Osterspaziergang 2020



Jetzt ist er bald Vergangenheit, der 1. Osterfeiertag des Jahres 2020. Es war - zumindest in weiten Teilen - des Landes ein sonniger Sonntag. Bei fast wolkenlosen Himmel stateren wir unseren obligatorischen Rundgang um den Hollerner See. Ab Mittag herrschte dort bereits reger Betrieb. Auf den Wiesen lagen Sonnenhungrige, die sich bei Außentemperaturen von  um die 24 Grad sehr wohl zu fühlen schienen. Ab und zu nahm auch ein Mutiger ein kurzen Bad in dem sicherlich noch zu kühlen Wasser des einstigen Kieslochs.
Zudem herrschte ein reger Radfahrerbetrieb. Einige Dutzend Radler passierten uns während des knapp 1 1/2 - stündigen Rundgangs. Meistens im teuren Outfit auf noch teureren Drahteseln.
Selbst an dem überschaubaren Sandabschnitt lagen Menschen in der Sonne.

Alle diese Aktivitäten sind nicht unbedingt untersagt, doch das Verhalten der Besucher wird nicht immer kontrolliert. Und dieses trotz Kontaktverbot und Ausgangsbeschränkungen.
Würde der Außenstehende diese österliche Szenerie für sich allein in Erinnerung behalten, wäre dieser Ostersonntag kaum anders als jene, die es auch Jahre zuvor gegeben hat.

Ich erinnerte mich an einige dieser Osterfeiertage, die ich erleben durfte. Da waren einige dabei, an denen sogar Schnee lag, andere zeigten Aprilwetter, wie es viele Metereologen fort während vorher sagen, auch sonnige Feiertage mit relativ hohen Temperaturen waren darunter.

Einige Ostertage habe ich in verschiedenen Städten verbracht. In Wilhelmshaven, in Bremen  oder auch in Delmenhorst. Viele Ostern auch zusammen mit den Eltern und Geschwistern. Weitere mit der eigenen Familie, mit einer einstigen Bekannten oder im Freundeskreis. Dann waren da diverse Osterfeuer, an die ich mich eher blass erinnern kann. Während eines Osterfeuers konnten wir den Kometen " Hyakutake " beobachten. Dann ist mir noch das " Krawall - Ostern " von vor einigen Jahren in guter Erinnerung. Ein Nachbar prügelte sich mit einem anderen Autofahrer, weil dieser in vorschriftswidrig überholt hatte.

Viele Ostertage verliefen allerdings ereignislos.

Doch die Osterfeiertage dieses Jahres sind geprägt von einer weltumfassenden Seuche mit Namen " Corona ". Das Virus bringt - mutmaßlich - für sehr viele ältere und/ oder erkrankte Menschen auf der Erde oft den Tod.

" Corona " hat zu einer Minimalisierung im Leben einer Unzahl von Menschen geführt. Was sonst im sehr oft durch getakteten Tagesablauf als wichtig eingestuft wurde, gerät nun eher zur Nebensache. Die Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wasser und Luft scheinen den Alltag zu bestimmen.
Die staatlich verordnete und administrativ kontrollierte Askese hat binnen weniger Wochen zu einer Entschleunigung innerhalb der Gesellschaft geführt. Weil Auslandsreisen verboten, Besuche entweder untersagt, aber zumindest verpönt sind, Freizeit - Bespaßungen nicht statt finden, reduziert sich - nicht nur - an Ostern der Tageszyklus auf jene noch verbleibenden Möglichkeiten, die die Industriegesellschaft auch schon vor " Corona " anbietet.

Darunter sind immerhin noch genügend Angebote, die Hunderten Millionen Menschen in anderen Länder erst gar nicht zur Verfügung stehen. Wie beispielsweise ein Buch lesen, eine Radiosendung hören oder eine SMS - Nachrichten schreiben. In unseren Gefilden ist dieses 24 Stunden lang möglich. Über die vielfältigen Kommunikationsangebote können auch soziale Kontakte aufrecht erhalten werden.

Was allerdings nicht austauschbar ist, sind die zwischenmenschlichen Probleme. Eine kaputte Ehe lässt sich nicht durch ein Mehr an gemeinsamer Zeit kitten. Eine brüchige Beziehung wird dadurch nicht repariert, dass man sich nicht mehr so oft oder überhaupt nicht sieht. Prügelnde Eltern werden auch jetzt ihren Lebensfrust an den Schwachen, nämlich ihren eigenen Kindern auslassen. Von einander entfernt wohnende Familien und Verwandte werden zurzeit nicht mehr Kontakte pflegen als vorher.

Die Gesellschaft musste sich selbst beschränken, jedoch sind die in ihr lebenden Diskrepanzen nicht geringer geworden, geschweige denn, abgeschafft.

Im Gegenteil: Wer arm ist bleibt arm. Wer arm, krank und alt ist, stirb so.  In einem Land dieser Welt mehr, in einem anderen vielleicht weniger. " Corona " infiziert theoretisch alle Menschen, unabhängig von deren Ansehen. Doch, ob ein Infizierter an dem Virus stirbt, hängt davon ab, wo dieser lebt.

Als wir wieder im eigenen Garten saßen, den wir im Verlaufe der nun fast 12 Monate nach eigenen Vorstellungen angelegt haben oder anlegen ließen, erinnerte ich mich an so manchen Osterspaziergang in den frühen 1980er Jahren, den ich von meinem 19 m² - Loch im Mensa - Wohnheim an der Universität in Richtung Uni - See oder Holler Land gemacht habe. Bei dem heutigen Oster - Wetter begegneten mir Hunderte Fahrradfahrer. Sie fuhren auf ihren zumeist eher beschiedenen Drahteseln im nur in eine Richtung. Auf dem Kuhgrabenweg stadtaus - oder stadteinwärts. Mich hingehen zog es möglichst bald auf einen der vielen Wirtschaftswege. Weit fort von den radelnden Massen. Dorthin, wo noch die ruhige Natur existierte.

Die Menschenmassen waren mir eher zuwider. Nach einem solchen Osterspaziergang fühlte ich mich ausgeglichen. So, wie Ostern 2020 auch. " Corona " wird vorüber gehen. Auch die Zeit bleibt nicht stehen. Es ist dabei entscheidend, was jeder Mensch mit dieser, ihm gegeben Zeitspanne anfängt. Und da sind eben nicht alle Erdbewohner gleich.



SCHWARZARBEIT  -  Vertreibung aus dem Paradies "  -  1980:





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