.azonline.de/Muensterland/3997466-Prozess-Zwei-Kaufleute-vor-Gericht-Schaden-von-knapp-450.000-Euro

Nach einer längeren Beweisaufnahme, die das dort tagende Schöffengericht als notwendig erachtete, stellte sich der Betrugsvorwurf in 29 Fällen als erwiesen ein. Das Urteil für den sich zusammen mit einem Komplizen als Bertelsmann - Vertreter ausgebenden Carsten J. fiel hart aus. Das Schöffengericht erkannte auf eine Freiheitsstrafe von 4 Jahren und ließ den Verurteilten noch im Gerichtssaal verhaften. Ferner beschloss das Gericht in Rheine die Beschlagnahme eines Mercedes - PKW, einer Harley Davidson, eines Reitpferdes sowie eines Geldbetrages in Höhe von 90.000 €, die auf einem Konto des Mannes.

Die Masche der beiden Männer war perfide. Sie klingelten bei zunächst arglosen, zumeist älteren Opfern, stellte sich als Handelsvertreter der Firma Bertelsmann vor und veranlassten durch geschickte Gesprächsführung, diese dazu, ihnen ihre Ersparnisse zu überlassen.
Die jetzt Verurteilten hatten dabei Kenntnis von den früheren Käufen der Geprellten bei dem Konzern und boten diesen nun an, ihre vormals dort erworbenen Enzyklopädien zurückkaufen zu wollen, weil diese am Markt einen enorme Wertsteigerung erfahren hätten. Zuvor jedoch sollte sie bei dem Duo teure Nachdrucke mittelalterlicher Schriften erwerben, dadurch würde sich der Gesamtwert der eigenen Bertelsmann - Sammlung enorm steigern lassen.

In anderen Fällen gaukelte der Verurteilte den Opfern vor, er habe 150.000 € Steuerschulden bei dem Finanzamt, die er nun sofort auszugleichen habe, deshalb benötige er einen Schnellkredit. Weil dieser nicht sofort bei einer Bank zu realisieren sei, bat er den dann Geprellte, ihm das Geld vorzuschießen. Als Sicherheit hinterlegte J. dann einige Kisten mit alten - sich als wertlos herausstellenden - Büchern.

Die beiden Männer ritten hier auf einer längst bekannten Betrugswelle, die nämlich durch den Verkauf von Nachdrucken vermeintlich wertvoller alter Schriften als sichere Geldanlage vorgibt. Dieses lukrative Geschäftsmodell wird nach wie vor in verschiedenen Varianten massenhaft zelebriert. Opferanwälte berichten von Hunderten Fällen mit einem in mehrere Millionen gehenden Gesamtschaden.

Für den Gütersloher Konzern zeigt sich dieses als unappetitlich. Er ließ die Kunden der unisono weit überteuerten Nachschlagewerke per Brief über jene Betrugsmasche informieren.
Auch die hauseigenen Reproduktionen kostbarer Handschriften aus dem Mittelalter und frühneuzeitlicher Drucke, die in einer limitierten Auflage sowie durch eine entsprechend, luxuriös aussehende Aufmachung den Kunden schmackhaft gemacht werden sollen, sind weder als Geldanlage geeignet, noch besitzen diese Bertelsmann - Druckwerke einen wirklichen Wert, obwohl sie für mehrere Tausend Euro angeboten werden.

Aber auch die maßlos übersetzten enzyklopädischen Werke, die vormals zu dem Standardprogramm des Verlags zählten, sind heutzutage weder Geldanlage, noch haben sie in den Zeiten der elektronischen Medien einen reellen Wiederverkaufswert, zumal sie bereits nach kurzer Dauer nur noch einen antiquarischen Wert besitzen.

So kommen eben " krumme Hunde ", wie die beiden Verurteilten aus dem fernen Münsterland, auf krumme Ideen. Schließlich ist eine bestimmte Bevölkerungsgruppe und sind bestimmte Nutzer anfällig für derartigen Schmus. Einst stand auch Bertelsmann als Name für Bücherverbrennungen; später dann im Kontext mit Geld verbrennen. Beides kommt auf´s Gleiche heraus.




Föllakzoid  - Electric  - Föllakzoid III  -  2015:




 




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