Auf dem Echinger Wertstoffhof ab 3



Heute Nachmittag habe ich es endlich wieder geschafft, die vielen Kartonagen, die sich durch die Bestellerei bei " Amazon " und Co. in den letzten Wochen angesammelt hatten, zum in der Nähe gelegenen Wertstoffhof zu bringen.

Dieser öffnet ab 15.00 Uhr. Aus Erfahrung heraus weiß ich, dass es nicht ratsam ist, bereits einige Minuten nach dem die Pforten aufgemacht wurden, dort hinzufahren. In der letzten Woche standen Dutzende PKW vor dem Eingang und sogar auf der Straße. Also versuchte ich es nach 15.00 Uhr.

Doch auch dieser Plan scheiterte zunächst kläglich. Kaum war ich in der Nähe des Geländes angelangt, sah ich bereits jede Menge Fahrzeuge davor warten. Ein Mini  Stau auf der " Daitenhausener Straße ".

Unter diesen Umständen wendete ich unseren japanischen Lastenesel, den ich eine Viertelstunde vorher mit Pappkartons aus unserem Keller bis zum Innendach gefüllt hatte und bewegte mich unverrichteter Dinge in Richtung " Hagebau Markt ".

Die harten " Corona " - Zeiten verlangen dem Durchschnittsbürger so einige Dinge ab, die er bislang nie gekannt hatte. Darunter zählt mittlerweile ohne Zweifel die Maskenpflicht. Die gilt uneingeschränkt in den bayrischen Baumärkten ( und auch nicht nur dort ).

Ich zog mein gewaschenes Exemplar - eine Arbeitsschutzmaske von anno Tobak - aus der Jackentasche, setzte diese auf und holte mir einen Einkaufswagen. Nach zirka einer halben Stunde hatte ich die Holzschutzfarbe und den Verdünner gekauft. Ungewohnt war es dieses Mal nicht, denn seit Montag gilt ja die Maskenpflicht in sämtlichen, zurzeit geöffneten Geschäften.

Auf dem Rückweg zum Wertstoffhof überlegte ich nur kurz, ob ich mir diese Tortur des Wartens vor der Einfahrt zum Gelände antun sollte oder eher nicht. Ich entschied mich für die positive Variante und fuhr links in die Daitenhausener Straße ein. Wieder warteten einige Fahrzeuge vor dem Eingang. Doch als ich in die Einfahrt fuhr, war der Zugang zum Tor gesperrt.

Ich wendete erneut, fuhr wiederum auf die Straße zurück und kurvte auf dem Gelände vor dem Sportplatz herum, ehe ich wieder auf die Daitenhausener Straße kam, um von dort - jetzt allerdings rechts herum - zum Wertstoffhof zu gelangen.

Im Schritttempo gurkte ich an den alten Holzaufbauten vorbei zum eigentlich Ausgang des Platzes. Dort versperrte ein Mitarbeiter der Gemeinde mir den Weg. Er sah mich - natürlich mit Maske - etwas musternd an und fragte dann, was ich abzugeben hätte. " Pappe! Nur Pappe! ", lauetete meine Antwort.

Nach einigen Minuten ließ er mich durch. Ich setzte meine Arbeitsmaske auf. Auf dem Gelände herrschte emsiges Treiben. Autos standen vor und an den unterschiedlichen Containern und warfen Holz, Metall, Plaste und andere Gegenstände hinein. Auch beim Grünschnitt parkten PKWs.
Ich ergatterte einen Abstellplatz, öffnete den Kofferraum und wuchtete die erste Scharge Pappe - zuvor ordnungsgemäß gefaltet - aus dem Auto. Dann stapfte ich im Slalom an anderen " Kunden " vorbei in Richtung papp - Container. Einer der beiden Großbehälter war bereits bis zum Rand gefüllt. Ein Mitarbeiter stand im Sicherheitsabstand vor dem vollen Container und beobachtete das Treiben auf der anderen Seite.

Ich stieg die Treppe hoch und warf die Pappen gekonnt und mit Schwung in die Tiefe. Beim Aufprall gab es ein dumpfen Knall. Ich ging zum Auto zurück und holte die zweite Ladung. Dieses Mal musste ich im sicheren Abstand unten vor der Treppe warten. Eine Grauhaariger versuchte sich beim Auseinanderreißen der mit gebrachten Kartons. Es dauerte, ehe der Alte ( eigentlich gehöre ich auch längst dazu ) seine Kartonagen zerlegt hatte. Der ihn beobachtende Mitarbeiter meckerte ihn an: " Beim nächsten Mal vorher zerlegen ! " rief er nach oben herauf. Der alte Zosse ließ sich nicht beirren und rupfte stoisch die Kartons auseinander.

Ich grinste den Gemeindearbeiter an und sagte:
" Wenn ich meine Menge zerlegen würde, dauert das Stunden! ".
Er grinste zurück. Dann war der Alte oben fertig und schlich sich im Sicherheitsabstand vorbei. Ich stief erneut nach oben und warf die Pappen in den Behälter.

Dann folgte der dritte Gang. Dabei beobachtete ich andere " Kunden " auf dem Hof. Einige hatten zwei Kartons in den Container geworfen, anderen kamen mit einem Korb voller Glasflaschen, dritte wiederum wuchteten Pressspanmöbel in das Behältnis.
Ein Gewusel herrschte an allen Plätzen. Dazu fuhren Autos ab, andere kamen von der linken Seite heran gefahren.

Der Bundesmichel war irgendwann einmal Weltmeister im so genannten Recyclen. Immerhin, auch ein Titel. Mir wurde jetzt schlagartig klar, warum das so war.

Wenn ich für ein halbes Dutzend Schnaps - und Weinflaschen zum Wertstoffhof fahre, muss ich aber nicht unbedingt umweltbewusst handeln. Auch zwei bis vier Kartons von " amazon " dort zu entsorgen und dabei das Auto zu nutzen, zeugt nicht von einer Umwelt schonenden Handlungsweise. Aber, egal. Besondere Zeiten verlangen besondere Maßnahmen. Zu diesen gehört seit Mitte März, dass jede - auch noch so kleine - Gelegenheit genutzt wird, um den eigenen Vier Wänden - wenn sie denn sehr beengt sind - zu entfliehen.

Tante " Corona " bringt die " Eingesperrten " auf seltsame Ideen. So wird in jenen harten Zeiten, so mancher Keller aufgeräumt, so mancher Schuppen entrümpelt und so manches Regal ausgemistet.
Ab mit dem Krempel in den eigenen PKW und dann nichts wie hin zum Wertstoffhof. Möglichst mehrere Male am Tag oder in der Woche.

Die armen Gemeindemitarbeiter!

Ich verabschiedete mich von dem am Container stehenden Arbeiter mit einem freundlichen " Auf Wiedersehen! ". Er antwortete - ich hatte es fast vergessen - mit " Servus! ". Ich lebe doch in Bayern und dort ist einiges, aber nicht alles, anders.


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